Warum die PKV-Beiträge 2022 steigen

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Die Beiträge zur Krankenversicherung steigen grundsätzlich, weil sich die Behandlungskosten im Gesundheitssystem laufend erhöhen. Auch 2022 gibt es deshalb Beitragsanpassungen. Rund ein Viertel der Privatversicherten ist davon betroffen. Der Verband der Privaten Krankenversicherung erläutert die jüngste Entwicklung und die Gründe dafür.

Betrachtet man die langfristige Beitragsentwicklung in der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) an, stellt man fest, dass beide sehr nah beieinanderliegen. Zwischen 2012 und 2022 lagen die Beitragseinnahmen in der PKV je Versicherten bei durchschnittlich 2,6 Prozent pro Jahr. In der GKV liegt der Wert bei 3,3 Prozent. Das zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP). 

Welche Rolle die Niedrigzinsen für den Beitrag spielen

Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen in den vergangenen Jahren immer weiter gesenkt, aktuell sogar auf null. Die  der PKV-Tarife wurden viele Jahrzehnte lang mit einem Rechnungszins von 3,5 Prozent kalkuliert. Diesen Zins hatte die PKV auch stets für ihre Kunden erwirtschaftet. Doch da die Europäische Zentralbank den Leitzins mittlerweile seit über sechs Jahren auf 0 gesenkt hat, sinkt nach und nach zwangsläufig auch die Verzinsung der PKV-Kapitalanlagen. 2020 betrug die laufende Durchschnitts-Verzinsung der PKV-Kapitalanlagen rund 2,9 Prozent.

Erträge bei neuen festverzinslichen Geldanlagen geringer

Doch diese guten Werte resultieren vor allem aus dem Anteil langlaufender Anleihen aus früheren Jahren, als es noch deutlich höhere Zinsen gab. Durch die Niedrigzinspolitik sind heute bei neuen festverzinslichen Geldanlagen die Erträge natürlich geringer. In der Folge schneidet die PKV bei ihren Kapitalanlagen zwar immer noch besser ab als andere, aber eben auch nicht mehr so gut wie früher.

Um aber die Gesundheitsleistungen im Alter auch für die Zukunft solide abzusichern, muss die PKV den Zinsschwund berücksichtigen. Was die Zinsen derzeit nicht mehr hergeben, muss – so ist es gesetzlich vorgeschrieben – durch eine Erhöhung der Vorsorge ausgeglichen werden, also durch zusätzliche Beiträge. Davon sind Privatversicherte jetzt ebenso betroffen wie andere Sparer auch.

Die sinkenden Zinsen treffen nun auf die starren gesetzlichen Kalkulationsvorschriften. Danach kann das Zinsniveau nicht jedes Jahr aktuell in den Beiträgen berücksichtigt werden. Die Versicherung muss warten, bis die übrigen Kostensteigerungen den vorgeschriebenen Schwellenwert überschreiten – und dann zusätzlich auch den Ausgleich für die gesunkenen Zinserträge einkalkulieren. Daher sind die Unternehmen jetzt in vielen Tarifen gezwungen, zeitverzögert die schon seit Jahren andauernde Niedrigzinsphase „auf einen Schlag“ einzupreisen.

PKV und GKV

 

 

Die Beitragsentwicklung der beiden Systeme

Der Beitrag der gesetzlichen Krankenversicherung für freiwillig versicherte Arbeitnehmer betrug im Jahr 1980 umgerechnet 230,31 Euro. Im Jahr 2022 liegt der Beitrag bei 769,16 Euro. Das ist mehr als eine Verdreifachung.

In der PKV verlief die Beitragsentwicklung sehr ähnlich – von den Kosten des medizinischen Fortschritts sind eben beide Krankenversicherungssysteme gleichermaßen betroffen. Dieser Fortschritt hat aber nicht nur Folgen für die Finanzen, sondern auch positive Folgen für die Qualität der medizinischen Behandlung und die Chance, länger gesund leben zu können.

Langfristige Entwicklung der Beiträge in GKV und PKV vergleichbar

Das unabhängige IGES-Institut hat die langfristigen Beitragsentwicklungen in der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung verglichen. Es kommt zu dem Ergebnis, dass die langfristige Beitragsentwicklung in GKV und PKV in den vergangenen zwei Jahrzehnten ziemlich vergleichbar ist.
Dass beide Versicherungssysteme die steigenden Gesundheitskosten bewältigen müssen, hat auch die Zeitschrift „Finanztest“ festgestellt und mit Daten von 1970 bis 2014 dokumentiert: „Die Kosten pro Versicherten steigen gleichermaßen, egal, ob privat oder gesetzlich versichert.“

Ein Erklärvideo zum Thema finden Sie hier

 

 

 

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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