Vertrauensschaden: Wenn der eigene Mitarbeiter der Feind ist

Ein Ex-Manager des Kindersenders Kika hat seine Spielsucht mit fingierten Rechnungen finanziert. In den Jahren 2005 bis 2010 soll er rund 4,6 Millionen Euro unterschlagen haben. Dabei wurde ohne Gegenleistung Geld an vier Firmen gezahlt. Das Beispiel zeigt: Der gefährlichste Feind sitzt meist im eigenen Betrieb - hinter der Firewall.

Doch auch von außen werden Firmen immer öfter bedroht. So stellt das Sicherheitsunternehmen Corporate Trust zum Fall Sony - bei dem Millionen Adressdaten geraubt worden waren - fest: Die Benutzer im Internet formieren sich über die neuen sozialen Netzwerke wie Facebook schnell zu einer Online- Protestbewegung, die vielfach in Hackversuchen enden. Unternehmen können sich mit der so genannten Vertrauensschadenversicherung (VSV) gegen Diebe von innen und gegen Hackerangriffe von außen schützen. Sie schützt Firmen aber nicht nur vor dem typischen Mitarbeiterbetrug, dem „Griff in die Kasse“.

Auch Spionage ist versicherbar
Auch wenn Mitarbeiter Kunden direkt vorsätzlich schädigen, beispielsweise der Malergeselle Geld und Schmuck bei der Renovierung des Privathaushalts stiehlt oder der Auslieferungsspediteur Kundengelder unterschlägt, springt die VSV-Police ein. Teilweise ist zudem Computermissbrauch, also Hackerschäden abgesichert. Und selbst der Geheimnisverrat, im Volksmund „die Spionage“, kann in Deutschland versichert werden. Vielfach verlangen die Versicherer vor dem Abschluss aber den Nachweis eines ordentlichen Sicherheitskonzeptes.


Vertrauensschadenpolice oft unbekannt
Obwohl die Gefahren deutlich steigen, ist gerade im Mittelstand das Risikobewusstsein kaum vorhanden. „Angesicht steigender Zahlen ist es immer noch ein Wunder, dass unsere Vertrausschaden-Police kaum bekannt ist“, wundert sich Hubert Lanzerath, Abteilungsleiter bei der R+V Versicherung aus Wiesbaden. „Im Mittelstand haben höchsten zehn Prozent aller Unternehmen einen solchen Versicherungsschutz abgeschlossen“, schätzt der Experte.
Einen Grund, warum vor allem der deutsche Mittelstand dem Versicherungsschutz abweisend gegenüber steht, nennt die aktuelle Umfrage der Wirtschaftprüfungsgesellschaft KPMG aus Berlin. „Viele kleine und mittelgroße Unternehmen setzen auf das Prinzip Vertrauen“, sagt Autor Stefan Weiss. Damit machen sie sich jedoch angreifbar, denn die Erfahrung zeige, dass Vertrauen oft ausgenutzt wird.

„Wenn wir auf die Gefahr von Betrug durch Mitarbeiter hinweisen, dann winken die Unternehmer meist ab“, sagt Ralf Knispel von der Zurich Versicherung aus Bonn. „Ich kenne alle meine Mitarbeiter persönlich, wo soll da ein Risiko sein“, so die typische Antwort. „Führungskräfte wurde ja jahrelang gebrieft ein Vertrauensverhältnis zu ihren Mitarbeitern und ein Klima des Vertrauens aufzubauen, da kommen wir mit einer Versicherungen gegen Untreue oft vollkommen ungelegen“, erläutert Gunhild Peiniger, Versicherungsmaklerin der Hamburger PP Business Protection GmbH.

Verkauf schwierig, aber Hinweis notwendig
Für Vermittler ist der Verkauf einer solchen Police somit auch eine Gradwanderung. Denn in gewisser Weis sät schon ihre Erwähnung Missgunst. Trotzdem gehört die VSV-Police immer mit in die Beratung. Andernfalls müssen Vermittler im Schadenfall möglicherweise für mangelhaften Versicherungsschutz gerade stehen. Große Anbieter der VSV-Police sind Axa, Chubb, Chartis, R+V, Euler-Hermes und Zurich.

Bild: © / Gerd Altmann

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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