Smart Home: Versicherer gehen es langsam an

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Wo steht die Assekuranz hinsichtlich Smart Home? Diese Frage bildete den Mittelpunkt der zweiten Fachkonferenz "Smart Home - Nutzenpotenziale und Erfahrungsberichte" der Versicherungsforen Leipzig, die Anfang November stattfand.

Seit einigen Jahren hat das Thema Smart Home durch die fortschreitenden technologischen Entwicklungen Fahrt aufgenommen. Einige Versicherer haben bereits erste Produkte im Markt. Doch die Probleme sind vielfältig und lassen sich nicht so leicht lösen. Zudem ist die Wohngebäudesparte der Versicherer traditionell wenig rentabel. Von Innovationen wie Smart Home erhofft sich die Branche daher Einsparmöglichkeiteb im Bereich der Schadenkosten.

Demografischer Wandel spielt Smart Home in die Hände
Einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen gab zum Auftakt der zweitägigen Veranstaltung in Leipzig Günther Ohland, Vorsitzender des Vorstands der Smart Home Initiative Deutschland e. V. Er betonte, dass Innovationen im Bereich Wohnen einen langen Atem bräuchten, da Wohnungen und Häuser nicht jährlich renoviert werden und Modernisierungen viel länger bräuchten, um sich in der Breite durchzusetzen. Ein weiteres Problem sieht er darin, dass kein einheitlicher Standard für Smart-Home-Geräte bestehe und viele Produkte nicht kompatibel seien. Der demografische Wandel begünstige jedoch die Relevanz von Smart Home, da gerade Ambient-Assistet-Living-Produkte so eine größere Akzeptanz erfahren könnten.

Professor Dr. Dirk-Carsten Günther, BLD Rechtsanwälte, beleuchtete die rechtliche Perspektive von Smart-Home-Lösungen. Er gab zu Bedenken, dass bislang hauptsächlich datenschutzrechtliche Themen, nicht aber haftungs- oder deckungsrechtliche Fragestellungen, diskutiert würden. Smart Home sei daher noch rechtliches Neuland, in dem noch viele Fragen geklärt werden müssten, etwa der Umgang mit neuen Gefahren wie dem Eindringen in ein Haus durch Auslesen des WLANs.

Erste Erfahrungsberichte liegen vor
Dass einige Versicherer schon erfolgreich Produkte gestartet haben, zeigten die Erfahrungsberichte der Konferenz. Die Provinzial Nord West arbeitet mit dem Distributor und Dienstleister Komsa zusammen und bietet den Kunden Smart-Home-Geräte von Lupus Electronics an. Der Versicherer sieht einen hohen qualitativen und quantitativen Nutzen in diesem Projekt. So sollen nicht nur Einsparungen bei den Schadenkosten gemacht werden, sondern das Smart-Home-Produkt wird auch zur Kundenbindung eingesetzt und bietet unter anderem durch ein großes Medienecho einen strategischen Mehrwert.

Die Generali Versicherung sowie die Bayerische setzen hingegen auf den Smart-Home-Gerätehersteller Devolo. Während die Generali ihren Kunden ein "Starter Kit" anbietet, um die Hemmschwelle für Smart Home niedrig zu halten, müssen die Kunden der Bayerischen in einem Konfigurator von Devolo selbst aussuchen, welche Komponenten sie einsetzen möchten. Bei beiden Angeboten zeigte sich bisher, dass die Installation der Geräte zwar nicht sehr kompliziert sei, die Kunden jedoch stark an die Hand genommen werden müssten, beispielsweise durch detaillierte und ansprechende Anleitungen oder aber einen zusätzlichen Installationsservice.

Imagegewinn steht im Vordergrund
Auch wenn Smart Home mittlerweile für viele kein Fremdwort mehr ist, setzen sich die Konzepte nicht so schnell durch, wie erhofft. Produkte wie Amazon Alexa, das mit vielen smarten Geräten kompatibel ist, begünstigen jedoch die Verbreitung. Für die Assekuranz ist es aktuell noch schwierig, große Erfolge mit den Smart-Home-Angeboten zu erlangen, momentan dominieren bei den Vorteilen solcher Angebote die Imagegewinne gegenüber Schadenkosteneinsparungen. Als einen kritischen Erfolgsfaktor sehen die Experten den Vertrieb. Nur wenn Smart-Home-Tarife von den Vermittlern überzeugend angeboten werden, wird es eine Chance auf große Akzeptanz bei den Kunden geben.

Einen weiteren Faktor betonte Professor Dr. Viktor Grinewitschus, EBZ Business School. Er glaubt, dass ein wichtiger Treiber für Smart Home künftig die Kombination von Produkten mit weiteren Services, etwa in der Pflege, sei.

Autor(en): Katharina Thiemann, Versicherungsforen Leipzig

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