Und jetzt doch: Höchstrechnungszins zum 1. Januar 2012 auf 1,75 Prozent

Das Bundesministerium für Finanzen (BMF) senkt den Höchstrechnungszins für Lebensversicherungen zum 1. Januar 2012 auf 1,75 Prozent. Das gab das Ministerium heute in Berlin bekannt. Das BMF bestimmt den zulässigen Höchstrechnungszins jährlich aufs Neue per Verordnung.

Erst Ende 2010 hat das BMF in einem Verordnungsentwurf Pläne über die Absenkung des Höchstrechnungszinses zum 1. Juli 2011 - von 2,25 Prozent auf 1,75 Prozent - offengelegt. Nun werden diese Pläne umgesetzt, aber erst zum 1. Januar 2012. Das wäre bereits die vierte Anpassung nach unten seit dem Jahr 2000.

Empfehlung der DAV: Absenkung auf zwei Prozent
Zum Jahreswechsel 2010/2011 hatte die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) gegenüber dem Bundesfinanzministerium eine Empfehlung für den Wert des zulässigen Höchstrechnungszinses in der Lebensversicherung für neue Verträge ab dem Jahr 2012 abgegeben: Zu diesem Zeitpunkt empfahl sie, den zulässigen Höchstrechnungszins für Neuverträge ab dem 1. Januar 2012 auf zwei Prozent zu senken.

Die Herabsenkung des Höchstrechnungszinses dürfte das Neugeschäft für klassische Lebensversicherungsprodukte erschweren, befürchten nun einige Branchenexperten. Eine Begründung: Die Garantiewerte der Lebensversicherer sind schließlich eines der wichtigsten Argumente für ihre Produkte.

GDV sieht Absenkung des Höchstrechnungszinses recht gelassen
Die Position des GDV klingt dagegen weitaus entspannter: „Wir hatten uns für eine moderate Anpassung des Höchstrechnungszinses auf zwei Prozent ausgesprochen“, so Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des GDV. „Aufgrund des deutlichen Zins- und Inflationsanstiegs in jüngster Zeit sowie einer möglichen weiteren Zinsnormalisierung dank der positiven Konjunktur hätte das vollkommen ausgereicht. An der Attraktivität der Lebensversicherung wird sich aber auch durch die jetzt beschlossene Absenkung des Höchstrechnungszinses nichts ändern“, so von Fürstenwerth.

Ganz ähnlich sieht dies auch die Allianz: Sie hat sich erst Mitte Januar in Berlin gegen eine vom BMF vorgeschlagene Absenkung des Garantiezinses gewandt. „Das Ministerium hat wohl im Herbst oder Mitte 2010 gerechnet“, sagte damals Maximilian Zimmerer, Vorstandvorsitzender der Allianz Leben. „Würde heute gerechnet, sei keine Absenkung notwendig“, so Zimmerer weiter. (siehe -Meldung vom 20.1.2011).
Und jetzt sieht der Versicherer diese Entscheidung zwar nicht „als unbedingt positiv“ an, erachtet sie aber auch nicht als „Riesenproblem“ und keineswegs als der Tod der Lebensversicherung. Und für die Kunden seien Faktoren wie Ablaufleistung und Sicherheit weitaus wichtiger, der Rechnungszins dagegen „nicht das entscheidende Feature“.

Keine Metallic-Lackierung mehr - der Wagen fährt aber noch
Außerdem habe sich die Situation für die Versicherungswirtschaft auch deshalb entspannt, weil die Zinsen gestiegen seien und die Branche trotz aller Probleme Wachstum im Neugeschäft verzeichnen könne. Dankbar ist das Versicherungsunternehmen – wie sicher auch seine Mitbewerber – über den Zeitpunkt der geplanten Absenkung. „Denn unter Kostenaspekten ist das Jahresende für eine derartige Veränderung weitaus besser als die Jahresmitte und zudem gibt es uns Zeit, die Tarife anzupassen. Denn diese Veränderungen sind immer mit sehr viel Arbeit verbunden“, so ein Sprecher des Unternehmens. Das humorige Fazit des Allianz-Sprechers: „Die Metallic-Lackierung gibt es nun nicht mehr, nur noch die einfache Lackierung“.

Autor(en): Meris Neininger

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