Verhandlungsmandat kontra Kostendynamik

Die Kosten- und Beitragssteigerungen machen der privaten Krankenversicherung und ihren Versicherten schwer zu schaffen. Zwar sehen laut einer aktuellen Umfrage des Emnid-Instituts im Auftrag des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) nur ein Viertel der knapp 1.200 Befragten aus beiden Gesundheits-Systemen die PKV vor schwerwiegenden Finanzproblemen, während für die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) dies 58 Prozent der Befragten befürchten.

Dennoch, so erklärte PKV-Verbandsdirektor Dr. Volker Leienbach Ende vergangener Woche bei der Vorstellung der Studie, blicken auch Privatversicherte zunehmend besorgt in die Zukunft des Gesundheitssystems. Um vor allem die Kostenexplosion der vergangenen Jahre zu beenden, drängt der PKV auf ein eigenes gesetzlich verbrieftes Mandant, um, wie Leienbach ausführte, "vernünftige Verhandlungen zum Beispiel mit Ärzten und Pharmaunternehmen über Qualität und sich daraus ergebende Mengen und Preise von Leistungen herbeizuführen."

Dafür gebe es bereits Zustimmung aus der Politik, etwa von Gesundheitsminister Philip Rösler sowie von den gesundheitspolitischen Sprechern von Union und FDP. Es könne nicht angehen, dass sich Ärzte aufgrund der Begrenzungen in der GKV zunehmend an Privatpatienten hielten und beispielsweise mehr als vier Mal so viele Laboruntersuchungen verordneten als bei gesetzlich Versicherten. Hier sei dringend ein Hebel nötig, auch im Interesse der Versicherten, um ungesunde Anreize zu beenden.

Branche hofft auf Verkürzung der Wartezeit
Insgesamt habe die Studie aber ergeben, dass privat Versicherte deutlich zufriedener als gesetzlich Versicherte seien, so Leienbach weiter. Sogar 37 Prozent der GKV-Befragten seien davon überzeugt, dass die PKV die bessere Variante sei. Was den Wechsel von der GKV in die PKV betrifft hofft Leienbach, dass noch bis Jahresende die Wartezeit von derzeit drei Jahren auf ein Jahr verkürzt wird, wie es im Koalitionsvertrag steht. Auch das Prinzip der Kapitaldeckung findet in beiden Lagern große Zustimmung, insgesamt leuchtet es 60 Prozent der Befragten ein. Dass, wie häufig im Zusammenhang mit der Finanzkrise behauptet wird, die Kapitaldeckung ungeeignet für die Krankenversicherung sei, widerspreche im Übrigen den Fakten: Die Kapitaldeckung habe im Gegenteil alle Stürme gut überstanden, die Altersrückstellungen seien kontinuierlich gestiegen. "Seit dem Jahr 2000 wird dieser Effekt sogar noch durch den so genannten 10-Prozent-Zuschlag mit weiteren Rückstellungen verstärkt", machte der PKV-Direktor deutlich. Er ist davon überzeugt, dass damit die Beiträge im Alter zunehmend stabil gehalten werden können. Es gebe sogar vereinzelte Kassen - Beispiel Debeka - , bei denen ältere Versicherte weniger oder gar keine Beiträge mehr zahlen müssten.

GKV-Beiträge werden künstlich niedrig gehalten
"Wenn es im Gesundheitssystem ein Problem durch die Finanzkrise gibt, dann betrifft es die gesetzlichen Krankenkassen", ergänzte er. Arbeitslosigkeit und Demografie würden zusätzliche Steuerzuschüsse - allein 2010 werden 15,7 Milliarden Euro in das System gepumpt - erforderlich machen. "In Wahrheit müssten die Krankenkassenbeiträge in diesem Jahr um zehn Prozent erhöht werden, wenn die Zuschüsse auf Kosten der Steuerzahler nicht wären", empörte er sich. Selbst gesetzlich Versicherte misstrauen dieser Entwicklung. 40 Prozent halten es für falsch, dass die Beiträge durch Steuern künstlich gering gehalten werden.

Autor(en): Elke Pohl, versicherungsmagazin.de

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