Sicherheit geht doch vor Nachhaltigkeit

740px 535px

Nachhaltigkeit spielt bei Anlageentscheidungen der Deutschen nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Dieses Ergebnis liefert jedenfalls eine Sonderbefragung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva).

Die hohe Präsenz von Themen wie Klima- und Umweltschutz in der öffentlichen Diskussion und nicht zuletzt die Debatte um die EU-Taxonomie haben Nachhaltigkeit auch in Kriterien der Geldanlage fest verankert. Das Angebot für entsprechende Produkte ist hoch – ebenso wie das Bewusstsein der Menschen. Mehr als die Hälfte der Befragten (53,6%) ist überzeugt, dass nachhaltige Geldanlagen auch zu einer nachhaltigeren Gesamtwirtschaft beitragen können.

Sicherheit und Rentabilität weit vor Nachhaltigkeit

Stehen jedoch konkrete Anlageentscheidungen an, schrumpfen die Nachhaltigkeitsambitionen der Menschen. Bei der Verteilung der Prioritäten der Befragten dominiert der Faktor Sicherheit mit einem Wert von 40 Prozent, gefolgt von Rentabilität (27%) und Liquidität (18%). Nachhaltigkeit bildet mit 15 Prozent das traurige Schlusslicht. Der aktuelle Wert liegt dabei immerhin um zwei Prozentpunkte über dem Wert der Sommerbefragung.

„Um im aktuellen Umfeld der niedrigen Zinsen bei gleichzeitiger Inflation eine vernünftige Realrendite zu erzielen, erwägen zwar mehr und mehr auch aktienbasierte Anlagen. Im Vordergrund steht dabei aber die Suche nach dem besten Verhältnis zwischen Sicherheit und Rendite“, erläutert Professor Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA. „Die Deutschen haben ein hohes Nachhaltigkeitsbewusstsein. Das wird sich in den Anlageentscheidungen niederschlagen, sobald die Anleger überzeugt sind, dass Nachhaltigkeit dem hohen Sicherheitsbedürfnis und einer positiven Realrendite nicht im Wege steht, sondern sogar begünstigen kann. Derzeit ist das noch zu selten der Fall,“ kommentiert Heuser die Ergebnisse seiner Untersuchungen.

Immerhin gehen aktuell 38,5 Prozent davon aus, dass nachhaltige Geldanlagen risikoärmer sind als Anlagen ohne Nachhaltigkeitsfokus. 40 Prozent glauben, dass nachhaltige Geldanlagen langfristig eine höhere Rendite erwirtschaften. Dabei nimmt das Vertrauen in einen positiven Zusammenhang zwischen Rendite und Nachhaltigkeit mit zunehmendem Alter ab.

Nachhaltigkeit Befragung

Finanzberatung in Deutschland ist auf einem guten Weg

In der Gruppe der 19- bis 29-Jährigen sehen 51,2 Prozent eine positive Kopplung, bei Menschen ab 65 Jahren trifft dies lediglich auf 28,2 Prozent zu. „Viele Bürger möchten ihre Geldanlage nachhaltig gestalten, fürchten aber, dafür auf Sicherheit oder Rendite verzichten zu müssen“, sagt Helge Lach, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV). „Nachhaltigkeit und traditionellere Kriterien in Einklang zu bringen ist kein Ding der Unmöglichkeit, erfordert allerdings Fachkompetenz. Die Finanzberatung in Deutschland ist auf einem guten Weg. Zumal spätestens ab August 2022 Berater dazu verpflichtet sind, die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden abzufragen und in den Beratungsprozess zu integrieren. Viele tun dies schon jetzt.“

Nachhaltigkeit Geldanlage

Hintergrundinformationen

Die Befragung ist Teil der aktuellen Winter-Ausgabe des Deutschen Geldanlage-Index (Divax-GA). Befragt wurden 2.000 Personen in Deutschland. Alle Ergebnisse sind auf der Website des Diva zu finden.

Quelle: Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva)

Autor(en): versicherungsmagazin.de

Zum Themenspecial "Nachhaltigkeit"

 

Alle Branche News