Volksdroge Alkohol: OECD fordert Maßnahmenbündel

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Politische Maßnahmen gegen den Alkoholmissbrauch könnten in Deutschland jährlich mehr als 44.000 Leben retten. Zu diesem Ergebnis kommt der jüngste Gesundheitsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) "Tackling harmful alcohol use".

Eine Kombination aus einer zehnprozentigen Steuererhöhung für alkoholische Getränke sowie einer strengeren Gesetzgebung für Alkoholwerbung und -verkauf könnte es nach OECD-Kalkulationen in Deutschland ermöglichen, die Anzahl der alkoholbedingten Verletzungen im Schnitt jährlich um 138.000 und die der Krebserkrankungen und Leberzirrhosen um etwa 4.300 zu verringern. Gleichzeitig wären die Kosten für ein solches Paket mit sechs US-Dollar pro Person im Jahr verhältnismäßig gering.


"Strengere gesetzliche Regeln für Alkoholwerbung und -verkauf, höhere
Steuern auf alkoholische Getränke, die konsequente Durchsetzung von
Promillegrenzen im Straßenverkehr, aber auch eine frühe Ansprache durch
den Hausarzt bei Verdacht auf gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum
könnten demnach nicht nur verhindern, dass Menschen vorzeitig sterben,
sie hätten auch positive Auswirkungen auf die Anzahl der gesund
verbrachten Lebensjahre."
"Tackling harmful alcohol use", OECD

Auf ein kleines Bier verzichtet - Risiko minimiert
Im Durchschnitt trinkt jeder Mensch über 15 Jahre im OECD-Raum jährlich den Gegenwert von 9,1 Litern reinem Alkohol. Das entspricht mehr als 100 Flaschen Wein oder gut 200 Litern Bier. Der globale Durchschnitt liegt bei 6,2 Litern. Deutschland gehört mit einem Mittelwert von elf Litern reinem Alkohol pro Kopf zu den Ländern mit dem höchsten Verbrauch. Nach Schätzungen der Studienmacher würden vier von fünf Trinkern ihr Todesrisiko unabhängig von der Ursache verringern, wenn sie ihren Alkoholkonsum um eine Einheit pro Woche (etwa ein kleines Glas Bier) reduzieren würden.

Wie in anderen Ländern auch entfällt in Deutschland der größte Teil des Alkoholkonsums auf eine relativ kleine Gruppe von Vieltrinkern: 60 Prozent des Gesamtalkoholkonsums erfolgen hierzulande durch die 20 Prozent der Personen, die am stärksten trinken. Jugendliche und junge Erwachsene gehören OECD-weit immer häufiger dazu: Für 2010 gaben 43 Prozent der 15-jährigen Jungen und 41 Prozent der Mädchen an, schon einmal betrunken gewesen zu sein. 2002 waren es nur 30, beziehungsweise 26 Prozent. Wie die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zeigt, trinken deutsche Jugendliche heute im Alter von vierzehneinhalb Jahren zum ersten Mal Alkohol, den ersten Alkoholrausch erleben sie, bevor sie 16 Jahre alt werden.

Alkohol? -Kenn dein Limit
Der Verband der privaten Krankenversicherer (PKV-Verband) finanziert in Deutschland seit 2009 die Kampagne "Alkohol? Kenn dein Limit". Mit einem Budget von acht Millionen Euro jährlich ist sie die größte deutsche Kampagne zur Alkoholprävention für Jugendliche. Die Kampagne wird von der BZgA umgesetzt und funktioniert als Mischung aus Plakatierung, Angeboten im Internet und persönliche Ansprache bei Veranstaltungen und Festivals (siehe auch: ).

Quellen: OECD, PKV-Verband
Bildquelle: © irisphoto2 / iStock / Thinkstock

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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