Studie: Finanzielle Abhängigkeit von Frauen immer noch hoch

Die Allianz hat kürzlich eine Untersuchung veröffentlicht, die zeigt, dass sich heute immer noch viele Frauen mit der Eheschließung in eine finanzielle Abhängigkeit begeben. Eine Hauptursache: Frauen sind im Durchschnitt jünger als ihre Ehemänner und haben gleichzeitig eine deutlich höhere Lebenserwartung.

Gemäß der neuen Untersuchung „The Younger Wife’s Curse“ sei diese längere Lebenszeit in der Vergangenheit eher ein Fluch als ein Segen gewesen, denn viele Seniorinnen und vor allem Witwen würden die zusätzlichen Lebensjahre in Altersarmut verbringen. So litten in 27 von 30 OECD-Ländern ältere Frauen mit größerer Wahrscheinlichkeit an Altersarmut als ältere Männer. Die Armutsquote läge bei Frauen bei 15 Prozent – im Vergleich zu elf Prozent bei den Männern.

Gesteigertes Interesse an Geldangelegenheiten seit der Finanzkrise
Ein verändertes Verhalten von Frauen in finanziellen Angelegenheiten konnte laut dem Versicherer aus München auch in den Vereinigten Staaten von Amerika beobachtet werden. Bei der Online-Befragung „Allianz Women, Money and Power 2013“ wurden Antworten von mehr als 2.200 Frauen im Alter zwischen 25 und 75 Jahren mit einem Haushaltseinkommen von mindestens 30.000 US-Dollar ausgewertet. Die Ergebnisse würden zeigen, dass sich 68 Prozent der befragten Frauen seit der Finanzkrise grundsätzlich aktiver an Finanzplanung, Altersvorsorgethemen und Anlageentscheidungen beteiligten. Beide Studien kämen einheitlich zu dem Ergebnis, dass Frauen in den letzten Jahren ein größeres finanzielles Bewusstsein entwickelt hätten.

„Auffällig ist, dass Frauen in den Industrieländern heute offensichtlich gebildeter als ihre Mütter sind. Sie genießen größere finanzielle Unabhängigkeit als ihre Großmütter und tragen selbst zu ihrer Altersvorsorge bei. Die jungen Frauen von Heute haben ganz offensichtlich bessere Chancen als ihre Mütter und Großmütter, ihre Zukunft finanziell abzusichern“, fasst Brigitte Miksa, Leiterin International Pensions bei der Allianz, die Ergebnisse zusammen.

Frauen sollten sich um ihre finanzielle Sicherheit selbst kümmern
Doch es gäbe auch neue Risiken. Die Rentenreformen der vergangenen Jahre – die Männer und Frauen in ganz unterschiedlicher Weise träfen – könnten bereits bestehende Unterschiede in der Altersvorsorge weiter verstärken. Ein großes Risiko aufgrund der höheren Lebenserwartung für die Frauen bestünde darin, mit dem angesparten Vermögen nicht auszukommen. „Heutzutage ist eine Frau – unabhängig davon ob verheiratet oder ledig – gut beraten, sich selbst um ihre finanzielle Sicherheit zu kümmern“, betont Miksa. „Andernfalls schadet sie sich langfristig selbst.“

Die Finanzdienstleister müssten sich damit auseinandersetzen, dass Frauen bei finanziellen Entscheidungen für sich und auch für ihre Familien eine immer wichtigere Rolle spielen. 54 Prozent der Frauen seien immer noch der Ansicht, dass die Finanzbranche auf Männer ausgerichtet sei. Ungefähr 62 Prozent der Frauen hätten nach wie vor keinen Finanzberater. Als Quelle für Finanzinformationen lägen Finanzfachleute nach dem Internet weit abgeschlagen auf Platz zwei. „Dies ist ein Trend, auf den Finanzdienstleister in den kommenden Jahren reagieren müssen“, kommentiert Miksa die Situation.

Einige Fakten in Kürze:

  • 2011 waren 40,5 Prozent aller deutschen Frauen über 65 verwitwet.
  • Untersuchungen zeigen, dass von allen Faktoren, die bei Altersarmut eine Rolle spielen, der Witwenstand die größte Rolle spielt.
  • In Deutschland leben Frauen durchschnittlich 5,27 Jahre länger (von Geburt an gerechnet), beziehungsweise 3,33 Jahre länger (vom Alter 65 an gerechnet).
  • Dieser Unterschied in Lebenszeit ab 65 Jahre hat sich in Deutschland von 1,12 Jahren im Jahr 1950 an erhöht, ist aber tatsächlich seit dem Zeitraum 1980 bis 1985 (3,5 Jahre) wieder gesunken. Deutsche Frauen sind im Durchschnitt 2,4 Jahre jünger als ihre Ehemänner bei ihrer ersten Eheschließung (2011), während es 1971 noch 2,83 Jahre waren.
  • In Deutschland gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Männern und Frauen über 65. Von den Männern haben 5,1 Prozent ein verfügbares Einkommen von weniger als der Hälfte des Durchschnittseinkommens, bei Frauen sind es 10,8 Prozent.

Quelle: Allianz Gruppe, Bild: © Konstantin Gastmann /

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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