Versicherungsaufsicht: Beteiligung an Bewertungsreserven „ungerecht“

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Nachdem Anfang März 2014 die ersten Eckpunkte für eine Reform der Lebensversicherung vom Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Michael Meister (CDU), vorgestellt wurden, hagelt es aus Politik und von Verbraucherschützern Kritik. Stein des Anstoßes ist vor allem die Forderung, ausscheidende Kunden nicht mehr zu 50 Prozent an den Bewertungsreserven für festverzinsliche Anlagen zu beteiligen.

Nun hat kein geringerer als der oberste Versicherungsaufseher, Felix Hufeld, der Regierung den Rücken gestärkt. In einem Interview mit der Welt am Sonntag (WamS) bezeichnet der Direktor der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) die jetzige Regelung als einen „prozyklischen Brandbeschleuniger“. So würden die Lebensversicherer nach den mittlerweile auf fünf Jahre erweiterten Stresstests der Bafin kurz- bis langfristig stabil sein und ihre Garantien erfüllen können. Doch langfristig könne es für einige Anbieter „eng“ werden. Dabei betont Hufeld, das die Größe eines Versicherers keine Rolle spielt, sondern falsche Anlagepolitik, hohe Kosten sowie hohe Garantien aus der Vergangenheit für eine mögliche Schieflage eines Unternehmens entscheidend seien.

Versicherer müssen "die fettesten Kühe von früher schlachten"
Eine Änderung der Beteiligung an den Bewertungsreserven würde nur „die wenigen ausscheidenden Kunden“ betreffen, während der große Rest der verbleibenden Kunden Vorteile hätte. Die derzeitigen Kursgewinne bei den festverzinslichen Anlagen nennt Hufeld „Scheingewinne“. Die Versicherer müssten ihre „fettesten Kühe von früher schlachten“ und hochverzinsliche Anleihen verkaufen, um die ausscheidenden Kunden zu bedienen. Das belaste die zukünftige Rendite und damit die Auszahlungen an die Versicherten.
„Die Ungerechtigkeit schreit förmlich zum Himmel“, so Hufeld gegenüber der WamS. Zudem glaubt Hufeld, dass die Vertriebskosten für Lebensversicherungsprodukte aufgrund der gesunkenen Zinsmargen derzeit zu hoch sind.

Erhöhung der Beteiligung der Risikogewinne geplant
Ähnlich hatte sich schon Anfang April Ergo-Vorstand Johannes Lörper geäußert und einen „brutalen“ Schnitt bei den Vertriebskosten gefordert. Möglicherweise sollen Provisionen im von der Regierung nun für Mitte des Jahres geplanten Reformpaket auf drei bis 3,5 Prozent der Beitragssumme gedeckelt werden.
Zudem ist es laut Hufeld für die Branche „verkraftbar“, wenn eine Neuregelung der Mindestzuführungsverordnung die Gewinne stärker zugunsten der Kunden verteilt. Nach Aussage der Regierung ist eine Erhöhung der Beteiligung der Risikogewinne von derzeit 75 auf 90 Prozent geplant.

Bildquelle: Bafin (Bafingebäude in Frankfurt am Main)

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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