Der zweite Lockdown in Deutschland belastet die Menschen aktuell stärker als der erste im Frühjahr 2020. Dies geht aus der Sondererhebung des "Deutschland-Barometer Depression" hervor. Immer mehr Menschen zögen sich zurück und die Sorgen um die berufliche Zukunft und die familiäre Belastung nähmen zu.
71 Prozent der Bundesbürger empfinden die Situation im zweiten Lockdown als bedrückend. Im ersten waren es 59 Prozent, im Sommer 2020 sogar nur 36 Prozent. Fast die Hälfte (46 Prozent) erlebt die Mitmenschen als rücksichtsloser (im ersten Lockdown 40 Prozent). Jeder dritte hat Sorgen um seine berufliche Zukunft. Familiär stark belastet fühlen sich im Februar 2021 25 Prozent der Befragten, im Sommer 2020 waren es nur 16 Prozent. Der erste Lockdown begann am 22. März 2020 und wurde bereits von Ende April an nach und nach aufgehoben.
Nicht zu lange im Bett liegenbleiben
Einige Tipps für die psychische Gesundheit im Lockdown liefert Professor Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Um besser mit der belastenden Situation umzugehen, könne ein Wochenplan hilfreich sein. Darin werden stundenweise die Aktivitäten für jeden Tag eingetragen, neben Pflichten sollte dabei auch Angenehmes eingeplant werden. "Manche können in der Corona-Krise auch Chancen entdecken und sich einem neuen Hobby, Sport oder einem dickeren Buch zuwenden. Wichtig ist auch ein geordneter Schlaf-Wachrhythmus mit Bettzeiten, die bei circa acht bis neun Stunden liegen sollten", so Hegerl. Längere Bettzeiten und ein Sich-tagsüber Hinlegen führten vor allem bei den Menschen, die depressiv erkrankt seien, zu einer Verschlechterung der Depression und zunehmenden Schlafstörungen.
Er geht nicht davon aus, dass sich die Zahl der Depressiven durch den langen Lockdown massenhaft erhöht. "Allein die Wahrnehmung, dass das Leben gerade bitter ist, führt noch nicht zu einer Depression. Darauf reagieren Menschen mit Angst, Sorge und Verzweiflung. Dies sind zwar leidvolle, aber nicht krankhafte menschliche Reaktionen", sagt der Wissenschaftler.
Über die Befragung
Seit 2017 führt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe, gefördert durch die Deutsche Bahn Stiftung, jährlich die deutschlandweit repräsentative Befragung „Deutschland-Barometer Depression“ durch. Befragt wurden 5.135 Personen zwischen 18 und 69 Jahren aus einem repräsentativen Online-Panel im Februar 2021.
Autor(en): versicherungsmagazin.de