Wann Versicherungen online abgeschlossen werden

Das Marktforschungsinstitut Heute und Morgen hat das Informations- und Abschlussverhalten von Internetnutzern untersucht.Dafür befragte das Institut 1.000 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren online, womit sichergestellt war, Internetnutzer anzusprechen.

Die Befragten gaben immerhin zu 80 Prozent an, sich schon einmal über Versicherungen oder Altersvorsorge online informiert zu haben. Immerhin 38 Prozent informieren sich nach eigenen Angaben mindestens mehrmals im Jahr.

Wenig Geld zu haben heißt nicht, Günstigeres zu suchen
Nach soziodemografischen und ökonomischen Merkmalen differenziert fällt auf, dass sich Männer weitaus häufiger mit Versicherungen im Netz befassen. Zudem ist die Altersgruppe 30 bis 39 Jahre mit 44 Prozent am aktivsten, gefolgt von der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre (42 Prozent) und unter 30 Jahre (38 Prozent). Über 60-Jährige informieren sich auffallend seltener online über Versicherungen, 32 Prozent von ihnen gar nicht.

Am aktivsten sind zudem Befragte in der obersten Gruppe der Haushaltsnettoeinkommen von 5.000 Euro und mehr, hier sind 49 Prozent sehr betriebsam. Gerade einkommensschwache Haushalte, die ein besonderes Interesse an günstigem Versicherungsschutz aufweisen müssten, fallen dagegen durch ein unterdurchschnittliches Suchverhalten auf.

Versicherungen werden gekauft und nicht verkauft - auch im Netz?
Vier von zehn Befragten haben bereits online Versicherungen abgeschlossen. Viele haben parallel Erfahrung mit dem Direktabschluss von Versicherungen via Telefon, denn 13 Prozent berichten über Abschlusserfahrung, wohingegen 58 Prozent der Befragten bisher keine Versicherung online abgeschlossen haben.

Für Online-Interessenten gilt anscheinend nicht uneingeschränkt die alte Vertriebsweisheit, dass Versicherungen verkauft statt gekauft werden – im Netz ist es eher umgekehrt. Denn 46 Prozent der Befragten und damit mit weitem Abstand die meisten antworteten auf die Frage, warum sie sich über eine Versicherung im Internet informiert haben, dass sie eine solche gebraucht hätten, beispielsweise wegen eines Auto- oder Hauskaufs. Nur sechs Prozent wurden von einem Vermittler auf das Internet hingewiesen, fünf Prozent von einem Versicherer. Auch Werbung ist eher selten Auslöser für die Beschäftigung mit Versicherungen im Netz. Ähnlich wie bei Untersuchungen zum Offline-Kaufverhalten spielen Freunde und Bekannte eine beachtenswerte Rolle, denn immerhin 18 Prozent gaben deren Tipps als Auslöser für eine Informationssuche im Internet an.

Fristfreies Kündigungsrecht bevorzugt
Für Vermittler und Versicherer könnte das bedeuten, dass sie das Internet stärker in die eigene Verkaufsstrategie einbinden sollten. Das gilt jedenfalls für Lebenssituationen, in denen Kunden aus eigenem Antrieb nach Informationen suchen. Dabei gilt es auch die Kritik ernst zu nehmen, die aus der Studie zu erkennen ist, was den Nutzwert der angebotenen Versicherungsinformationen angeht. Denn nur 40 Prozent meinten, dass sie sehr schnell die gewünschten Informationen gefunden hätten, 46 Prozent dagegen erst nach längerem Suchen und der Rest praktisch gar nicht.

Wer Versicherungen online abschließt, hat allerdings auch spezifische Erwartungen an die Anbieter. 77 Prozent sagen, dass sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit online abschließen würden, wenn sie die abgeschlossene Versicherung jederzeit online wieder kündigen könnten. 72 Prozent ist die Garantie wichtig, dass persönliche Daten nicht zu Werbezwecken genutzt werden. 70 Prozent würden ein dreimonatiges Rücktrittsrecht begrüßen.

Vertrieb kann profitieren
Für Heute und Morgen-Geschäftsführer Axel Stempel hat der Vertrieb aber auch in Zukunft nicht ausgedient: „Für viele Verbraucher wird die Informationssuche im Internet erst zum Anlass, mit einem Berater in Kontakt zu treten.“ Er rät davon ab, als Service-Versicherer eigenständige Internetmarken zu gründen. Stattdessen sollten die Versicherer auf eine „sehr gute barrierefreie Verknüpfung der Online- und Offline-Angebote“ achten – wobei angesichts des in der Regel zwingenden Medienwechsels „barrierefrei“ nicht wirklich möglich ist.

Die ausführliche Studie kann bei Heute und Morgen erworben werden. Nähere Informationen gibt es unter www.heuteundmorgen.de/frontend/downloads/studienflyer_onlineabschluss.pdf.

Bild: © Cornelia Menichelli /

Autor(en): Matthias Beenken

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