Studie: Mittelfristig gute Aussichten für Tele-Underwriting

Während das Tele-Underwriting in der angelsächsischen Lebensversicherung bereits Gang und Gäbe ist, bieten das Verfahren in Deutschland hingegen derzeit nur wenige, hauptsächlich ausländische Versicherer an. Hierbei erfasst nicht länger der Versicherungsvertreter die Kundendaten zu Antrags- und Gesundheitsfragen, sondern Call-Center-Mitarbeiter. Eine aktuelle Studie gibt dem Verfahren auch in Deutschland mittelfristig gute Chancen.

Wie eine Kurzstudie unter deutschen Lebensversicherern der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners ermittelte, bleiben deutsche Versicherer in Sachen Tele-Underwriting auch künftig eher zurückhaltend. Nur sieben Prozent der Befragten bieten das Verfahren bereits an, während es elf Prozent eventuell demnächst einführen wollen.

"Kleine" Variante bevorzugt
Wie die Befragung weiter ergab, bevorzugen die Versicherungsunternehmen hierzulande eine abgespeckte Variante, die sich auf das Nacherfassen fehlender oder unklarer Antworten beschränkt. So würde die Haftung für fehlende oder fehlerhafte Angaben weiterhin der Vermittler tragen und nicht der Tele-Underwriter.

Trotz der Vorsicht sehen die Versicherer in Deutschland Vorteile im Tele-Underwriting. So gehen die Befragten davon aus, dass hiervon vor allem das Unternehmen selbst, aber auch der Vertrieb und die Kunden profitieren. So glaubt über die Hälfte, dass das Tele-Underwriting die Kundenbeziehung stärkt und eine Erleichterung der Vertriebsarbeit bringt.

Kritik gibt es allerdings bei der Umsetzung. Zentrale Schlüssel zum Erfolg seien sauber definierte Prozesse, geeignete IT-Systeme und eine umfassende Umsetzung für alle Lebensversicherungsprodukte.

Unternehmensstrategie und Vertriebsstruktur zählen
"Trotz der momentanen Zurückhaltung der Versicherer wird sich Tele-Underwriting mittelfristig im deutschen Markt etablieren", ist Dirk Schmidt-Gallas von Simon-Kucher überzeugt. Ob sich daraus ein Handlungsbedarf ableiten lasse, hänge im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: der Unternehmensstrategie und der Vertriebsstruktur. "Unternehmen mit Innovations- und Servicepositionierung sollten in jedem Fall den Einstieg ins Tele-Underwriting prüfen, um ihre Positionierung zu stärken", erläutert Verena Beeck von Simon-Kucher. In anderen Ländern sei Tele-Underwriting vor allem von den Maklern akzeptiert.

Schmidt-Gallas und Beeck warnen jedoch ausdrücklich davor, das Tele-Underwriting kostenfrei anzubieten. "Das ist ein echter Mehrwertservice. Daher ist es nur konsequent, dafür einen adäquaten Preis zu verlangen und damit zusätzliche Wachstums- und Ertragsmöglichkeiten auszuschöpfen", betont Schmidt-Gallas.

Autor(en): Angelika Breinich-Schilly

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