Run auf potenzielle neue PKV-Kunden hat begonnen

2011 dürfte für die Private Krankenversicherung (PKV) ein besonderes Wachstumsjahr werden. Viele gesetzliche Versicherte haben erst jetzt erkannt, dass die Drei-Jahres-Frist gefallen ist und sie wechseln können. Der Run auf diese Kunden, die ab 2012 in die PKV einsteigen können, hat bereits extrem eingesetzt.

So wirbt ein Kölner Maklerpool damit, dass sich entgegen der Vorgabe der Aufsichtsbehörden schon vor dem 1. Juli 2011 wechselwillig Kunden „mit einem Trick“ für 2012 versichern können. Die Branche insgesamt ist schon heute sicher, dass 2011 ein Erfolgsjahr wird. „Im laufenden Jahr 2011 dürfte das Neugeschäft noch besser ausfallen“, so der Vorsitzende des Verbandes der privaten Krankenversicherung, Reinhold Schulte mit Blick auf die Branchenzahlen für das Geschäftsjahr 2010. Noch fehlt zudem die von der Regierung geforderte und von der Branche begrüßte Provisionshaftungsverlängerung auf fünf Jahre. Daher dürfte 2011 das letzte Jahr massiver Umdeckungen werden.

PKV profitiert vom Negativimage der GKV
Gleichzeitig profitiert die Branche von einem Negativimage der gesetzlichen Krankenkassen, die gerade mit der ersten Pleite fertig werden muss. Das bestätigt auch der Kölner Marktbeobachter YouGovPsychonomics: „Neben wesentlichen Einschnitten im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen müssen sich gesetzlich Versicherte seit dem 01. Januar 2011 mit Beitragserhöhungen und steigenden Zusatzbeiträgen auseinandersetzen.“
In einer Studie hat das Unternehmen die Erwartungen an zusätzlichen Gesundheitsschutz ermittelt. Danach planen 14 Prozent der Befragten den Abschluss einer Zusatzversicherung über ihre Krankenkassen. Direkt bei einem Privaten Anbieter wollen 18 Prozent abschließen. Der weit überwiegende Teil denkt dabei an eine Zahnzusatzversicherung, sowie an eine Brillen- und Auslandskrankenreise-Versicherung oder zusätzlichen Heilmittelschutz. Erst auf Rang sieben bis neun folgen Heilpraktiker und Naturheilverfahren sowie freie Krankenhauswahl und privatärztliche Behandlung.

Individueller Gesundheitsschutz gewünscht
Immerhin: 70 Prozent der befragten Kassenpatienten sind mit ihrem Gesundheitsschutz unzufrieden und wünschen sich ein auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenes Versicherungsprodukt. Experten plädieren längst dafür, den gesetzlichen Schutz schon in jungen Jahren durch private Zusatzleistungen auf ein höheres Niveau zu heben. Sinnvoll ist nach Ansicht von Stefan Albers, Präsident des Verbandes der Versicherungsberater (bvvb) eine frühzeitige private Absicherung im Krankenhaus und von Zahnbehandlungen. In einer Musterrechnung hat Albers nachgewiesen, dass ein solch umfassender Schutz im Rentenalter noch günstiger ist als der volle Einstieg in die PKV.

Bürgerversicherung ist der PKV ein Dorn im Auge
Politisch bleibt die PKV weiterhin unter erheblichem Druck. Ein Regierungswechsel könnte das endgültige Aus für die Vollversicherung bedeuten. Entsprechend wütend reagiert daher der PKV-Verband auf einen Entwurf des SPD-Präsidiums für die Einführung einer Bürgerversicherung. Das gut funktionierende System der privaten Krankenversicherung von neun Millionen Bürgern, die mit kapitalgedeckten Alterungsrückstellungen eine vorbildliche generationengerechte Vorsorge getroffen haben, würde mutwillig zerstört, so der Branchenverband.

„Wo das endet, lässt sich am maroden Gesundheitssystem in Großbritannien beobachten, das gerade einen Weg aus der gescheiterten Staatsmedizin sucht, auf die das SPD-Präsidium jetzt zusteuern will“, warnt PKV-Chef Schulte. Angesichts einer wackelenden Regierungsmehrheit dürfte auch die Angst vor dem politischen Umbruch der PKV 2011 viele Neukunden bescheren.




Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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