Abschied vom Kohle-Investment

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Der Münchener Versicherer Allianz will umweltfreundlicher wirtschaften und erteilt kohlebasierten Geschäftsmodellen künftig eine Absage. Damit folgt das Unternehmen einem Trend, den sich auch andere Konzerne auf die Fahnen geschrieben haben.
Die Allianz Gruppe will nach eigenen Angaben durch diese Strategie Klimaziele umsetzen, die an das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens geknüpft sind. Bis zum Jahr 2040 sollen deshalb fossile Investments sowohl im Kundenportfolio als auch aus der Anlage der Versichertengelder verschwinden. "Der Klimawandel birgt enorme ökonomische und soziale Risiken. Er beeinträchtigt schon heute Millionen Menschen", erläutert Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte die Entscheidung. "Als Versicherer und Investor möchten wir den Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft vorantreiben."

Damit folgt das Unternehmen anderen Finanzfirmen und Investoren, die ebenfalls ihre Beteiligungen an fossilen Energiefirmen zurückfahren. Hierzu gehört unter anderem der Versicherer Axa, aber auch die Deutsche Bank oder die Bank of America.

Aktiver Dialog angestrebt
Für die Anlage der Versichertengelder hat sich die Allianz zum Ziel gesetzt, ihre handelbaren Anlagen in allen kohlenstoffintensiven Branchen klimaneutral zu strukturieren. Unternehmen, denen es in den kommenden Jahrzehnten nicht gelingt, ihre Treibhausgasemissionen an das Zwei-Grad-Ziel anzupassen, sollen Schritt für Schritt aus dem Portfolio fallen.

Allerdings strebt der Versicherer dabei den aktiven Dialog mit den Unternehmen an. Im Bereich Schaden und Unfall verzichtet die Allianz mit sofortiger Wirkung auf die Einzelversicherung von Kohlekraftwerken und -minen im Bau oder Bestand. Unternehmen, die Strom aus mehreren Quellen erzeugen, wie Kohle, andere fossile Brennstoffe oder erneuerbare Energien, werden zunächst weiter versichert und individuell auf Basis definierter Nachhaltigkeitskriterien geprüft.

Nachhaltigkeit muss auf alle Geschäftsbereiche ausstrahlen
Beim Thema Nachhaltigkeit besteht nach Meinung der Springer-Autoren Meike Frese und Bernhard Colsman sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene in Politik und Gesellschaft dennoch kein Konsens. Sie schreiben im Kapitel "Nachhaltigkeitsmanagement" des Buches "Nachhaltigkeitsreporting für Finanzdienstleister" (Seite 28): "Nicht nur Unternehmen bewegen sich daher in einem permanenten Spannungsverhältnis. Insbesondere im Finanzsektor kommt ein weiterer Punkt hinzu – die Grenze der Verantwortung: Inwieweit kann ein Finanzinstitut für die Entscheidungen seiner Kunden verantwortlich gemacht werden bzw. unter welchen Gesichtspunkten kann es Handlungen eines Kunden ablehnen? Auch wenn einzelne Entscheidungen eines Institutes vor dem Hintergrund dieser Spannungsverhältnisse nie völlig widerspruchsfrei sein können, so ist es gerade in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung, wie "Nachhaltigkeit" und der Umgang damit unternehmensindividuell defniert werden." Nachhaltigkeit sei dabei kein separates Ziel, sondern integraler Bestandteil der Geschäftsstrategie, so die Autoren weiter.

Auch die Allianz hat nach eigenen Angaben eine Klimastrategie entwickelt, die die Integration des Pariser Zwei-Grad-Ziels in allen relevanten Geschäftsaktivitäten der Gruppe sicherstellen soll. Die zugrundeliegenden Methoden und Ziele entwickelt das Unternehmen bis Ende 2018 gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Unternehmen im Rahmen des Non-Profit-Netzwerks Science Based Target Initiative (SBTi). Der bisherige ESG-Ansatz (Environment Social Governance) werde damit konsequent weiter geführt, heißt es. Dabei habe man auch Investitionen in neue Technologien im Blick.

Autor(en): Angelika Breinich-Schilly, Christian Kemper

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