Riskante Produkte brauchen staatliche Regulierung

Die Bundesregierung will den Erwerb riskanter Finanzprodukte bei Kleinanlegern verbieten. Der grüne EU-Politiker Sven Giegold sieht dieses Vorhaben als Bevormundung. Als äußerst bedenklich erachtet wiederum der Makler Stefan Jauernig dessen Haltung (zur Finanzberatung):

Nach der Insolvenz von Prokon kritisiert Sven Giegold, grüner wirtschafts- und finanzpolitischer Sprecher im Europaparlament, in einer Rundmail vom 23. Januar 2014, die der Redaktion vorliegt, unter der Überschrift „Transparenz statt Bevormundung“, dass die Bundesregierung nach der Insolvenz der Firma Prokon „den Erwerb bestimmter riskanter Finanzprodukte“ verbieten will.

„Auch Kleinanleger haben das Recht, ihr Geld aufs Spiel zu setzen“, so Sven Giegold wörtlich in seiner E-Mail. Der Europapolitiker weiter: „Auch müssen Finanzberater auf Seiten des Anlegers stehen, statt durch Vertriebsanreize und Provisionen beeinflusst zu werden.“ Neben der Tatsache, dass Prokon intensiv Anleger selbst geworben hat – durch Anzeigen, Videos und eigene Vertriebsbüros, in denen kein einziger selbstständiger Finanzberater tätig war - ist wohl die Frage gestattet: Wären Kleinanleger bei einer Anlage bei Prokon nach einer Beratung gegen Entgelt glücklicher nach dem Motto „Wir haben da einen ganz tollen Anlagetipp, bezahlen Sie bitte zu der von Ihnen gewählten Anlagesumme lediglich sechs Prozent an uns für die Beratung“? Wohl kaum! Auch bei der Beratungsleistung auf Stundenbasis wäre das Anlegerglück heute wohl kaum größer; die Anlagesumme wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit futsch!

Risiko auch für Kleinanleger(innen) gut?
„Anleger investieren in fairen Handel und Kleinkredite in Entwicklungsländer. Fraglos sind das risikoreiche Geldanlagen. Dieses Engagement darf nicht verboten werden. Risiko ist das falsche Kriterium für Beschränkungen von Finanzprodukten. Das wäre Bevormundung statt Anlegerschutz“ so schreibt Sven Giegold weiter. Folgt man dieser Logik, dann soll Lieschen Müller weiterhin wohl auch Zertifikate oder andere „Finanzinnovationen“, die sich beispielsweise mit der Spekulation auf Lebensmittel befassen, kaufen dürfen. Lieschen Müller soll ja schließlich nicht bevormundet werden und Risiko ist – laut Herrn Giegold – auch für Kleinanlerger(innen), die bisher vielleicht ein Sparbuch hatten, kein Problem.

Warum dann überhaupt Regulierung von Finanzprodukten, „Transparenz“ genügt doch. Der Warnhinweis „dieses Finanzprodukt vernichtet ihr Vermögen und ruiniert ihre Gesundheit“ gut lesbar auf der Zigarettenpackung und im Produktinformationsblatt und schon ist jede Form von Investition in die Zigarettenindustrie anscheinend für Sven Giegold völlig unproblematisch?

Protektor statt Prokon
So kann Geldanlage, Sparen und Altersvorsorge für Kleinanleger nicht funktionieren. Bei schlechten und riskanten Produkten muss es eine staatliche Regulierung geben – nicht nur bei der Lebensversicherung, die sich im Vergleich zu einer Anlage bei Prokon für viele Kleinanleger zu einem „Renditeknaller“ entwickelt, selbst wenn es nur einen Kapitalerhalt und nur geringe Überschüsse geben sollte. Protektor statt Prokon – da ist zumindest das eingezahlte Kapital sicher!

Dass viele angeblich provisionsgetriebene Versicherungsvermittler auf den Vertrieb der von Prokon und anderen Firmen angebotenen Kapitalbeteiligungsmöglichkeiten seit Jahren im Interesse ihrer Kunden, denen sie auch in Jahren noch persönlich begegnen wollen, verzichtet haben – und damit auf viele Euro Gewinn – sei nur am Rande erwähnt.

Bildquelle: © Gerd Altmann /

Autor(en): Stefan Jauernig

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