Rückzug aus Basel vollzogen

Versicherungsunternehmen gehen normalerweise eher geräuschlos und einvernehmlich miteinander um. Fälle wie die jüngste Enthüllung einer geplanten Übernahme der Provinzial Nordwest durch die Allianz sind selten. Der Druck auf die Branche zu verschärften Fusionen und Übernahmen scheint noch nicht so hoch zu sein, und auch die Branchenkultur steht dem eher entgegen. Gemessen daran war die Auseinandersetzung zwischen der Basler und der Deutscher Ring Krankenversicherung sowie in der Folge der Signal Iduna Gruppe außergewöhnlich.

Auslöser war eine Mitteilung im November 2008 der schweizerischen Baloise (Basler)-Gruppe, dass sie eine Neuordnung ihrer deutschen Niederlassung der Beteiligungen plant und hierfür zur Vorbereitung einen personenidentischen Vorstand in allen deutschen Beteiligungsgesellschaften einsetzt. Damit sollte insbesondere Wolfgang Fauter als Vorstandsvorsitzender der Deutscher Ring-Gesellschaften abgelöst werden.

Doch der weigerte sich mit der Folge, dass er nur bei den beiden der Basler gehörenden Deutscher Ring-Gesellschaften Leben und Sach abberufen werden konnte, aber beim Gegenseitigkeitsverein Deutscher Ring Kranken seine Position behauptete. Da die drei Deutscher Ring-Gesellschaften per Organisationsvertrag miteinander verbunden und personell verflochten waren, ergab sich daraus eine außerordentlich konfliktreiche neue Lage. Rettung versprach sich der Krankenversicherungs-Verein in Gesprächen mit der Signal Iduna, der sie sich zum 1. April 2009 im Rahmen eines Gleichordnungskonzerns anschloss.

Gemeinsame finanzielle und vertriebliche Interessen
Ihre Position als "weißer Ritter" hatte die Signal Iduna bereits Anfang März 2009 untermauert. Da musste die Baloise mitteilen, dass sich der in Dortmund und Hamburg ansässige Konzern mit mehr als drei Prozent an ihr beteiligt hatte. Ziel war offenbar Druck aufzubauen, um den Konflikt über einen Abkauf der Deutscher Ring-Gesellschaften Leben und Sach zu lösen und gemeinsame Beteiligungen insbesondere am Vertriebsunternehmen OVB abzusichern. Einen Monat wurde der Anteil auf über fünf Prozent erhöht.

Ende 2009 schaltete sich die Versicherungsaufsicht BaFin ein, insbesondere weil die Verflechtung zweier konkurrierender Konzerne aufsichtsrechtliche Fragen auslöste. Kurzzeitig mischte Anfang 2010 auch noch die ebenfalls in Hamburg ansässige Hanse Merkur als "weißer Ritter" für die schweizerische Seite mit, um den Krankenversicherer des Deutschen Rings überflüssig werden zu lassen. Im April 2010 schließlich einigte man sich auf eine Entflechtung, durch die der alte Organisationsvertrag aufgehoben und lediglich eine Vertriebskooperation für die Sparte Krankenversicherung aufrechterhalten wurde. Auch die Beteiligungen und Vertriebe mussten neu geordnet werden.

Am 21. Dezember 2012 schließlich fasste die Baloise ihre deutschen Beteiligungen unter dem Namen Basler neu zusammen, der Name Deutscher Ring wird seitdem von den zur Basler gehörenden Gesellschaften nicht mehr im Neugeschäft genutzt.

Offenbar hat umgekehrt auch die Signal Iduna ihre Position aufgegeben und sich in Raten aus ihrer Beteiligung an der Baloise zurückgezogen. Vergangene Woche teilten die Schweizer mit, dass der
gemeinschaftlich gehaltene Anteil der Gesellschaften Deutscher Ring Kranken, Iduna Vereinigte Leben, Signal Unfallversicherung und Signal Krankenversicherung an der Baloise durch Veräußerung von Aktien am 18. Januar unter den meldepflichtigen Schwellenwert von drei Prozent gesunken ist. Anfang Dezember war er bereits auf knapp unter fünf Prozent (knapp 2,5 Millionen Namensaktien) gesenkt worden.



Bidlquelle: @ Stephanie Hofschläger/

Autor(en): Matthias Beenken

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