Wenn das Herz am Elternhaus hängt

Rund jeder Vierte bezieht geerbte Immobilien selbst. Kindheitserinnerungen motivieren dazu. Doch der Renovierungsbedarf ist meist hoch. Dies ergab die Umfrage Immobilienerbschaften 2013 der Allianz Deutschland.

Sechs von zehn Immobilien geben Eltern an ihre Kinder weiter. Das war schon früher so und wird laut Umfrage der Allianz weiterhin so bleiben. Jedoch wird sich der Anteil an Alleinerben voraussichtlich verändern: Während in der Vergangenheit noch über die Hälfte (51 Prozent) ihr Erbe angetreten haben, ohne es mit anderen teilen zu müssen, rechnen zwei von drei künftigen Erben damit, innerhalb der nächsten 20 Jahre die Immobilie gemeinsam mit anderen zu erhalten. "Die Eltern der Babyboomer aus den 1960er Jahren erreichen innerhalb der nächsten Jahre ein Alter, in dem eine Erbschaft zunehmend wahrscheinlich wird. In der Regel erben die Kinder zu gleichen Teilen. Wer seine Geschwister auszahlen möchte, kann dies oft nur mit einem Darlehen realisieren", sagt Dr. Peter Haueisen, Leiter der Allianz Baufinanzierung.

Die Nachfahren erben meistens Einfamilienhäuser

Die meisten Erben (56 Prozent) erhielten bislang Einfamilienhäuser, gefolgt von Mehrfamilienhäusern (22 Prozent) und Eigentumswohnungen (15 Prozent). Auch künftige Erben gehen mehrheitlich (59 Prozent) davon aus, dass sie ein Einfamilienhaus bekommen. Allerdings erwarten nur noch 12 Prozent künftig ein Mehrfamilienhaus. Dagegen rechnen deutlich mehr Menschen (25 Prozent) damit, eine Eigentumswohnung zu erben.

Die Entfernung zwischen Erben und ihrer Immobilie wächst
Mehr als die Hälfte der bisherigen Erbschaften (55 Prozent) befindet sich in großen und mittelgroßen Städten. Jeder Vierte hat eine Immobilie auf dem Land geerbt. Zum Zeitpunkt der Erbschaft lagen bislang knapp zwei Drittel (64 Prozent) der geerbten Immobilien in Wohnortnähe des Erben, das heißt maximal 50 Kilometer entfernt. Rund ein Viertel (23 Prozent) waren mehr als 100 Kilometer weit weg. Tendenziell wird die Distanz zwischen Immobilienerbschaften zum Wohnort größer: In Wohnortnähe werden sich voraussichtlich nur noch 59 Prozent der Immobilien befinden, etwa ein Drittel wird weiter als 100 Kilometer entfernt gelegen sein.

Jeder Vierte bewohnt das Immobilienerbe selbst – oft der Gefühle wegen
Doch nicht alle, die bereits eine Immobilie geerbt haben, ziehen in diese ein: Aktuell wohnen fast vier von zehn Erben (39 Prozent) weiterhin zur Miete. Zwei von fünf (40 Prozent) haben die Immobilie verkauft und 15 Prozent entschieden sich für eine Vermietung. Rund jeder Vierte (27 Prozent) machte die geerbte Immobilie zu seinem Eigenheim.
Während mehr als die Hälfte der Selbstnutzer (51 Prozent) als wichtigsten Grund für eine Eigennutzung die Tatsache angeben, dass sie selbst schon in dieser Immobilie gelebt haben, nennen künftige Erben als Hauptmotiv (41 Prozent) den attraktiven Standort. Der zweithäufigste Beweggrund ist sowohl für bisherige Erben als auch für künftige Erben der Vorteil, Miete zu sparen.




Grafik: Allianz Deutschland AG

Immobilie als Teil der Altersvorsorge
"Eine eigene Immobilie ist ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge", merkt Haueisen an. Das gelte auch für Immobilienerbschaften. Deshalb solle jeder Erbe sehr genau überlegen, wie er die erhaltene Immobilie verwenden will – zur Eigennutzung oder eher zum Aufbau von Eigenkapital, um sich damit den individuellen Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Und wer die geerbte Immobilie auch in späteren Jahren bewohnen möchte, solle den altersgerechten Umbau unbedingt finanziell mit einplanen, rät er.

26 Prozent der Erben konnten den Vorstellungen vom Wohnen im Alter mit dem Nachlass näher kommen. Die Eigennutzung und der altersgerechte Umbau sind hierbei die häufigsten Gründe. Jedoch konnten mit dem Verkaufserlös oder den Mieteinnahmen des Nachlasses auch Renovierungs- und Umbaumaßnahmen am bereits vorhandenen Eigenheim erstellt werden.

Hoher Renovierungsbedarf des Immobiliennachlasses
Knapp zwei Drittel der Erben (65 Prozent), die das geerbte Eigenheim vermieten oder selbst bewohnen, renovierten oder modernisierten bereits. In fast jedem zweiten Fall (49 Prozent) nahmen Beteiligte eine Baufinanzierung von durchschnittlich 72.000 Euro in Anspruch. Knapp ein Viertel (23 Prozent) benötigte ein Darlehen von 100.000 Euro und mehr. Auch künftige Erben, die den Nachlass nicht verkaufen wollen, sehen heute schon Renovierungs- und Modernisierungsbedarf auf sich zukommen. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen braucht bald jeder Zweite (48 Prozent) eine Baufinanzierung.

Mit dem Verkaufserlös nach eigenen Vorstellungen bauen
Als häufigstes Motiv für den Verkauf einer geerbten Immobilie nennen sowohl diejenigen, die schon einmal geerbt haben, wie auch künftige Erben, dass sie sich nicht um die Immobilie kümmern können. Jeweils 26 Prozent begründen den Verkauf damit, dass sie bereits in einem Eigenheim wohnen. Mehr als ein Viertel (27 Prozent) möchte mit dem Verkaufserlös selbst bauen oder eine andere Immobilie kaufen. Zudem empfinden drei von zehn Immobilienerben das Erbe als Belastung. Die Unterhaltskosten und die Kosten für Reparaturen und Umbaumaßnahmen sowie Ärger mit den Mietern, aber auch die räumliche Entfernung zur Immobilie werden hierfür als Gründe genannt. Dennoch haben bisherige sowie künftige Erben gleichermaßen eine starke Bindung zu den Immobilienerbschaften – ihre Kindheitserinnerungen.

Quelle: Allianz Deutschland AG
Bildquelle: © Thorben Wengert/

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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