Selbstbewusstsein für Vermittler

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Müssen Versicherungsvermittler (noch) schärfer reguliert werden? Wenn es nach dem Willen der Presse und den Verbraucherschützern gehe, ja, glaubt Michael H. Heinz (im Bild). Auf dem 9. Nordbayerischen Versicherungstag in Nürnberg warb der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) für ein neues Berufsbild, dass das miese Image des Berufsstandes wandeln soll.

Heinz beklagte, dass die Kritik der Verbraucherschützer oftmals ohne Sachkompetenz und "völlig faktenfrei" ausfalle. Kritik an den Produkten oder dem Verhalten der Versicherer werde ungeprüft auf die Vermittler übertragen. Ausserdem würden sie pauschal mit dem Bankenvertrieb und dem grauen Kapitalmarkt in einen Topf geworfen. Kaum ein Berufsstand geniesse ein so geringes Ansehen wie der Versicherungsvermittler. Deshalb sei es auch nicht verwunderlich, dass der deutsche Gesetzgeber den Beruf Regulierungen unterziehe, die weit über die EU-Vorgaben hinausgingen.

Viele Agenturen in ihrer Existenz bedroht
Der BVK-Chef kritisierte auch die Versicherer. Diese gingen immer gleich vor: Die Verbraucherschützer machten die Assekuranz nervös. Die Versicherer könnten sich nicht einigen und riefen nach dem Gesetzgeber. Die Vermittler seien am Ende die Leidtragenden, die die Beschlüsse der Politik umsetzen müssten. "Nach dem Desaster in der PKV, ist jetzt die LV dran", so Heinz. "Das LVRG ist keine gesetzliche Grundlage für Provisionskürzungen", mahnte er. Wenn Versicherer Kosten sparen müssten, seien immer Vertriebskosten gemeint und dies bedeute, Haftungszeitverlängerungen und Provisionsdeckelungen. Vielen Agenturen drohe dann das "Aus", befürchtete Heinz.

Aber der BVK jammere nicht nur, sondern setze sich aktiv für Lösungen ein. "Die Versicherungsvermittlung wie wir sie kennen, hat in weiten Teilen keine Zukunft mehr", konstatierte Heinz. "Wir brauchen weniger Vermittler und Vertriebe", aber die verbleibenden müssten qualifiziert und unternehmerisch solide aufgestellt sein. Der BVK wolle deshalb ein neues Berufsbild des Vermittlers. Ziel seien unabhängige und selbstbewusste Kaufleute, die sich an den bewährten Tugenden des ehrbaren Kaufmanns orientieren: Ehrlichkeit und Transparenz, Loyalität sowie Verlässlichkeit und ausschließlich den Interessen des Kunden verantwortet.

Vermittler auf Augenhöhe mit den Versicherern
"Vermittler sind keine Steuerungs-Größe sondern Partner der Versicherer", so Heinz. Manche Vermittler hätten das mittlerweile selbst vergessen. Er hoffe, dass die Initiative "Ehrbarer Kaufmann" dazu beitrage, das Vermittler sich als unabhängige und selbstbewusste Unternehmer begriffen, die nur ihren Kunden verpflichtet seien. Viele Versicherer hätten schon begriffen, dass Vermittler ihre Kunden sind, aber leider noch nicht alle. Die Einführung des "Ehrbaren Kaufmanns" sei ein Prozess und der BVK lade alle Beteiligten dazu ein, das neue Berufsbild zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Heinz hofft, dass eine breit getragene Zustimmung langfristig dazu beitragen könne, die unebrechtigte Kritik zum Verstummen zu bringen und das Image des Berufes aufzuwerten.

Verein ehrbare Versicherungskaufleute
Der Verein ehrbare Versicherungskaufleute e.V. (VEVK) (), will: "Versicherungsvermittlern mit den seit Jahrhunderten bewährten Tugenden des Ehrbaren Kaufmanns ein Leitbild ihres Handeln geben. Dieses Leitbild in das Bewusstsein ihrer Kunden, ihrer Geschäftspartner und der Öffentlichkeit führen" Ein Beirat steht dem Verein unterstützed zur Seite. Diesem Beirat gehören unter anderem Politiker wie Gerhard Schick von den Grünen, Marie-Luise Dött (CDU) und Willi Brase (SPD) an - neben Lars Gatschke von der Verbraucherzentrale Bundesverband, Dr. Jörg Freiherr Frank von Fürstenwerth (GDV), Ombudsmann Horst Hiort, Professor Dr. Matthias Beenken sowie Vertretern von Vermittlerverbänden.

Mehr über den Nordbayerischen Versicherungstag erfahren Sie in der Novemberausgabe von Versicherungsmagazin.
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Autor(en): Alexa Michopoulos

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