Private Rentenversicherung hat es schwer

Ideen zur aktiven Steuerung des Langlebigkeitsrisikos wollen Experten jetzt auf dem jüngsten Euroforum "Strategiemeeting Lebensversicherungswirtschaft" entwickeln. Die zentrale Fragestellung lautet: Welche Chancen hat die Rentenversicherung, angesichts erschwerter Ertragsbedingungen an den Kapitalmärkten?

Experten wie Professor Jochen Ruß vom Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften aus Ulm sowie Michael Florig (Deutsche Bank), Andreas Gintschel (JPMorgan Chase Bank) und Frank Schiller (Swiss Life) wollen praxisnahe Gestaltungsalternative vorstellen. Viele Experten sehen das klassische Garantiemodell der Lebensversicherer bedroht. Immerhin muss die Branche aus älteren Verträgen im Durchschnitt eine Pflichtverzinsung von 3,3 Prozent stemmen. Mit einem Garantiezins von 1,75 Prozent sind zudem Neuverträge kaum noch attraktiv.

Marktführer plädiert für Klassikmodell
Unter Druck geraten vor allem Anbieter, die mit hohen Kosten zu kämpfen haben. Demgegenüber hat sich Marktführer Allianz energisch für die klassische Rentenversicherung ausgesprochen. Das Unternehmen setzt weiter auf das klassische Sicherungsvermögen. Ein Grund: Bei der Allianz liegt die Verwaltungskostenquote bei 1,1 Prozent der Beiträge, während sie in der Branche im Schnitt mit 2,4 Prozent mehr als doppel so hoch ist. Kostensenkungen sind also die größte Baustelle vieler Lebensversicherer, wollen sie an der klassischen Altersvorsorge, bei der die Gesellschaften den Großteil des Kapitalanlagerisikos tragen, festhalten. Die Nachfrage nach Fondspolicen ist seit Ausbruch der Finanzkrise deutlich eingebrochen.

Die meisten kümmern sich nicht um ihre Rente
Kein Wunder: Für 60 Prozent der Deutschen steht die Sicherheit der Altersvorsorge nach wie vor an erster Stelle, wie aus einer aktuellen Studie der Heidelberger Lebensversicherung hervorgeht. Die repräsentative Umfrage wurde im Mai 2012 von der GfK Marktforschung unter 973 Bürgern ab 14 Jahren durchgeführt. Gleichzeitig weist die Studie aus, dass es zum Thema Altersvorsorge immer noch hohen Aufklärungsbedarf gibt. Nur jeder dritte Befragte hat sich bereits intensiv mit seiner Altersvorsorge auseinandergesetzt.

Problematisch ist zudem, dass nach einer Studie des Beratungshauses YouGov, die im April und Mai 2012 durchgeführt wurde, nur rund 26 Prozent der befragten Kunden eine Vorsorgelücke bei der gesetzlichen Rente erkennen. Keine Überraschung ist hingegen, dass Menschen mit höherem Einkommen und höherer Bildung sich überproportional mit der finanziellen Absicherung des Ruhestandes beschäftigen. Nach Meinung der Heidelberger Leben sollen die Bürger mindestens elf Prozent des Nettoeinkommens für eine Zusatzrente zurücklegen. Schon das dürfte viele Haushalte überfordern.

Bild: © Gerd Altmann /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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