Studie: Reform des Gesundheitssystems gefordert

Die Bundesbürger und Ärzte fordern von der Politik grundlegende Reformen im Gesundheitssystem, glauben aber nicht an eine erfolgreiche Umsetzung. Wie der ergab, kritisieren sowohl Verbraucher als auch Mediziner eine zurückgehende Qualität der Gesundheitsversorgung und befürchten weitere Einschnitte in den kommenden Jahren. Die repräsentative Studie im Auftrag des Finanzberaters MLP hat das Institut für Demoskopie Allensbach mit Unterstützung der Bundesärztekammer erstellt.

Nach der Erhebung halten zwei Drittel der Bevölkerung und 81 Prozent der Ärzte umfassende Reformen für notwendig, aber nur rund 24 bzw. 13 Prozent rechnen mit einer Umsetzung nach der Wahl. Jeweils 79 Prozent zweifeln sogar daran, dass es der Politik längerfristig gelingt, eine gute Gesundheitsversorgung für alle sicherzustellen. Nur 14 Prozent der Bürger glauben daran, dass die Politik diese Herausforderungen bewältigen kann.

Negativ auch das Urteil über die Gesundheitspolitik: 62 Prozent der Bevölkerung und 87 Prozent der Ärzte haben davon "keinen guten Eindruck". "Die Ergebnisse sind ein Alarmsignal für die Parteien, die großen Herausforderungen im Gesundheitssystem nicht weiter auf die lange Bank zu schieben", urteilt MLP-Vorstandsvorsitzender Uwe Schroeder-Wildberg.

Schlechtere Versorgung der Patienten befürchtet
Zwar beurteilen 64 Prozent der Bürger die derzeitige Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems noch als "gut" oder "sehr gut". Aber knapp 60 Prozent (Ärzte: 56 Prozent) haben in den vergangenen Jahren eine Verschlechterung der Versorgung festgestellt. Auf konkrete Nachfrage hin nennen Ärzte an erster Stelle eine generelle Verschlechterung der Patientenversorgung, insbesondere Beschränkungen bei Behandlungen und Verschreibungen.

In den kommenden zehn Jahren befürchten beide Gruppen weitere Einschnitte: 80 Prozent der Bürger rechnen mit steigenden Beiträgen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und mehr als drei Viertel erwarten weiter steigende Zuzahlungen für Medikamente. Dass es zunehmend zu einer Zwei-Klassen-Medizin kommt, erwarten 72 Prozent der Bürger und 88 Prozent der Ärzte.

So machen sich 41 Prozent der Bevölkerung Sorgen, eine notwendige Behandlung aus Kostengründen nicht mehr zu erhalten. 77 Prozent der Ärzte sehen ihre Therapiefreiheit in Frage gestellt, nahezu jeder Zweite kann sich nicht genügend Zeit für seine Patienten nehmen. 86 Prozent erbringen "häufig" oder "gelegentlich" Leistungen, deren Kosten nicht übernommen werden. Vor diesem Hintergrund findet die von der Bundesärztekammer vorgeschlagene Prioritätenliste bei Ärzten Unterstützung. In der Bevölkerung dürfte das Thema ebenfalls auf grundsätzliches Verständnis stoßen - 57 Prozent sind der Meinung, dass Behandlungen und Medikamente "häufig unnötig verschrieben" werden.

Kein Vertrauen in die Politik
"Das Vertrauen in die Politiker ist restlos dahin“, wertet Frank Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer die Lage. „Die Bürger haben begriffen, dass das unbegrenzte Leistungsversprechen der Politik und die reale Kostendämpfungspolitik nicht mehr zusammenpassen.“ Zugleich seien sie vollständig desillusioniert, was die Gestaltungskraft der Gesundheitspolitiker nach der Wahl angeht. „Sie trauen ihnen schlicht nichts mehr zu.“

Den vom Marburger Bund vorgeschlagenen "Gesundheits-Riester" - einer staatlich geförderte Eigenvorsorge - bezeichnen lediglich 30 Prozent der gesetzlich Krankenversicherten als "interessant". 58 Prozent wünschen sich einen möglichst umfassenden gesetzlichen Versicherungsschutz, auch wenn dafür die Beiträge steigen. 42 Prozent fordern, dass gesundheitsbewusstes Verhalten bei der Übernahme von Kassenleistungen stärker berücksichtigt werden sollte.

Alternative Private Krankenversicherung
Vor diesem Hintergrund sind laut Umfrage für 72 Prozent der niedergelassenen Ärzte Privatpatienten
"(sehr) wichtig" für den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Praxis. 61 Prozent der Bevölkerung - und 58 Prozent der gesetzlich Versicherten - sind der Überzeugung, dass die private Krankenversicherung die bessere Absicherung bietet, heißt es. Untermauert werde dieses Ergebnis bei der Frage nach dem eigenen Versicherungsschutz: Während sich unter den GKV-Versicherten lediglich 58 Prozent gut abgesichert fühlen, sind es bei den Privatversicherten 90 Prozent. Weiter gestiegen ist daher das Interesse an privaten Zusatzversicherungen. Mittlerweile erwägen 46 Prozent den Abschluss einer entsprechenden Police.

Autor(en): Versicherungsmagazin

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