Versicherer digital besser als ihr Ruf

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Die Branche sei digital viel besser als ihr Ruf, ist Rainer M. Jakobus überzeugt. Diese Meinung vertrat der Ideal-Vorstandschef in einer Podiumsdiskussion am 28. Oktober bei der DKM, der so genannten Elefantenrunde.

Corona sei der Brandbeschleuniger für die digitale Prozesse gewesen, ist Jakobus überzeugt. Und der Praxistest sei gelungen. Keine andere Branche hätte so schnell 80 Prozent ihrer Mitarbeiter ins Homeoffice transferiert wie die Versicherer und gleichzeitig ihre Vertriebspartner digital eingebunden. Dies zeige die Innovationskraft der Assekuranz. "Das sollten wir in der Öffentlichkeit nicht kleinreden lassen", so Jakobus.

Gut durch Corona-Krise gekommen

Die Lebensversicherung sei gut durch die Corona-Krise gekommen, meinte Patrick Dahmen, Vorstand bei der Talanx AG. Nils Reich, Vorstand der Axa Konzern AG, bestätigte: "Als Branche können wir zufrieden sein mit unserer Finanzstärke." Im Privatkundengeschäft habe man allerdings Federn lassen müssen, so Reich.

bAV-Geschäft im Moment schwierig

"Wir stehen gemeinsam für Stabilität", sagte Andreas Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Allianz Leben. Die Versicherer hätten zügig Homeoffice für ihre Mitarbeiter umgesetzt und gleichzeitig den Service aufrechterhalten. Sehr stabil liefen die Geschäfte mit der Einkommensvorsorge, etwas schwieriger sei es in der betrieblichen Altersversorgung (bAV), da die Vermittler kaum noch in die Betriebe kämen, so der Allianz-Leben-Chef.

Bedingungswerke unklar formuliert

Zum Thema Betriebsschließungsversicherungen (BSV) meinte Jakobus, dass viele Bedingungswerke wohl unklar formuliert seien. "Das sollte uns eine Mahnung sein", warnte er. Mit den ersten Urteilen gegen die Versicherer sei ein Weckruf erfolgt. "Das kann uns allen nicht gefallen", so der Ideal-Chef.  

Digital und persönlich

Die Zukunft der Beratung sieht HDI-Vorstand Dahmen "digital und persönlich" - getreu des DKM-Mottos. So seien alle Prozesse zwischen Versicherer und Makler und zum Kunden hin zu digitalisieren. HDI werde mehr investieren in die Remote-/Video-Beratung. Die Produkte sollten einfacher und digitaler werden. Und schließlich müssten auch die Vermittler ihren Vertrieb digitalisieren, neue Kontaktansätze mit Kunden realisieren und dazu Communitys nutzen. Die Welt werde aber nicht nur digital sein, betonte Allianz-Mann Wimmer. Es werde Mischformen zwischen digital und persönlich geben. "Der persönliche Kontakt wird wichtig bleiben", so der Allianz-Vorstand.

Keine Angst vor Amazon & Co.

Auf die Frage von Moderator Marc Surminski, Chefredakteur der "Zeitschrift für Versicherungswesen", ob die großen Unternehmen wie Google oder Anazon zu ernsthaften Konkurrenten im deutschen Versicherungsmarkt werden könnten, reagierten die Versicherungschefs gelassen. Auch wenn die großen digitalen Tankschiffe wie Google und Amazon mit ihrer hervorragenden Technik ganz vorne seien, hätten die Versicherer bestimmte Vorteile wie die Kundenschnittstelle. HDI-Mann Dahmen glaubt, man könne von diesen Firmen lernen, was das radikale Denken vom Kunden her angeht. "Wir haben den Zugriff zum Kunden und die Empathie für ihn", meinte Dahmen. Jakobus ergänzte, dass die Versicherer auch die Regulatorik beherrschten. Das schütze sie auch etwas.  

Autor(en): Bernhard Rudolf

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