Vermittler sollen checken, wie viele Einmalbeiträge ein Versicherer hat

Vor einer neuen Entwicklung im Lebensversicherungsgeschäft warnt die Arbeitsgemeinschaft Versicherungsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV). Dabei gehe es um die Einmalzahlungen. Wer eine neue Lebensversicherung mit dem Ziel eines langfristigen Vermögensaufbaus abschließen will, sollte auf jeden Fall ein Versicherungsunternehmen wählen, das nur wenige Einmalbetragszahler akzeptiert, so die Position des DAV.

Es sei ein gutes Geschäft - allerdings nur für Menschen, die zum Beispiel 200.000 Euro flüssig hätten. Wer dagegen nur 50 bis 100 Euro im Monat übrig habe, zahle für dieses gute Geschäft letztlich die Zeche. Dahinter verberge sich eine Entwicklung, die bei Lebensversicherern in der letzten Zeit immer populärer werde: die Einmalbeiträge.

Vorteil für Einmalbeitragszahler ist nachteilig für Kleinsparer
In Zeiten, in denen Banken wankten und Nationalstaaten der finanzielle Kollaps drohe, böten sich die gute alte Lebensversicherung als sichere Geldanlage mit hoher Bonität an. Denn durch die hohe Zahl der Kleinsparer sei genug Deckungsstock vorhanden, so die DAV.
Doch genau an diesem Punkt setzt die Kritik der Versicherungsrechtler an. Denn was für Einmalbeitragszahler ein Vorteil ist, gehe zu Lasten der Kleinsparer, erklärt Rechtsanwalt Thomas Leithoff von der DAV-Arbeitsgemeinschaft Versicherungsrecht: "Sie nutzen die Gefahren- und Schicksalsgemeinschaft, die dem Versicherungsgedanken immanent ist, gegen ihre Zwecke und Ziele." Lebensversicherer seien hierzulande von ihrer Struktur her auf den Kleinsparer mit Monatsbeiträgen ausgerichtet.

Blick in das Kleingedruckte zu empfehlen
Wer keine Lust habe, mit seinen monatlichen Kleinbeträgen den Gewinn der Einmalzahler zu finanzieren, sollte vor dem Neuabschluss einer Lebensversicherung einen Blick in das berühmte Kleingedruckte werfen. Genauer gesagt, auf den Posten "Bestandsbewegung" im Geschäftsbericht des Versicherers. Denn dort müssten die Unternehmen angeben, wie viele Einmalbeträge und wie viele normale Verträge sie im Bestand haben. "Wer eine langfristige Lebensversicherung abschließen möchte, sollte nur einen Versicherer auswählen, der wenige Einmalbeträge akzeptiert", rät Leithoff.

Die Kunden sollten aber auch die Vermittler in die Pflicht nehmen, empfiehlt der Experte. "Finanzberater und Versicherungsvermittler sollten nicht nur checken, wie viel Einmalbeiträge der Versicherer hat, sondern sollten ihren Kunden gegenüber auch genau darlegen und erklären, wie sie das geprüft haben", betont Leithoff.

BaFin verlangt 2011 zwei voneinander unabhängige Deckungsstöcke
Das wird übrigens ab 2011 einfacher: Denn ab diesem Zeitpunkt verlangt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) von den Versicherungsunternehmen, zwei voneinander unabhängige Deckungsstöcke einzuführen, also das Geld der Kleinsparer von dem Geld der Einmalzahler zu trennen, und zwar sobald der Anteil an Einmalbeiträgen die Fünf-Prozent-Marke überschreitet. "Das gilt allerdings nur für Neuverträge", warnt Leithoff.

Der Versicherungsexperte nimmt trotz aller Kritik die klassische Lebensversicherung auch in Schutz: "Sie wurde in der Vergangenheit im günstigsten Fall als langweilig, im schlechtesten Fall als "legaler Betrug" beschrieben. Beides ist falsch. Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte." Denn es gäbe nun mal schlecht und gut geführte Gesellschaften, betont Leithoff weiter.

Quelle: DAV; Bild: © Ernst Rose /

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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