Warum Corona Kooperationen immer attraktiver macht

740px 535px

Bigtechs und weitere neue Akteure drängen auf den Versicherungsmarkt. Versicherer müssen daher dringend neue Fähigkeiten entwickeln und neue Wege gehen, um den gestiegenen digitalen Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Zu diesem Schluss kommen jedenfalls Capgemini und Efma im World Insurtech Report 2020 (WITR).

Seit Beginn der Corona-Pandemie haben Versicherungskunden digitale Kanäle intensiver genutzt als zuvor. Damit sind auch ihre Erwartungen an diese Informations-, Vertriebs- und Kommunikationswege gestiegen. Für Versicherer wird dadurch die Digitalisierung dringlicher und externe Partner gewinnen für sie an Attraktivität. Der World Insurtech Report 2020 sieht daher wachsende Chancen für Insurtechs mit kooperativen Geschäftsmodellen.

Grenzen zwischen Versicherern, Insurtechs, Bigtechs verschwimmen

Als mögliche Kooperationspartner der Versicherer kommen aufgrund ihres vorbildlichen Nutzererlebnisses zudem Bigtechs in Betracht. Allgemein verschwimmen die Grenzen zwischen Versicherungsunternehmen, Insurtechs, Bigtechs und Technologiepartnern. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich die etablierten Versicherer in entscheidenden Bereichen verbessern – etwa in Sachen Kundenzentriertheit, bei intelligenten Prozessen, der Produktflexibilität und offenen Ökosystemen.

Corona trifft die Teilsektoren des Versicherungsmarktes ganz unterschiedlich: Lebens- und Krankenversicherungen erlebten einen Anstieg der Schadenfälle, während Reise- und Kfz-Versicherungen einen Rückgang verzeichneten. Eines war aber für alle Sparten gemeinsam: Sie bemerkten ein verändertes Kundenverhalten.

Neukundengewinnung hat sich verändert

Obwohl mittlerweile über 90 Prozent der etablierten Versicherer weltweit – in Deutschland 100 Prozent – in der Lage sind, ihre Geschäftstätigkeit remote auszuüben, bemerkten sie Auswirkungen der Pandemie auf die Neukundengewinnung. Gegenüber 57 Prozent im April sagten im Juli 61 Prozent der Versicherer weltweit, dass sich Corona auf die Neukundengewinnung auswirkt. In Deutschland meinte dies im Juli jeder zweite Versicherer.

Covid-19 ist nicht die einzige Gefahr für die Kundengewinnung und -bindung. Bigtechs wie Amazon oder Google legen die Messlatte für Kundenerlebnis und während der Pandemie höher, indem sie den Verbrauchern krisensichere Prozesse, Echtzeit-Reaktionen und eine intuitive Kundenbetreuung bieten. Die Bereitschaft der Versicherungsnehmer, Versicherungen von Bigtechs zu kaufen, ist von 17 Prozent im Jahr 2016 über 36 Prozent im Januar 2020 auf 44 Prozent im April 2020 gestiegen, so ein wichtiges Ergebnis der Untersuchung.

Überragendes Kundenerlebnis für zentral erachtet

Um mit Bigtechs konkurrieren zu können, müssen Versicherer Prioritäten setzen und sich auf die entscheidenden Themen konzentrieren. Angesichts der aktuellen Geschäftsdynamik und Auswirkungen von Covid-19 halten 94 Prozent der Versicherer weltweit sowie 88 Prozent in Deutschland ein überragendes Kundenerlebnis für zentral, 90 Prozent international beziehungsweise 88 Prozent in Deutschland krisensichere Prozesse und 87 Prozent beziehungsweise 75 Prozent Echtzeit-Reaktionen.

Ein fürsorglicher Partner zu sein, ist in den Augen von international 86 Prozent der Versicherungshäuser sowie 75 Prozent hierzulande entscheidend. Bedarfs- und nutzungsbasierte Versicherungen halten weltweit 70 Prozent und 25 Prozent der Versicherer in Deutschland für wichtig.

Über digitalisierte Prozesse verfügen international 29 Prozent der Versicherer, in Deutschland schon jeder zweite. Bei Cloud-Nutzung und offenen APIs haben Versicherer teils großen Nachholbedarf: Nur 49 Prozent weltweit – aber 63 Prozent in Deutschland – sind Cloud-native-Unternehmen; offene Application Programming Interface (APIs) haben weltweit bislang 35 Prozent und in Deutschland 13 Prozent implementiert. Lediglich 19 Prozent der befragten Versicherer weltweit – doch 38 Prozent der deutschen – gaben an, über durchgängig automatisierte Prozesse zu verfügen.

Liefern bessere Ergebnisse und arbeiten kosteneffizient

Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit ist der effizienteste Weg zu Technologie, um auf dem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben. Partnerschaften mit Spezialisten und Zugänge über gemeinsame Schnittstellen stellen sicher, dass sich alle Akteure der Versicherungsbranche auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Dann liefern sie bessere Ergebnisse und arbeiten kosteneffizient. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist unter den Akteuren im Versicherungsbereich gestiegen, wie der World Insurtech Report 2020 feststellt:

  1. 67 Prozent der Versicherer weltweit und 50 Prozent in Deutschland wollen mit Insurtechs zusammenarbeiten.
  2. 83 Prozent der Insurtechs weltweit und 77 Prozent der deutschen sind an Partnerschaften mit Versicherern interessiert.
  3. 85 Prozent der Insurtechs international sowie 92 Prozent in Deutschland wollen mit Technologieanbietern kooperieren.
  4. Mehr als 60 Prozent sowohl der Versicherer als auch der Insurtechs weltweit sind an einer Zusammenarbeit mit Bigtechs interessiert. In Deutschland trifft dies auf 54 Prozent der Insurtechs zu, aber noch nicht auf etablierte Versicherer.

Damit Partnerschaften mit Spezialisten vertieft werden können

Unternehmen müssen eine neue Denkweise entwickeln, wenn sie vom Besitz eigener Fähigkeiten zu einer gemeinsamen Nutzung übergehen,. Nur so können sie ihre Effizienz steigern und Partnerschaften mit Spezialisten vertiefen. Diese neue Herangehensweise wird den Firmen auch helfen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren und ihren Kunden durch kontinuierliche Ko-Innovation einen Mehrwert zu bieten.

Quelle: Capgemini Germany

Autor(en): Versicherungsmagazin

Zum Themenspecial "Corona"

 

Alle Branche News