In der Zeit um den Jahreswechsel müssen Führungskräfte normalerweise oft Reden halten -nicht nur bei Weihnachtsfeiern und Neujahrsempfängen, sondern auch im Rahmen von Kick-offs, Verbands- oder Händlertagungen oder Vertriebsmeetings. Dies wird auch in den kommenden Monaten so sein - auch wenn in diesem Jahr coronabedingt so manche Präsenzveranstaltung entfallen, ins Netz verlagert oder in einem kleineren Kreis stattfinden wird. Deshalb hier einige Tipps, wie Sie Ihre Reden so gestalten, dass nicht nach wenigen Minuten das Interesse Ihrer Zuhörer erlischt und Ihre Botschaften bei Ihrem Gegenüber ankommen.
Tipp 1: Authentisch sein
Der Erfolg einer Rede hängt stark davon ab, ob der Redner auf die Zuhörer glaubwürdig und authentisch wirkt. Also sollte die Rede ihm auf den Leib geschneidert sein. Unglaubwürdig wirkt es, wenn ein Erbsenzähler sich als Witzbold präsentiert. Oder wenn sich ein Einzelkämpfer verbal mit den Anwesenden verbrüdert. Das wirkt gekünstelt. Also gehen die Zuhörer auf Distanz.
Tipp 2: Die Zuhörer auf eine „"Gedankenreise" mitnehmen
Ein Redner gleicht einem Reiseführer. Er nimmt seine Zuhörer mit auf eine Gedankenreise - zum Beispiel durch das kommende Geschäftsjahr. Überlegen Sie also vorab: Was ist der Anlass der Reise? Wohin soll sie gehen? Und: Wer nimmt an der Reise teil? Erst danach sollte er das Reiseprogramm, also den Inhalt und Ablauf der Rede, planen.
Tipp 3: Vorab überlegen: Was verbindet die Zuhörer (und mich)?
Vor dem Planen Ihrer Rede sollten Sie reflektieren: Welche Beziehung besteht zwischen den Zuhörern, und was verbindet sie mit mir? Kennen sich die Zuhörer zum Beispiel persönlich gut oder sehen sie sich nur einmal jährlich? Gehören sie derselben Organisation an oder nicht? Denn wenn Ihre Zuhörer Tag für Tag zusammenarbeiten, haben sie gemeinsame Erfahrungen: Auf diese können Sie sich als Redner beziehen. Sehen sich hingegen nur einmal pro Jahr, müssen sie auf andere Elemente zurückgreifen, um ihr Ohr zu finden. Zum Beispiel die Entwicklung der Branche. Oder solche branchenübergreifenden Themen wie die Digitalisierung oder die Corona-Pandemie.
Tipp 4: Mit den Zuhörern kommunizieren
Ein guter Redner kommuniziert mit seinen Zuhörern - selbst wenn nur er spricht. Zum Beispiel nicht nur bei Präsenzveranstaltungen mit den Augen. Tragen Sie deshalb Ihre Rede so frei wie möglich vor. Und sprechen Sie das Publikum auch immer wieder persönlich an. Das ist gerade bei Online-Reden extrem wichtig! Jedoch nicht, indem Sie alle zwei, drei Minuten die Floskel "Meine sehr verehrten Damen und Herren“ verwenden. Stellen Sie den Zuhörern vielmehr zum Beispiel rhetorische Fragen wie „Als Vertriebler geht es gewiss auch Ihnen so, dass ...?". Integrieren Sie zudem Beispiele aus der Erfahrungswelt der Zuhörer in Ihre Rede. Auch ein Schuss Humor und Selbstironie tut jeder Rede gut.
Tipp 5: Sich kurz fassen
Je kürzer eine Rede ist, umso besser ist sie meist. Eine Festrede zur Weihnachtsfeier sollte nicht länger als zehn, maximal fünfzehn Minuten dauern. Denn bei einer Weihnachtsfeier steht das gemeinsame Feiern zentral -auch wenn diese virtuell stattfindet. Anders ist dies bei einer Rede zum Beispiel bei einem Vertriebs-Kick-off zu Jahresbeginn. Sie soll die Zuhörer auf die Herausforderungen im neuen Jahr einstimmen. Also kann die Rede mehr Information enthalten und einen appellativeren Charakter haben.
Tipp 6: Auf Kernbotschaften fokussieren
Eine Rede sollte höchstens drei Kernbotschaften enthalten. Zum Beispiel: Die Arbeitsplätze sind sicher. Unser Unternehmen sieht trotz Corona einer rosigen Zukunft entgegen. Und: Dass unser Betrieb die aktuellen Probleme so gut meistert, verdanken wir dem Einsatz aller Mitarbeiter.
Tipp 7: Die "Gedankenreise" planen
Für das inhaltliche Planen Ihrer Rede können Sie die Mindmapping-Methode benutzen. Sie funktioniert wie folgt: Schreiben Sie in die Mitte eines Blatt Papiers das Thema oder den Anlass der Rede. Zum Beispiel: "Unternehmensstrategie 2021". Notieren Sie dann entlang von Linien, die von diesem Zentrum ausgehen, alles, was Ihnen zum Thema einfällt. Zum Beispiel: "Corona", "Innovation", "Digitalisierung", "Vertrieb". So bekommen Sie schnell einen Überblick über die möglichen Inhalte der Rede. Und wenn Sie merken, es wird zu viel? Dann streichen Sie einfach einige (Seiten-)Arme.
Tipp 8: Knackig einsteigen, feurig enden
Planen Sie den Beginn und den Schluss Ihrer Rede besonders sorgfältig. Wie aufmerksam das Publikum Ihnen zuhört, hängt weitgehend vom Einstieg ab. Gute Einstiege sind Anekdoten. Generell gilt: Gute Storys faszinieren in der Regel Menschen mehr als Zahlen, Daten und Fakten und detaillierte Analysen. Bauen Sie Ihre Rede dramaturgisch auf. Alles sollte auf ein großes Finale hinstreben, das dafür sorgt, dass Ihre Rede dem Publikum im Gedächtnis bleibt - ähnlich wie bei einem Feuerwerk.
Tipp 9: Kurze, knackige Sätze
Eine Rede sollte aus möglichst kurzen Sätzen bestehen. Schachtelsätze sind schnell unverständlich. Sie beinhalten zudem die Gefahr, dass der Redner sich verheddert. Dann ist bei ungeübten Rednern oft der Rest der Rede gelaufen. Denn sie werden nervös und verhaspeln sich immer häufiger. Und irgendwann wartet das Publikum nur noch auf Versprecher.
Tipp 10: Eine aktive, bildhafte Sprache
Wichtig ist eine aktive Sprache. Also zum Beispiel "Wir planen ..." statt "Unsere Planung sieht vor ..." Durchforsten Sie Ihr Manuskript nach substantivierten Verben wie "Durchführung" und "Neuorientierung". Wenn ein solches Wort auftaucht, können Sie davon ausgehen: Diese Aussage kann man einfacher und verständlicher formulieren.
Tipp 11: Die Rede und den Umgang mit der Technik üben
Sicherheit gewinnen Sie vor allem durch Routine und eine gute Vorbereitung. Hierzu zählt auch das laute Üben der Rede; ebenso bei Online-Reden der Umgang mit der Technik. Insbesondere den Einstieg, das Ende und die Übergänge zwischen den Redepassagen sollten Sie so lange üben, bis Sie diese sozusagen auswendig kennen. Stoppen Sie beim Üben auch die Dauer der Rede, damit Sie die vorgesehene Zeit nicht überschreiten.
Tipp 12: Gelassenheit bewahren
Geraten Sie nicht in Panik, wenn Sie bei Ihrer Rede - trotz Ihrer guten Vorbereitung -sich mal versprechen oder den roten Faden verlieren. Denn das Reden-halten nicht Ihr Haupt-Job. Deshalb tragen kleine Patzer eher dazu bei, dass Sie authentisch wirken.
Und noch ein Tipp: Die genialste Weihnachts- oder Neujahrsansprache kann gerade in unsicheren Zeiten wie den aktuellen die Kommunikation im Alltag mit Ihren Mitarbeitern oder Kunden nicht ersetzen. Mit ihr können sie keine Defizite bei dieser ausgleichen. Umgekehrt verzeihen Ihnen Ihre Mitarbeiter oder Kunden großzügig Fehler bei Ihrer „Festansprache“, sofern unter anderem aufgrund ihrer Alltagskommunikation ihre Beziehung stimmt. Entsprechend relaxt sollten Sie, sofern dies der Fall ist, beim Planen und Halten Ihrer Rede sein, selbst wenn Sie bisher zum Beispiel noch nie eine Online-Rede gehalten haben.
Barbara Liebermeister leitet das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Frankfurt (www.ifidz.de). Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist eine erfahrene Vortragsrednerin zu den Themen "Leadership, (Selbst-) und Networking. Im September 2020 erschien ihr neues Buch "Die Führungskraft als Influencer: In Zukunft führt, wer Follower gewinnt".
Autor(en): Barbara Liebermeister