Über 130.000 Euro für notleidende Künstler gesammelt

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Der Peer-to-Peer-Versicherer Elinor öffnet seine IT-Plattform, um Geld für notleidende Künstler und Kulturschaffende zu sammeln. Darin kommt nach Ansicht von CEO Lukas Kunert das Wesen seines Geschäftsmodells auf besondere Weise zum Ausdruck.

Was prädestiniert einen Peer-to-Peer-Versicherer wie Elinor dafür, Bürgern und Bürgerbewegungen seine IT-Plattform als Gruppenkonto zur Verfügung zu stellen? Was haben etwa Flyer für die Umweltbewegung Fridays for Future mit dem eigentlichen Grundgedanken von Elinor – Alltagsrisiken gemeinsam und solidarisch abzusichern – zu tun? „Sehr viel“, behauptet der Gründer und Geschäftsführer Lukas Kunert. „Wenn man gemeinschaftlich über die Regulierung etwa eines Fahrraddiebstahls entscheiden kann, dann kann man auf diese Weise auch gemeinsam Geld verwalten und damit etwas Zukünftiges finanzieren.“ Die IT-Plattform von Elinor eigne sich dafür hervorragend, die rechtlichen Anforderungen ähneln sich, so dass es nur der Änderung von Nuancen bedurfte, um das so genannte Gruppenkonto einzurichten.

Geldbewegungen transparent dokumentieren und gemeinsam entscheiden

Wie bei den P2P-Versicherungen kann auch das Gruppenkonto von einer Person oder einer Gruppe eingerichtet werden. „Geeignet ist es unter anderem für Initiativen, die Geld benötigen, aber dafür nicht extra einen Verein gründen wollen“, erklärt Kunert weiter. „Vor allem wird von den Nutzern geschätzt, dass sie die Geldbewegungen transparent dokumentieren und gemeinsam entscheiden können, was oder wer davon finanziert wird.“ Diejenigen, die das Konto anlegen, laden anschließend andere Personen ein, um mit ihnen zusammen über Auszahlungen zu entscheiden. Dabei haben alle Gruppenmitglieder jederzeit Einblick in alle Kontoumsätze. Unterstützer können sofort, nachdem die Kontodaten bekannt sind, einzahlen, meist schon am Tag der Anmeldung.

Auszahlungsanfragen kann jedes Gruppenmitglied online zur Abstimmung stellen. Nachdem alle Berechtigten zugestimmt haben, wird automatisch ausbezahlt. Elinor rechnet eine monatliche Gebühr zwischen zwei und fünf Prozent ab, abhängig von der Umsatzhöhe.

Mehr als 700 Unterstützer für Künstler

Seit Ende März gibt es bei Elinor ein ganz besonderes Gruppenkonto: die Kunstnothilfe, die von Künstlern selbst ins Leben gerufen wurde und von Elinor unterstützt wird. Auf dieses Konto haben bisher über 700 Förderer Geld eingezahlt, das an notleidende Kunst- und Kulturschaffende ausgezahlt wird. Initiator ist der Kabarettist Christoph Siebert. Gemeinsam mit der sozial-ökologischen GLS-Bank sollte ein unbürokratisches Hilfsprogramm initiiert werden, weitere prominente Kulturschaffende sagten ebenfalls ihre Unterstützung zu.

Über die Vergabe der Gelder entscheidet ein Beirat, zu dem eine Journalistin, ein Schauspieler, eine Malerin und Kunert selbst gehören. Bis zum 12. Mai wurden mehr als 130.000 Euro eingesammelt und in drei Förderphasen an über 150 Künstler ausgeschüttet. In den Genuss dieser unbürokratischen Hilfe kamen Künstler aller Genres, darunter viele Frauen und Betroffene, die Angehörige mitzuversorgen haben. 

Große Kunstauktion gestartet

Am 10. Mai hat die Aktion eine neue Runde eingeläutet: die Kunstnothilfe-Auktion. „Wir haben das große Glück, 25 Kunstwerke, die uns von namhaften Malern geschenkt wurden, für die Künstlernothilfe verkaufen zu und den Erlös dem Gruppenkonto zur Verfügung stellen zu können“, macht Lukas Kunert deutlich. Mitgeboten werden kann in 50 Euro-Schritten unter www.elinor.network/auktion. „Nach unserer Meinung spiegeln sich in solchen Aktionen das Wesen und das Anliegen von Peer-to-Peer besonders deutlich und eindrucksvoll wider“, ist Lukas Kunert überzeugt.

Autor(en): Elke Pohl

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