Inflationsgeschützte Anleihen als möglicher Ausweg aus dem Zinsdesaster

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Die Zinsen bleiben auf absehbare Zeit niedrig. So jedenfalls die Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (DIW) von Dezember 2018. Was das für die Verbaucher bedeutet, kommentiert Andreas Feldmann. Seiner Ansicht nach gibt es aber Auswege aus diesem Dilemma.

Selbst bei einem Ausstieg der Europäischen Zentralbank (EZB, siehe auch Bild) aus der expansiven Geldpolitik liege das Potenzial für Zinssteigerungen gerade mal bei 1,3 Prozent, so die DIW-Studie. Mit Blick auf den demografischen Wandel werde der Realzins 2050 sogar auf 0,0 Prozent geschätzt. Der Realzins veranschaulicht das große Problem, dem sich Kapitalmarkt und Gesellschaft gegenübersieht – die Inflation.

Linker zahlen fixen Kupon und variable Komponente

Für Anleger bedeute das: Zinsen gibt es keine, eine gefühlte Inflation jedoch schon. Real folge daraus ein garantierter Wertverlust. Eine in diesem Zusammenhang immer häufiger diskutierte Möglichkeit zur Investition sind inflationsgeschützte Anleihen, so Feldmann. Diese auch „Linker" genannte Wertpapiere zahlen neben einem fixen Kupon eine variable Komponente, welche zum Beispiel an den harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gekoppelt ist. Sowohl Zins als auch Nominal werden mit der so genannten Indexverhältniszahl multipliziert. Auf diese Weise soll der Anleger vor stärkeren Anstiegen des allgemeinen Preisniveaus geschützt werden.

Doch wann lohnt sich die Investition in eine inflationsgeschützte Anleihe? Es gebe konkrete Szenarien, welche zu einem Anlageerfolg führen: Linker sind erfolgreich in einem Umfeld sinkender oder gleichbleibender Zinsen am Rentenmarkt bei gleichzeitig steigenden Erwartungen der Inflation. Bereits die Erwartung steigender Zinsen könne hier zu direkten Kursverlusten führen. Wage man einen Ausblick auf 2019, sind Linker im Euroraum jedoch eine legitime Investitionsmöglichkeit.

Verfahrene Lage innerhalb der Eurozone muss berücksichtigt werden

Lag die Gesamtinflation in 2018 bei 1,8 Prozent und somit bereits nahe dem Ziel der EZB, verharrte die Kerninflation bei gerade einmal ein Prozent. Darüber hinaus müsse man sich die verzwickte politische Lage innerhalb der Eurozone anschauen. Während in den führenden Volkswirtschaften Europas die Stimmen für erste Zinserhöhungen lauter werden, würden höhere Zinsen die Staaten der europäischen Peripherie schnell in Bedrängnis bringen.

Italien verhindert nachhaltigen Umschwung in der Zinspolitik

Die EZB stehe daher vor allem mit Blick auf das Time Lag (Anmerkung der Redaktion: Zeitspanne zwischen der Veränderung einer wirtschaftlichen Größe und der Auswirkung dieser Veränderung auf eine andere Größe) ihrer Handlung bis zur Wirkung in der Realwirtschaft vor der Problematik, dass sie die Zinsen grundsätzlich graduell erhöhen müsste, dies aber nicht möglich ist. So erlaube beispielsweise die prekäre Situation um den Staatshaushalt in Italien es aktuell nicht, einen nachhaltigen Umschwung in der Zinspolitik einzuleiten. Die Inflation könnte somit weiter steigen, ohne dass die Notenbank hier mit Zinserhöhungen Gegenmaßnahmen einleiten könnte.

Keine Generallösung für alle Zeiten

Inflationsausgleich trifft erst einmal den Nerv eines eher vorsichtigen deutschen Anlegers. Im aktuellen Umfeld kann eine Investition zum Beispiel über einen Indexfonds (ETF) als sinnvolle Ergänzung der Rentenseite eines gut diversifizierten Depots dienen. Eine Generallösung für jetzt und die Zukunft sei diese Anlageklasse jedoch nicht.

Quelle: V-Bank AG

Autor(en): Andreas Feldmann ist Portfoliomanager bei der B & K Vermögen GmbH in Köln

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