"Wer auf den Kunden hört, erhält neue Produktideen"

Auf einer Konferenz in Köln haben Versicherer diese Woche die neuesten Trends und Produktentwicklungen der Branche vorgestellt. Versicherungsmagazin stellt zwei davon vor.

"Gerade bei der Produktentwicklung wird fast immer von den Interessen des Vermittlers gesprochen, fast nie vom Kunden", weiß Rudolf Kayser. Bisher sei die Produktentwicklung als Einbahnstraße verstanden worden, bei der ein an den Vorschlägen des Vermittlers orientiertes Produkt mit neuen Klauseln versehen wird. Der Bereichsleiter Unfall und Projektleiter spartenübergreifende Produkte bei der Ergo hat den Entstehungsprozess eines neuen Produkts umgekehrt.

Zunächst einmal stellte er viele Fragen, beispielsweise was für Sorgen ein Unfallopfer in der ersten Zeit umtreibt. So fand er heraus: "Da geht es nicht um die Höhe der Gliedertaxe, sondern um die Frage, wer sich darum kümmert, dass das Kind zur Schule gefahren wird oder wo die beste Reha-Einrichtung bei seiner Verletzung ist, dass er bald wieder arbeiten kann - und erst weiter hinten kam die Frage nach dem Geld, das aus der Versicherung zu erwarten ist"“ So stellte Kaysers Team eine neue Unfallversicherung auf die Beine, die das Kümmern in den Mittelpunkt stellt.

Das neue Unfallversicherungsprodukt ist ein Erfolg: Im ersten Jahr hat es rund 110 Millionen Euro Bestandssumme erreicht, 300.000 Verträge versichern rund 500.000 Personen.

Kayser ist überzeugt: "Wer auf den Kunden wirklich hört und nicht nur so tut als ob, der erhält fast automatisch neue Produktideen." Diesen quasi umgekehrt aufgezäumten Entwicklungsprozess wendet Kaysers Team derzeit auch in anderen Bereichen an und entwickelt ein Versicherungsprodukt für Kinder.

Eine betriebliche Altersvorsorge für alle Mitarbeiter
Seit zwei Wochen auf dem Markt ist die TEAM genannte Rückdeckungsversicherung als völlig neues Modell der betrieblichen Altersvorsorge in Deutschland. "Versichert der Arbeitgeber seine gesamte Mitarbeiterschaft in einem Vertrag, so erhalten die Arbeitnehmer Konditionen, die sie in Individualverträgen nie erreichen könnten", erläuterte Marco Arteaga, Vorstandsmitglied der Zurich Gruppe Deutschland, auf der vom Institut für Versicherungswissenschaften an der Universität Leipzig organisierten Tagung "Aktuelle Entwicklungen im Produktmanagement von Versicherungsunternehmen", die in Köln stattfand.

Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel stärke das Angebot einer betrieblichen Altersvorsorge, das alle Mitarbeiter einschließt, die Attraktivität als Arbeitgeber. Ohne Gesundheitsprüfung werde jeder Mitarbeiter in einem aktiven Arbeitsverhältnis aufgenommen. Der Vertrag gelte jeweils für ein Jahr. Daher wird die Zurich diese neue Form der betrieblichen Altersvorsorge zunächst in einer einjährigen Einführungsphase für Unternehmen ab 100 Mitarbeiter anbieten. Nur durch den Umweg über eine luxemburgische Tochter sei das Angebot in Deutschland überhaupt möglich. "In anderen Ländern wird diese Police seit Jahren angeboten", so Arteaga.

Bild: © Stephanie Hofschläger/

Autor(en): Anja Kühner

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