Was den Lebensversicherern Aktien bedeuten

Erstmals hat eine Umfrage jetzt die differenzierten Aktienquoten der Lebensversicherer ans Tageslicht gebracht. Die Quoten sind bescheiden. Doch warum jagen die Versicherer Kunden dann in Fondspolicen? Was erste empirische Vergleiche von KLV und FLV zeigen.

Nur zehn Prozent der Kapitalanlagen wurden in Aktien angelegt
Die deutschen Lebensversicherer haben im Jahresmittelwert 2007 eher bescheidene 10,29 Prozent ihrer Kapitalanlagen in Aktien gehalten. Dies ergab eine Blitz-Umfrage von map-fax, Kurznachrichtendienst für Risiko und Vorsorge aus dem Hause map-report. Angefragt wurden knapp 50 Versicherer, von denen 36 innerhalb einer Woche geantwortet haben. Sie repräsentieren ein Kapitalanlagevolumen von 492,4 Milliarden Euro und damit rund 72 Prozent des Marktes, dessen Anlagen Ende 2007 laut GDV bei 681 Milliarden Euro gelegen hatten. Das Aktieninvestment der Assekuranz gliedert sich – gemessen an den gemeldeten 48 Milliarden Euro Buchwerten in dieser Anlageklasse – in 27,18 Prozent Direktanlagen in Aktien sowie 72,82 Prozent mittelbare Investments über Aktienfonds oder Mischfonds. „Die Notwendigkeit von Abschreibungen zum Jahresende 2008 wird, wenn sich die Kurse nicht noch massiv verschlechtern, aus heutiger Sicht wohl überschaubar bleiben“, meint Manfred Poweleit, Autor der Umfrage und Chefredakteur von map-report.

Das Ergebnis ist aus Sicht der Transparenz von Lebensversicherungen äußerst erfreulich, zeigt es doch erstmals die Aktieninvestments der Versicherer in handfesten Zahlen. Noch vor kurzem hatte Poweleit in dem Report, der sich mit den „Bilanzen der Deutscher Lebensversicherer 1998–2007“ befasste (map-report 683-684), massiv kritisiert, dass die genauen Aktienquoten nicht zu erfahren sind. Es gibt dafür keine Ausweispflicht im Kapitalanlagespiegel der Geschäftsberichte. In den Bilanzen findet sich nur die Sammelposition „Aktien, Investmentanteile und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere“. „Wer dort hoch investiert ist, hat vielleicht auch viele Aktien – vielleicht aber auch die Verwaltung der festverzinslichen Wertpapiere in erheblichem Umfang in Fonds ausgelagert“, interpretierte Poweleit die Zahlen.

Konkrete Werte liegen vor
Nun liegen deutlich konkretere Werte vor. Sie zeigen: Die mit Abstand höchsten Engagements direkt in Aktien hatten im Jahresmittel 2007 Allianz (6,21 Prozent), Volksfürsorge (5,51 Prozent) und Cosmos (5,49 Prozent), gefolgt von Hamburg-Mannheimer (3,8 Prozent) und Helvetia (3,79 Prozent). Viele Anbieter zeigen sich hier extrem scheu und kommen häufig nur auf sehr niedrige Werte von unter 0,15 Prozent der Kapitalanlagen, darunter neue leben, Hannoversche, LV 1871, Süddeutsche und VGH. Komplett ohne Aktien arbeiteten Concordia, Zurich und Württembergische.

Bei indirekten Aktieninvestments über Aktienfonds liegt die Quote insgesamt deutlich höher. Hier führt klar die Stuttgarter das Feld an (20,28 Prozent), gefolgt von der Württembergischen (12,57 Prozent), Neue BBV (11,23 Prozent), HanseMerkur (11,12 Prozent), Provinzial der Rheinprovinz (10,71 Prozent) und Allianz (10,31 Prozent). Nimmt man Aktien und Aktienfonds zusammen, kommt wiederum die Stuttgarter auf den höchsten Wert (22,71 Prozent). Mit weitem Abstand folgt die Allianz, bei der 16,55 Prozent der Kapitalanlagen in Aktien und Aktienfonds investiert waren, R+ V (15,8 Prozent), Neue BBV (15,02 Prozent), Württembergische (12,57 Prozent) und HanseMerkur (12,5 Prozent). Die Debeka, ausgestattet mit dem besten Rating-Ergebnis bei map-report, kommt 2007 auf eine hohe Nettorendite von 5,41 Prozent, weist aber nur 0,99 Prozent Aktieninvestments auf. „Wir tätigen keine spekulativen Anlagen, da wir die Risiken höher bewerten als die entsprechenden Chancen“, erklärt Debeka-Sprecher Dr. Gerd Benner. Man setze auf langfristig stabile Erträge und habe in sehr viele festverzinsliche mit einer Laufzeit von bis zu 30 Jahren investiert, die zum Teil noch immer über sechs Prozent Zinsen bringen.Unrühmlich haben sich bei der Umfrage laut Poweleit einmal mehr „chronische Datenverweigerer“ wie Axa, Deutscher Ring und Nürnberger hervorgetan.

Ein absoluter "Hammer" sind auch die ersten empirischen Marktzahlen zu Fondspolicen. Gefragt wurde nach der Ablaufleistung einer fondsgebundenen Lebensversicherung für den bei map-report üblichen Rating-Musterfall: Ein Mann (30) zahlt vorschüssig 1.200 Euro Jahresbeitrag, wählt zwölf Jahre Laufzeit und 100 Prozent Todesfallleistung. Die Police ist im September 2008 fällig. Ergebnis: Fast alle Marktteilnehmer konnten keine Daten liefern, weil sie Fondspolicen noch nicht so lange im Angebot haben.

Von Aachen-Münchener (AM) und Cosmos liegen aber schon Daten vor. Ergebnis bei AM: eine Ablaufleistung zwischen 14.155 und 18.258 Euro, wenn von den acht möglichen Fonds zu Vertragsbeginn genau einer ausgewählt und bis zum Ablauf beibehalten wurde. Die konventionelle KLV kommt auf 18.692 Euro Ablaufleistung und ist damit besser als die beste Fondspolice. Ähnlich lief es bei Cosmos: Das Fondsguthaben auf Basis des DWS Akkumula beträgt 18.902 Euro; die KLV kommt auf eine tatsächlich erreichte Ablaufleistung von 19.902 Euro. Wann, wenn nicht jetzt, will die Fondspolice die KLV schlagen, fragt Poweleit? Die Situation sei absurd. Selber fassen Versicherer Aktien nur sehr vorsichtig an, pushen aber Fondspolicen für ihre Kunden. Ein Grund: Das Kapitalanlagerisiko liegt allein beim Kunden. Und: Da kaum Garantien vom Versicherer nötig sind, lässt sich zudem massenhaft Eigenkapital einsparen.

Autor(en): Detlef Pohl

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