Rentenversicherung: Besonders wertvoll bei niedrigen Zinsen

Der Ausgleich über die Versichertengemeinschaft ist ein entscheidender Wirkmechanismus des Produkts "Klassische Rentenversicherung", ohne dessen Verständnis der Unterschied zu einem normalen Banksparplan nicht erkenn- und begreifbar wird. Daher versuchte der GDV kürzlich in Berlin Journalisten in die Geheimnisse der "Blackbox Lebensversicherung" einzuweihen.

Anlass für dieses Werkstattgespräch war die zum Teil etwas einseitige Berichterstattung durch Medien und Verbraucherschützer, was die Funktion und gegewärtige Situation der deutschen Lebensversicherung angeht. Verbraucherschützer raten von Neuabschlüssen ab. Der gegenwärtige Garantiezins von 1,75 Prozent sei nicht lohnenswert, um langfristig für 30 oder 40 Jahre zu investieren, da er nicht einmal die Inflation abfange und über die Jahre womöglich eine negative Rendite produziere. Von einer ernsthaften Krise der Lebensversicherung ist die Rede, gar von ihrem Ableben. Medien beklagen hohe Kosten, geringe Rendite, Intransparenz und prophezeien ebenso das nahe Ende des Modells Lebensversicherung.

Menschen leben länger als sie denken
Dabei wird, so erklärte Johannes Lörper, Mitglied im Vorstand der Ergo Leben, Mitglied in der Deutschen Aktuarvereinigung und Vorsitzender des GDV-Mathematikausschusses, ganz vergessen, dass die Rentenversicherung wie kein zweites Produkt das Risiko der Langlebigkeit absichere. Die meisten Menschen beurteilen ihre Lebenserwartung aus dem Bauch heraus und orientieren sich dabei an der Eltern- und Großelterngeneration. Das aber sei fatal für die Vorsorgeplanung, weil sie dabei sieben bis zehn Jahre zu kurz kalkulieren. Anders ausgedrückt: Menschen leben im Schnitt deutlich länger als sie glauben zu leben.

"Selbst die Versicherer lagen etwa mit ihrer Sterbetafel 1987R weit neben der Realität", verdeutlichte Lörper. "Während wir im Jahr 1987 vorausgesagt haben, dass von 100.000 damals 65 Jahre alten Männern 20 Jahre später noch gut 26.000 leben, waren es im Jahr 2007 tatsächlich noch fast 32.500."
Die Lebenserwartung wächst ungebremst alle 40 Jahre um etwa zehn Jahre. Die Sterbetafel der Deutschen Aktuarsvereinigung von 2004 hat dies berücksichtigt, die Versicherer kalkulieren entsprechend, was von Verbraucherschützern als überzogen eingeschätzt wird. Allerdings, beruhigte Lörper, gebe es eine Beteiligung auf den Langlebigkeitsgewinn, das Geld sei also nicht weg.

Bei Rentenversicherung reicht das Geld bis zum Lebensende
Ohne Versichertengemeinschaft sei heutzutage keine vernünftige Altersvorsorge-Planung möglich, da niemand wisse wie alt er wirklich wird und ob das angesparte Geld bis zum Ende der Tage reicht. Niemand könne sich auf die durchschnittliche Lebenserwartung verlassen. "Etwa die Hälfte der Menschen stirbt früher, die andere später. Kaum jemandem gelingt die Punktlandung", erklärte Lörper mit einem Augenzwinkern. Daher funktioniere die individuelle Vorsorge über Renten aus verzinstem Kapital oder aus Renten mit Kapitalverzehr (Auszahlungsplan) weit weniger gut als Renten aus Rentenversicherungen.

Von den Vererbungseffekten profitieren kann

Während ewige Renten nur aus Zinsen gespeist werden und das Kapital zum Beispiel für Erben unangetastet lassen und Auszahlungspläne die Gefahr in sich bergen, dass am Ende des Kapitals noch Leben übrig ist, reicht bei Rentenversicherungen das Kapital auf jeden Fall bis zum Lebensende – auch dank Restguthaben aus der Versichertengemeinschaft. "Die Unterschiede in der Lebenserwartung können im Versichertenkollektiv auf Grund der großen Zahl der Versicherten gut ausgeglichen werden", erklärte Lörper weiter. "Wer alt wird profitiert von den Vererbungseffekten, bekommt also praktisch das Geld von denjenigen, die früher gestorben sind." Wer Geld vererben will, muss sich das leisten können. Alle anderen sollten es in Form einer lebenslagen Leibrente verbrauchen.

Natürlich müsse man bei diesem Modell eine Balance zwischen Risiko und Rendite in Kauf nehmen – was es aber so nur bei einer Lebensversicherung gebe. "Gerade bei niedrigen Zinsen, bei denen es keine Alternativprodukte für die langfristige Altersvorsorge gibt, sind Rentenversicherungen zur Absicherung eines lebenslagen Einkommens unverzichtbar", fasste der Ergo-Vorstand zusammen.

Bildquelle: © Wilhelmine Wulff /

Autor(en): Elke Pohl

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