Vergleichsportale verglichen: Keines hat "das beste Angebot"

Der Kfz-Markt spielt bei Online-Abschlüssen von Versicherungen eine Vorreiterrolle. Daher hat das von der HUK-Coburg getragene Goslar Institut untersuchen lassen, wie sich Verbraucher bei der Suche nach dem passenden Anbieter des Maklers "Online-Vergleichsportal" bedienen. Die Hälfte aller Wechsler hat den Anstoß zum Abschluss bei einer anderen Kfz-Versicherung online erhalten (33 Prozent durch Vergleichsportale, zehn Prozent über die Internetseite der Versicherer, sieben Prozent über Suchmaschinen wie Google).

Das ist ein Ergebnis der Studie zu "Informations- und Abschlusswegen in der Kfz-Versicherung", die Professor Horst Müller-Peters von der Forschungsstelle Versicherungsmarkt am Institut für Versicherungswesen der Fachhochschule Köln in Köln vorgestellt hat. Während die absolute Mehrheit der Wechsler sich im Internet informiert, spielen beim Neuabschluss einer Kfz-Versicherung Makler und Vertreter eine größere Rolle. Der personengebundene Vertrieb erreicht nicht mehr als ein Viertel der Wechsler. Den Ausschlag zum Abschluss gaben jedoch Vergleichsportale und der personengebundene Vertrieb fast gleichauf. "Diese beiden haben Überzeugungspower", so Müller-Peters.

Das Gros der Nutzer agiert multimedial und springt vom Impuls über die Information und Beratung zum Abschluss zwischen den Medien. "Die Internet-Vergleichsportale dominieren in der Orientierung, können das Potenzial aber nur in Teilen ausschöpfen", so der Wissenschaftler. Im Laufe des Prozesses wechseln viele Nutzer direkt auf die Webseiten der Versicherer und Makler und schließen auch dort ab.

Alle Vertriebswege haben jedoch eine ähnlich hohe Zufriedenheit, hat Müller-Peters herausgefunden. "Der Käufer sucht neben einem guten Preis auch einen Vertrauensanker", beschreibt Müller-Peters ein weiteres Untersuchungsergebnis. Dies könne die Marke ebenso sein wie Empfehlungen. Dabei sei es irrelevant, ob die Marke der Versicherer sei oder das als vertrauenswürdig empfundene Vergleichsportal im Internet. Die meisten Nutzer von Vergleichsportalen suchten "ihr" Portal direkt auf.

Eine Trillion Risikokombinationen

Obwohl die Kfz-Versicherung als die am einfachsten vergleichbare Versicherung gilt, haben mehr als 50 Kunden- und Fahrzeugeigenschaften einen signifikanten Einfluss auf den Preis. "Das führt zu mehr als zehn Trillionen (10.000.000.000.000.000.000) möglichen Risikokombinationen", erklärte Marco Morawetz von Gen Re Consulting. Er stellte die von ihm im Auftrag des Goslar Instituts erstellte Analyse des Preisangebotes von vier Internet-Vergleichsportalen vor. 1.000 repräsentative Vertragsangebote wurden bei nafi-auto.de, transparo, Check24 und autoversicherung.de angefragt. Nur nafi liefert einen fast vollständigen Marktüberblick und bietet daher fast immer die günstigsten Preise. Aber auch in diesem Portal sind einige Anbieter und Tarife nicht drin.

"Kein Vergleichsportal für sich allein liefert immer das optimale Ergebnis", so Morawetz. Da Nafi ein für Makler konzipiertes Portal ist, sei dort die Eingabemaske für den durchschnittlichen Verbraucher eher unkomfortabel. Daher empfiehlt Morawetz dem preisbewussten Verbraucher, sowohl bei Check24 als auch bei Transparo ihren Vergleich durchzuführen. "Zusammen liegen sie nah am optimalen Preis."

Googles Markteinstieg in Deutschland bald erwartet
Die Branche rechnet damit, dass Google mit seinem Angebot "Google Compare" im kommenden Jahr auch in Deutschland startet. In Großbritannien läuft dieses Vergleichsportal schon seit längerem, in Frankreich startete es vor etwa drei Monaten. "Vor allem verknappt Google damit die verfügbaren Plätze für Werbung bei den Suchergebnissen und macht diese teurer", so Check24-Vorstand Björn Weikert. Wie sehr sich durch Google der Markt und das Nutzerverhalten ändern werden, bleibe jedoch abzuwarten. Denn Google werde nie eine Beratung zu einer Versicherung anbieten. Bei Check24 kommen jedoch auf zwei Abschlüsse ein Anruf, weil der Nutzer eine Frage dazu habe. "Der Service ist mitentscheidend", ist Weikerts Erfahrung. Nur unter 50 Prozent der Nutzer seines Portals schlößen beim günstigsten Anbieter ab.

Abfotografieren des Kfz-Scheins statt händischer Eingabe

Auch die Bequemlichkeit bei der Nutzung der Portale wird weiter verbessert. "Die meisten Abbrüche eines Vergleichs finden während des Eingabevorgangs statt", berichtet Transparo-Vorstandschef Hack. Vor allem bei der Eingabe der exakten Daten zu ihrem Fahrzeug geben viele Nutzer auf. "Sie haben entweder den Kfz-Schein nicht zur Hand oder wissen nicht, welche der Angaben darin sie nun in unser Formular eingeben sollen." Als Folge daraus überlegt Transparo, eine Möglichkeit zum Abfotografieren oder Einscannen des Dokuments zu implementieren und die Informationen daraus automatisch auszulesen.

Autor(en): Anja Kühner

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