Provisionsfreie Versicherung "ab Werk"

Provisionsfreie Rentenversicherungen können direkt beim Versicherer gekauft werden. Sowohl LV 1871 als auch Interrisk bieten Kunden eine solche Möglichkeit an. Beide Anbieter vertreiben die provisionsfreien Policen aber passiv. "Unsere S-Tarife, die wir auch für Vergleiche herausgeben, können Kunden nur bei einer direkten telefonischen Anfrage erhalten", so Interrisk-Sprecher Wolfgang Bussmann. Im Internet würden weiterhin nur Maklertarife angeboten, die mit Provisionen kalkuliert seien.

Andere Anbieter, wie die Continentale oder die Canda Life, geben ihre provisionsfreien Tarife nicht direkt "ab Werk" ab, sondern nur über freie Vermittler, die auf Honorarbasis beraten. Da hier Stundensätze von 100 bis 290 Euro verlangt werden sollen, sind die Vorteile für die Kunden gegenüber klassischen, mit Provisionen kalkulierten Produkten kaum noch vorhanden. Das geht aus einer Studie hervor, die die Rating-Agentur Franke & Bornberg für "Börse-Online" erstellt hat.

Danach haben grundsätzlich provisionsfreie Tarife sogar gegenüber Direktversicherungen meist die Nase vorne. "Wenn man die garantierte monatliche Rente betrachtet, siegten sowohl bei ungeförderten klassischen Rentenversicherungen als auch bei geförderten Rürup-Policen die Honorartarife", heißt es in einer Mitteilung zur Studie. Schon mit dem passiven Verkauf provisionsfreier Tarife steigt der Druck auf das klassische Vertriebssystem. So liegt die die garantierte Rente des provisionsfreien Interrisk Tarifs - die sich bei 100 Euro Einzahlung in 35 Jahren erzielen lässt - gegenüber dem besten Direktanbietern pro Monat um 3,46 Euro höher. Im Vergleich zum besten klassischen Angebot der Debeka liegt die Differenz sogar schon bei 12,56 Euro pro Monat. Hochgerechnet auf eine Laufzeit von 20 Jahren wären das schon über 3.000 Euro. Zudem dürften die Überschüsse höher ausfallen.

Beratungsfreier Verkauf legitim?
Fraglich bleibt jedoch, ob die Abgabe von provisionsfreien Tarifen an den Endverbraucher ohne jede Beratung legitim ist. Zumindest auf Risiken des Abschlusses müsste der Kunde hingewiesen werden, will sich der Versicherer nicht ein massives Haftungsproblem einhandeln. Ob sich dann der massenhafte Verkauf "ab Werk" noch lohnt darf bezweifelt werden. Trotzdem gerät das Provisionssystem erneut unter Druck.

Problem für Riester
Probleme für den herkömmlichen Verkauf könnte es zudem bei Riester-Policen geben, wenn Verbraucherschützer mit ihrem Vorstoß durchsetzen, ein kostengünstiges staatliches Riester-Konto einzurichten. Das hat jetzt der Verbraucherzentrale Bundesverband in einem Brief an die Regierung gefordert. Ein Argument: In Deutschland hätten 37 Millionen Bürger Anspruch auf eine Riester-Zulage, doch bisher seien nur 14,6 Millionen Förderungen beantragt worden. Würden Riester-Renten weniger von Provisionen belastet, so die Verbraucherschützer, würde die Nachfrage steigen.

Bild: © Alexander Dreher/

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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