Run-off-Studie: Ängste werden nicht zerstreut

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Verbraucherschützer und Versicherungsvermittler kritisieren regelmäßig den Verkauf von Lebensversicherungsbeständen an so genannte Run-off-Plattformen. Sie befürchten, dass die Kunden von den Investoren auf längere Sicht schlechter gestellt werden. Denn die Aufkäufer wollen Gewinne erzielen. Die Studie der Rating-Agentur Assekurata „Run-off in der Lebensversicherung 2019“ kann diese Ängste nicht nachhaltig zerstreuen.

So gibt es in der 40-Seiten umfassenden Analyse kein generelles Fazit, sondern viele Einzelbefunde. Neben den Lebensversicherungsbeständen die „verkauft“ wurden, so genannter externer Run-off, hat Assekurata auch die Victoria Lebensversicherung eingebunden, die sich seit Jahren im internen Run-off befindet und noch vom Eigentümer, der Ergo Versicherung, verwaltet wird.

Kapitalergebnis der Run-off-Unternehmen liegt unter Markt

Derzeit befinden sich sieben deutsche Lebensversicherer im externen Run-off mit einem Prämienvolumen von insgesamt 4,1 Milliarden Euro. Das entspricht laut Assekurata lediglich einem Marktanteil von knapp fünf Prozent. Nicht untersucht wurde die ehemalige Generali Leben, die sich heute Proxalto nennt. Hier ist die Datenhistorie noch zu kurz, so die Rating-Agentur. Laut Assekurata ist es den Run-off-Versicherern – ohne Unternehmen mit fondsgebundenen Policen - in der Summe weder vor noch nach externem Run-off gelungen, eine marktgängige laufende Durchschnittsverzinsung zu erwirtschaften.

„Stattdessen lag sie am Anfang des Betrachtungszeitraum etwa 0,3 Prozentpunkte unterhalb des Marktes. Dieser Abstand wird seit 2017 merklich größer. Bisher schafft es kein Run-off-Unternehmen mit seiner Kapitalanlage eine höhere ordentliche Rendite als der Markt zu erwirtschaften“, so die Rating-Agentur.

Nehmen sich zunehmend mehr vom Kuchen

Zudem stellen die Analysten fest: „Grundsätzlich offenbart die Struktur der Überschussverteilung, dass sich die Run-off-Versicherer, auch bei Berücksichtigung des Rechnungszinsaufwands, zunehmend mehr vom Kuchen nehmen.“ Run-Off-Plattformen und auch die Versicherungsaufsicht betonen immer wieder, dass sich das Geschäftsmodell der Aufkäufer vor allem aus Kosteneinsparungen speist.

An dieser Stelle ist die Untersuchung der Assekurata aber wenig aussagekräftig. Für zwei Gesellschaften stellen die Analysten fest, dass aufgrund ablaufender Bestände die (positiven) Skaleneffekte verloren gehen. Demgegenüber würde es den anderen analysierten Unternehmen gelingen, ihre Verwaltungskostenquote mitunter deutlich zu senken. Das Problem: Die Rating-Agentur kann bei diesen Unternehmen die Kosten nicht mehr „auf Einzelunternehmensebene“ nachvollziehen. Denn die Bestandsverwaltung wird über Servicegesellschaften abgewickelt.

Aktuell: Bund der Versicherten kritisiert Proxalto

Demgegenüber wirft aktuell der Bund der Versicherten (BdV) einen kritischen Blick auf den Generali-Nachfolger Proxalto. In der Veröffentlichung Anfang Januar heißt es: „Die erst letztes Jahr von Generali an das Run-Off-Unternehmen Proxalto verkauften Kund*innen erhalten nach den bisher von Assekurata und Versicherungsjournal veröffentlichten Überschusstabellen mit 1,25 Prozent am wenigsten laufende Gesamtverzinsung überhaupt.“ Nach Einschätzung von BdV-Chef Axel Kleinlein werde am Beispiel Proxalto deutlich, dass das Geschäftsmodell des Run-off offenbar darauf basiert, die Versicherten „möglichst knapp zu halten“, damit der Investor möglichst viel Rendite einkassieren kann.

Wer sich mit Einzelauswertungen zu den Run-off-Unternehmen beschäftigen möchte, kann die Assekurata-Studie für rund 1.000 Euro erwerben.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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