So wirbt die Allianz der Dresdner Bank die Kunden ab

Die Bank wirbt -Kunden unsanft ab und bringt damit die Agenturen in Erklärungsnot gegenüber Kunden, die ihre bisherige Bankverbindung aufrechterhalten wollen. Per Kundenbrief vom 15. April soll der Vorzug des Wechsels zur Allianz Bank schmackhaft gemacht werden, die bis heute über keinerlei Filialen verfügt. Das Verbleiben bei der Dresdner Bank ist nicht gewünscht – diese wurde an die Commerzbank verkauft.

Viele Kunden hatten schon vor der Allianz-Übernahme Geschäftskontakte zur Dresdner Bank
Das Schreiben behauptet kühn, der Kunde sei von der Allianz vermittelt worden. Das stimmt jedoch in zahlreichen Fällen nicht, da viele Kunden schon lange vor dem Kauf des Kreditinstituts 2001 durch die Allianz Geschäftsverbindungen mit der Dresdner Bank unterhalten hatten. Was verwundert: Der Brief ist von Andree Moschner, Vorstand der Dresdner Bank, unterzeichnet.

Seine wichtigere Funktion bleibt im Brief allerdings unbenannt: Moschner ist seit 1. Januar 2009 im Vorstand der Allianz Deutschland AG und zeichnet dort für das neue Ressort "Allianz Banking Deutschland" verantwortlich. Offiziell soll er "bis zum Vollzug der Verschmelzung der Dresdner Bank auf die Commerzbank im Vorstand der Dresdner Bank verbleiben" und auch "für die Übertragung der von der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG vermittelten Bankkunden auf die Allianz zuständig sein" – ein klassischer Interessenkonflikt.

Unsittliche Angebote
Moschner ist damit der oberste Abwerber und schreckt in dieser Funktion auch nicht vor unsittlichen Angeboten zurück. So bietet er per Kundenbrief 50 Euro Treueprämie und ein Tagesgeld mit 4,0 Prozent Zinsen pro Jahr. Zum Vergleich: Die Dresdner Bank verzinst Tagesgeld derzeit mit 1,0 Prozent. Solche Lockangebote sind scheinbar nötig, denn der Kunde muss schon bis zu diesem Freitag seine schriftliche Zustimmung zum Wechsel erklären. Ansonsten gehen ihm die "Top-Angebote" verloren und er bleibt Kunde der Dresdner Bank.

Der Brief endet mit einer Drohung: "Sofern Sie eine Kreditkarte mit Tankbonus besitzen, können Sie diese nach dem 31. Mai 2009 nicht mehr nutzen.2 Zum Hintergrund: Um die Vertriebskraft der Allianz-Agenturen zu stärken, hatte man vor längerer Zeit die Parole ausgegeben, über die Agenturen 100.000 neue Dresdner Bank-Kunden zu werben. Denen machte man die Verbindung zur Dresdner Bank unter anderem dadurch schmackhaft, dass jeder Kunde einer Allianz-Kfz-Versicherung über die Versicherungsagentur auch eine „Dresdner Bank-Visa-Kreditkarte“ mit spezieller Funktion erhielt.

Für alle mit dieser Karte bezahlten Tankrechnungen gibt es 1 Prozent Rückvergütung, maximal 50 Euro pro Jahr - das wiegt die Jahresgebühr von 30 Euro auf. Damit besitzt der Kunde quasi eine kostenlose Kreditkarte. Um das Bankgeschäft über die Agenturen anzukurbeln, erhielten Allianz-Versicherte die "Dresdner-Bank-Visa-Tankkarte" vielfach auch dann, wenn sie gar keine Allianz-Autoversicherung besaßen.

Überfragte Hotline
Pikant an dem jetzigen Rückzieher der Allianz für Kunden, die der Dresdner Bank die Treue halten wollen: Hier wird rechtlich in eine laufende Vertragsbeziehung des Kreditkartennutzers mit der Dresdner Bank eingegriffen, ohne dass der Kunde sich etwas hat zuschulden kommen lassen. Zudem wird ersatzlos eine Leistung gestrichen, für die der Kunde auch die Dresdner Bank haftbar machen könnte, denn deren Name und Logo steht auf der Karte.

Dies bringt Betroffene in Wallung und auch die Allianz-Agenturen in Erklärungsnöte. Denn nicht wenige Allianz-Versicherte drohen nun ihrerseits mit der Kündigung von Policen. Auch die Dresdner Bank vor Ort ist ratlos. Ein Filialleiter bedauerte, darauf keinerlei Einfluss zu haben, bot aber sofort für das erste Jahr eine klassische Dresdner Bank-Visakarte zum Nulltarif. Wer die Hotline anruft, auf die im Kundenbrief verwiesen wird, erntet breites Unwissen. "Ich werde mich erkundigen, aber das kann dauern", hieß es am Montag. Doch die Wechselfrist endet bereits am heutigen 8. Mai 2009, sollen die "Top-Angebote" nicht verfallen.

Chance für freie Vermittler
Weiterer offener Punkt: Wenn nach fünf Monaten die Rückvergütung endet und die Kreditkarte ungültig wird, wie werden dann die Tankbeträge der ersten fünf Monate verrechnet, falls der Kunde nicht zur Allianz Bank wechselt? Wieder ist die Hotline ahnungslos. Man wolle sich erkundigen und alsbald zurückrufen. "Wann das sein wird, steht noch nicht fest, da wir von Anfragen überrollt werden", vertröstet die freundliche Stimme. Da dürften Vertriebsvorstände der Konkurrenz und freie Vermittler hellhörig werden. Nichts ist in diesem schwierigen Jahr so sehr erwünscht wie der Kontakt zu brach liegenden Beständen unzufriedener Kunden.

Autor(en): Detlef Pohl

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