Private Rentenversicherung: Kunde kauft Katze im Sack

„Über die Rentabilität der privaten Riester-Rentenversicherung kann man derzeit nur spekulieren“, sagt Manfred Poweleit, Herausgeber des Branchendienstes Map-Report. Bisher gebe es noch keine Leistungsempfänger. Auch generell existierten über die Leistungsfähigkeit einzelner Rentenversicherungsanbieter zu wenig empirische Erkenntnisse, so dass Verbraucher derzeit „die Katze im Sack kaufen“ würden.

Rentenversicherungen werden trotzdem immer stärker an die Frau und den Mann gebracht. Ein Grund: Die staatliche Förderung der Riester-Rente. Der Anteil an klassischen Rentenpolicen lag laut Map-Report 2009 bei 22,3 Prozent. Demgegenüber kommen Kapitallebensversicherungen (KLV) im Neugeschäft nur noch auf rund 12,1 Prozent. Ihr Kauf ist aber überhaupt nicht mehr empfehlenswert. Denn der frühere Branchenliebling ist mittlerweile zum Stiefkind geworden.

Branche will anscheinend den Verkauf von Rentenpolicen forcieren
So fielen sogar die Kapitalabfindung bei Rentenversicherungen – hier gibt es ja vor dem Rentenstart in der Regel für jeden Kunden eine Wahlmöglichkeit – mittlerweile besser aus als bei der reinen KLV. Bei 21 von 23 durch den Map-Report untersuchten Gesellschaften ist das der Fall. Damit will die Branche anscheinend den Verkauf von Rentenpolicen forcieren.

Nach Einschätzung von Poweleit gibt es nämlich keinen plausiblen Grund, warum die Kapitalleistungen der KLV plötzlich so gering ausfallen. „Die technischen Gewinne der KLV wachsen immer weiter, während in der Rentenversicherung die erhöhte Lebenserwartung schon mehrfach zu neuen Sterbetafeln und Nachreservierungserfordernissen geführt hat“, wundert sich Poweleit. Im Marktschnitt gibt es bei einer Laufzeit von 20 Jahren und einer Einzahlung von 1.200 Euro jährlich ein Plus von 1.522 Euro für eine Kapitalabfindung aus einer Rentenpolice.

Höchste Abfindung bei der Neue Leben
Allein bei Asstel und Familienfürsorge hat noch die KLV ganz leicht die Nase vorne. Insgesamt gibt es große Unterschiede am Markt. Während die Provinzial NordWest eine Rentenabfindung von 44.414 Euro und eine KLV-Abfindung von nur 39.196 Euro prognostiziert, sind es bei der Bayern-Versicherung lediglich 37.700 Euro für die vorzeitige Rentenauszahlung und 37.092 bei einer KLV-Auszahlung. Die höchste Abfindung bei einer Rentenpolice traut sich die Neue Leben mit 45.872 Euro zu. Marktführer Allianz will immerhin noch 42.476 Euro Abfindung zahlen.

Kunden sollten am ehesten eine konstante Rente wählen
Bei Rentenpolice sollte unbedingt die dynamische und konstante Rente miteinander verglichen werden. „Die Prognose auf Basis der der aktuellen Geschäftsergebnisse müsste jeder Vermittler über ein Beratungsprogramm etwa bis Alter 80 oder 90 hochrechnen können“, so Poweleit. Schon wenn die Prognose ein Kopf-an-Kopf-Rennen ist, sollten die Kunden besser eine konstante Rente wählen. „Bei dynamischen Renten dürfte den Unternehmen spätere Rentenkürzungen leichter fallen“, warnt Poweleit. Während Abstriche von der konstanten Renten sofort auffallen, könne bei dynamischen Renten die Steigerungen einfach gesenkt werden ohne, dass der Kunde diese merkt.

Weitere Infos zur aufgeschobenen Rentenversicherung gibt es im aktuellen Map-Report 774 (www.map-report.de).

Bild: © Rainer Sturm /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

Alle Branche News