Schadenregulierung: Voll transparent

740px 535px

Ein neues Schadentracking-System soll die Regulierung von Unfallschäden bei Fahrzeugflotten transparenter machen. Betrieben wird es seit März von einem großen Servicedienstleister, der Innovation Group.

Künftig können Flottenmanager alle Schäden voll digital überwachen und bei Fehlentwicklungen schneller tätig werden. Möglich macht das ein neues Schadentracking-System, dass die Innovation Group aus Stuttgart jetzt in Deutschland startet. Das Tracking-System ist für eine Großflotte vorgesehen, die über 8.000 Fahrzeuge zählt. Die Pilotphase wird aber erst einmal regional begrenzt sein und nur wenige Werkstätten umfassen. „So können wir mit dem Fuhrparkbetreiber Erfahrungen sammeln und auswerten“, erläutert Markus Stumpp, Geschäftsführer der Innovation Group Fleet & Mobility GmbH.

Bis Ende des Jahres sei aber geplant, die neue Systemwelt für den gesamten Fuhrpark auszurollen. Der Prozess bilde die gesamte Wertschöpfungskette ab. Am Ende müsse der Auftraggeber nur noch die Bezahlung von Umsatzsteuer und Selbstbehalt anweisen.

Vernetzung mit Werkstätten

Noch sieht die alte Welt nach einem Unfallschaden für viele Flottenmanager dunkel aus. Zwar empfehlen Versicherer regelmäßig Partnerwerkstätten. Wer den Deal aber annimmt, hört nach der Auftragsannahme durch die Werkstatt meist erst wieder etwas, wenn der Wagen endlich fertig ist. Oft kann der Kunde weder Fotos noch Schadendaten oder Gutachten einsehen. Der Schaden wird in einer Black-Box abgewickelt. Das soll sich nun ändern. „Wir sind mit allen kooperierenden Werkstätten voll digital vernetzt“, erläutert Stumpp. Der Dienstwagenfahrer bekommt seine Reparaturtermin künftig als E-Mail im Branding des Auftraggebers, also des Versicherers oder des Fuhrparkbetreibers. Noch werden die Termine zentral in Stuttgart organisiert. Im nächsten Schritt soll auch die Terminvergabe vollkommen automatisiert ablaufen.

Google-Maps bereits eingebunden

„Aber schon heute erfolgt die Werkstattsuche per eingebundenem Google-Maps-Zugriff“, so der Schadenmanager. „Der Fahrer weiß somit genau, wo er hinmuss.“ Mit Fotos könne die Schadenabwicklung beschleunigt werden. Das alles läuft über einen Link, bei dem der Kunde vollen Zugriff auf seine Online-Schadenakte hat. „Hier kann er jederzeit den Status der Schadenbearbeitung einsehen“, so Stumpp. Das gilt für den Kostenvoranschlag oder das Sachverständigengutachten und den Fortschritt der Arbeiten am Auto. Diese Daten generiert die Innovation Group vollautomatisch aus den Werkstattsystemen. Und auf diese kann über die Plattform der Innovation Group auch der Fuhrparkleiter zugreifen und sich die Reports zu den einzelnen Schäden anschauen. Natürlich unter Berücksichtigung des notwendigen Datenschutzes. Der Zugriff muss daher mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern abgeklärt sein.

Beim Kunden ein Amazon-Gefühl erzeugen

Diese Transparenz gäbe es in der Regel nicht. „Heute bekommt der Fuhrparkchef meist nur dann von seinen Fahrern ein Feedback, wenn etwas schlecht gelaufen ist“, so Stumpp. Nun könnten auch die gut abgewickelten Schäden dokumentiert werden. Das digitale System macht es aber auch ganz schnell möglich, Kleinschäden, die nicht sofort in die Werkstatt müssen, von sicherheitsrelevanten Schäden zu differenzieren. Für Kleinschäden kann dann ein Reparaturtermin mit einer Frist von zwei bis drei Wochen vergeben werden. Das Schadentracking soll den Kunden aber auch das gute „Amazon-Gefühl“ geben, immer dabei zu sein. Zudem könne so die Kundenzufriedenheit ermittelt werden. Einzelne Versicherer, wie die Generali-Gruppe, die R+V Versicherung oder die Gothaer sind mittlerweile auch ins Schadentracking eingestiegen.

Wirklich eine faire Regulierung?

Trotzdem heißt eine transparente Schadenregulierung noch lange nicht, dass die Schäden rechtlich und technisch sauber abgewickelt werden. Dazu sagt Stumpp: „Wir erreichen heute eine sehr hohe Kundenzufriedenheit auf Seiten der Fuhrparkbetreiber. Dies liegt zum einen an den eingesparten Schadenkosten, aber auch an der hohen Reparaturqualität.“ Zudem würde zu über 90 Prozent bei Flotten Leasingfahrzeuge betreut. Für diese Fahrzeuge gebe es spätestens bei der Leasingrückgabe ein Qualitätsfeedback durch die beauftragten Gutachter. Anders gesagt: Zumindest eine schlechte Reparatur würde der Innovation Group am Ende wieder auf die Füße fallen.

Möglich ist auch, statt dem Rund-um-Sorglos-Paket, das gut 90 Prozent der Flottenbetreiber nutzen, nur Teilaspekte zu buchen – etwa  bloß den Reparatur-Service. Die Schadenabwicklung bleibt dann in der Regie des Flottenmanagers. Als langjähriger Partner vieler Versicherer in Deutschland könne die Innovation Group aber auch „Drittschäden schnell durchsetzen“. Nur in einem Prozent der Fälle müsse man gegen die Versicherer zu Rechtsmittel greifen. Insgesamt führt der Dienstleister in Deutschland pro Jahr über 300.000 Reparaturen durch. Im Flottenschadenmanagement sei man für rund 160 Fuhrparkbetreiber aktiv.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

Alle Branche News