Umdenken bei Garantien: "Da tut sich etwas sowohl bei Vermittlern als auch bei Kunden"

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„Die neue Welt der Allianz-Vorsorge ohne komplette Garantien“ – zu dieser Meldung fragte Versicherungsmagazin nach bei Alf Neumann, Operations-Vorstand der Allianz Lebensversicherung.

Worin besteht aus Ihrer Sicht die wichtigste Neuerung in der Lebensversicherung bei der Allianz?

Dass wir eine deutlich stärkere Chancenorientierung in die Altersvorsorge reinbringen. Diese Konzepte sollen den Kunden in der jetzigen Zinssituation Chancen zu einem möglich guten Wertzuwachs eröffnen.

Deutsche wollen doch Garantien für ihr angelegtes Geld. Wie wollen Sie die niedrigeren Garantieniveaus vermitteln?

Wir haben die Kunden befragt, und spätestens jetzt in der Corona-Zeit haben die Kunden ihr Anlageverhalten geändert. Zwei Drittel der Kunden bevorzugen Produkte mit stärkerer Chancenorientierung und würden auf eine Beitragsgarantie der alten Bauart verzichten. Wir hatten ja schon 2007 modernere Produkte auf den Markt gebracht. Darüber hinaus wurde früher unser Produkt "Invest-Flex" von den Kunden zu drei Viertel mit 100 Prozent Garantien abgeschlossen, zuletzt nur noch zu einem Viertel. Da tut sich etwas sowohl bei den Vermittlern als auch bei den Kunden.

Die Investments mit den attraktiven Renditechancen (Aktien, alternativen Anlagen, Unternehmens- oder Schwellenländeranleihen) bergen doch auch Risiken. Glauben Sie, dass die Chancen über einen langen Zeitraum überwiegen?

Absolut. Eine breite Streuung der Kapitalanlagen ergibt sich bereits durch alternative Anlagen. Insgesamt haben wir circa 50 Anlagesegmente, die sich deutlich unterschiedlich zueinander entwickeln. Die Schwankungen der Einzelanlagen werden so gegeneinander kompensiert. Auf lange Sicht gibt es hier höhere Renditechancen als bei einem Invest in Festverzinsliche. Staatsanleihen mit zum Teil negativen Zinsen können höchstens ein stabilisierendes Element, aber keine Renditebringer sein. Das bedeutet, dass die Kunden solche diversifizierte Anlagen brauchen, wie es ein Lebensversicherer unserer Größe mit weltweiter Aufstellung besonders gut bieten kann. 

Viele Versicherer haben noch Altbestände mit hohen Verzinsungen. Wie sieht das bei der Allianz aus?

Wir stehen zu unseren Garantien und verkaufen keine Bestände. Wir sind schon früh stark gewachsen und auf andere Konzepte und Anlagen eingestiegen. Da wir schon immer eine hohe Finanzstärke haben, konnten wir uns das auch erlauben. Auch viele unserer Kunden sind mittlerweile in kapitalmarktnahe Konzepte eingestiegen. 2013 haben wir das Produkt "Perspektive" auf den Markt gebracht und uns weitgehend von klassischen Garantiezinsprodukten verabschiedet. Das unterscheidet uns schon von dem, was sonst im Markt passiert ist.

Warum wird die Allianz Pensionskasse ab 2022 keine neuen Verträge mehr annehmen? Welche Konsequenz hat das für die Versicherten dort?

Wir stehen auch hier zu unseren Garantien. Es handelt sich hierbei um einen sehr homogenen Bestand mit hohen Zinsgarantien, verursacht durch eine temporäre steuerliche Regelung Anfang dieses Jahrhunderts. Außerdem ist die Nachfrage nach der Lösung Pensionskasse deutlich heruntergegangen. Zur Verdeutlichung: Wir haben im Vorjahr circa 300.000 Direktversicherungen abgeschlossen, bei der Pensionskasse hat sich der Zuwachs in der gleichen Zeit von 10.000 auf 5.000 Verträge halbiert.

Ihr Postulat lautet: "Allianz investiert in Zukunft der Vorsorge". Wo bleibt die Nachhaltigkeit?

Die Allianz ist ja bei diesem Thema sehr engagiert und unterstützt die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, sogar führend als Allianz-Gruppe – zuletzt im Rahmen der Net-Zero Asset Owner Alliance. Die Mitglieder dieser Gruppe verpflichten sich, die CO2-Emissionen ihrer Anlageportfolios bis 2050 auf netto Null zu reduzieren. Damit will die Alliance ihren Beitrag zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten leisten. Bereits im August 2011 hat die Allianz die Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren (PRI) der Vereinten Nationen (www.unpri.org) unterzeichnet.

Autor(en): Bernhard Rudolf

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