Solvency II: Nach der Diskussion folgt die Arbeit

Es könnte ein „heißer“ Herbst werden für die Versicherungsbranche. Davon geht das Beratungshaus Towers Perrin aus. Nachdem die EU im Mai die Rahmenrichtlinie verabschiedet hat, verlagere sich nun der Solvency II-Fokus von politischen Verhandlungen hin zu konkret erforderlichen Durchführungsmaßnahmen, heißt es zur Begründung.

Die EU-Kommission hat CEIOPS (Das Committee of European Insurance and Occupational Pensions Supervisors ) gebeten, entsprechende Bestimmungen bis Ende 2009 vorzulegen. Vor diesem Hintergrund hat der Ausschuss bereits über 30 Konsultationspapiere veröffentlicht, die auf mehr als 1.500 Seiten Details der neuen Rahmenrichtlinie beschreiben. Weitere Papiere werden im Laufe des Jahres erwartet. Damit Versicherungsgesellschaften ihre eigenen Standpunkte darlegen können, sind die Papiere öffentlich zugänglich und werden von Unternehmen, Verbänden und Organisationen kommentiert. So kann die Kommission die Anliegen der Versicherungsbranche bei der Formulierung technischer Details berücksichtigen.

Towers Perrin schätzt, dass die Solvency Experten in den Unternehmen weit über 1.000 Personen-Stunden benötigen, um diese Flut von Solvency II-Konsultationspapieren zu verstehen, zu analysieren und das Management auf die Implikationen des neuen Systems vorzubereiten.

Bereits durch die ersten Kommentare kristallisieren sich unterschiedliche Standpunkte zwischen der Versicherungsbranche und Aufsichtsbehörden heraus. Diese betreffen etwa das Accounting zukünftiger Beiträge oder die Ermittlung des Zinssatzes zur Bewertung der Verbindlichkeiten. Trotz ihres technischen Charakters können diese Themen die Solvabilitäts-Bilanzen der Versicherungsunternehmen in Milliardenhöhe beeinflussen.

„Die Vorbereitung auf Solvency II wird für viele Gesellschaften in den nächsten Jahren eine sehr hohe Priorität haben. Der Aufwand zur Analyse und Kommentierung seitens der Versicherungsbranche ist notwendig, um am Ende auch realisierbare Standards zu erhalten", kommentiert Michael Klüttgens, Senior Consultant bei Towers Perrin, die Lage. „Auch wenn Verbände und andere Organisationen einen Großteil der Kommentierung und Bearbeitung der Konsultationspapiere übernehmen, empfehlen wir allen Gesellschaften, diese Papiere zu studieren und hinsichtlich der Auswirkungen für die eigene Gesellschaft zu analysieren. Diese Erfahrungen werden bei der Einführung von Solvency II substantiell helfen“.

Autor(en): Versicherungsmagazin

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