Vergleichsportal der Versicherer wird eingestellt

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Das Internet-Vergleichsportal Transparo wird Ende Juni 2014 vom Netz gehen. Damit ist der Versuch der Versicherer Huk-Coburg, HDI-Direkt und WGV, den Wettbewerb unter den Vergleichsportalen zu stärken, klar gescheitert. Transparo soll jährlich Verluste in zweistelliger Millionenhöhe eingefahren haben. Die Huk-Coburg, die Transparo derzeit abwickelt, bestätigte deutliche Verluste, wollte zu deren Höhe aber keine Stellung nehmen.

Die drei Versicherer hatten Anfang 2011 das Vergleichsportal Aspect-Online übernommen und in Transparo umbenannt. Damit wollten sie vor allem bei Kfz-Versicherungsvergleichen für mehr Wettbewerb sorgen. Bis zum Markteintritt von Transparo hatte der Münchener Versicherungsmakler Check24 den Markt deutlich dominiert. Das dürfte nun bald wieder der Fall sein. "Für alle Verbraucher ist das eine negative Botschaft, denn ein dominantes Vergleichsportal kann den Markt beeinflussen", warnt David Stachon, Vorstandsvorsitzender des Onlineversicherers Direct Line.

Keiner deckt den Markt voll ab
Laut Huk-Coburg ist es allein mit Versicherungsvergleichen nicht möglich schwarze Zahlen zu schreiben. "Unser Engagement hat zumindest dafür gesorgt, dass die Verbraucher heute wissen, dass sie in keinem Vergleichsportal einen vollen Marktüberblick bekommen", glaubt Thomas von Mallinckrodt, Pressesprecher der Huk-Coburg. Neben Transparo bieten auch Financescout24.de Finanzen.de, Fss-online.de oder Geld.de Vergleiche zu Versicherungen an.

Für jede Vermittlung von Versicherungspolice kassieren die Portalbetreiber eine Provision, die die Kunden mit der Prämie bezahlen. Laut der Frankfurter Beratungs- und Prüfungsgesellschaft PwC liegt die bei Kfz-Versicherungen im Schnitt bei 77 Euro pro Vertrag. Teilweise würden aber bis zu 100 Euro gezahlt. Während Check24 hier Spitzenprovisionen erzielt, wollte Transparo mit günstigeren Konditionen, Kfz-Versicherer in das Vergleichsportal locken. Das hatte zu einer Marktspaltung geführt. Von den rund 90 Kfz-Versicherern im deutschen Markt konnten Verbraucher rund 45 bei Transparo vergleichen. Check24 blieb aber immer dominant. Hier können derzeit 57 Kfz-Versicherer verglichen werden. Doch auch das Münchener Unternehmen schreibt bei Versicherungsvergleichen bisher keine schwarzen Zahlen. "Wir sind aber als Generalist für die besten Angebote bei Versicherung, Reise, Strom und Telekommunikation insgesamt erfolgreich", sagt Pressesprecher Daniel Friedheim.

Neuer Kfz-Versicherungsvergleich über Verivox

Nach Schätzungen von Direct Line entfallen schätzungsweise 90 Prozent aller Vergleiche zu Kfz-Versicherungen auf den Marktführer Check24. Das Unternehmen selbst beziffert seinen Marktanteil mit "weit unter 60 Prozent". Im vergangen Jahr hat Check24 rund 700.000 Kfz-Versicherungsverträge vermittelt. Betroffen vom Marktausstieg von Transparo ist auch Kooperationspartner Vervivox, bei Telekommunikation und Energie ein direkter Konkurrent von Check24. Verivox will aber auf Kfz-Versicherungsvergleiche nicht verzichten. "Wir werden daher selbst mit einer eigenen, sehr innovativen Lösung ab Juli auf den Markt kommen", heißt es beim Portal aus Heidelberg.

Umfang und Details zum neuen Kfz-Versicherungsvergleich möchte Verviox noch nicht verraten. "Wir sind aber für jeden Versicherer offen", so das Unternehmen. Anscheinend hat nun ein regelrechter Run auf die ehemaligen Eigner von Transparo eingesetzt Auch Check24 würde die drei Versicherer gerne als Kunden begrüßen. Bisher lässt sich bei Kfz-Versicherungen lediglich der HDI und die Huk-Coburg-Tochter Bruderhilfe vergleichen. "Unser Ziel ist es, einen möglichst breiten Marktüberblick zu bieten", so Friedheim.

Gefahr von Quasi-Monopol
Mit dem Ausscheiden von Transparo wird die Machtposition von Check24 deutlich gestärkt. Das Unternehmen könne den Versicherern jetzt die Höhe der Provisionen regelrecht diktieren, so Kritiker. "Zudem gibt es in jedem Portal subjektive Bewertungen und Empfehlungen, die die Kunden beeinflussen", sagte Direct Line-Chef Stachon. Weniger Vergleichsportale würden somit zu weniger Transparenz im Markt führen. Daher begrüße es Stachon weiterhin, wenn der Suchmaschinenanbieter Google in den Vergleichsmarkt eintrete. Aktuell scheint es solche Ambitionen des US-amerikanischen Mulits aber nicht zu geben.

Vorwürfe, der Marktdominanz, lassen Check24-Sprecher Friedheim unberührt. Grundsätzlich könne jeder Versicherer am Vergleich teilnehmen. "Es wird aber immer Assekuranzunternehmen geben wie die LVM, die grundsätzlich nicht an Internetvergleichen teilnehmen oder die Allianz, die dies nur mit ihrer Online-Tochter Allsecure macht", sagt er. Zudem würden die Höhe der Provisionen - vor allem während der heißen Wechselphase - stark von den hohen Preisen für eine Anzeigen-Positionierung im Google-Bietverfahren beeinflusst. "Dabei sind Vergleichsportale sogar noch begünstigt", so Friedheim. "Unser Vertriebsweg ist mit Abstand der günstigste", behauptet er. Die Kunden kämen ja von selbst. Die Vertriebskosten pro Kunde über Versicherungsvermittler oder eigene Google-Werbung sei deutlich teurer.

Offline-Abschluss ist noch immer die Regel
Noch immer werden die meisten Versicherungen, das gilt auch für Kfz-Policen, traditionell offline über einen Vermittler oder Versicherungsmakler abgeschlossen. Im vergangenen Jahr haben nach Schätzung der Direct Line über vier Millionen Autobesitzer ihren Kfz-Versicherer gewechselt. Rund eine Million Kunden sollen dabei über das Internet, Vergleichsportale und Online-Seiten der Versicherer, umgestiegen sein. "Der Druck auf die Preise wird durch Internetvergleiche weiter angefacht", sagt Versicherer Stachon. So würden sich viele Autobesitzer über das Internet informieren. Dann kann man in der Regel sparen, denn noch immer gibt es bei Autoversicherungen ein sehr starkes Preisgefälle.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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