Neues Rating der Lebensversicherer

Die Auswirkungen der Banken- und Kapitalmarktkrise für deutsche Lebensversicherer sind zwar spürbar, führten bislang aber nicht zu dramatischen Konsequenzen, ergab das neue Unternehmens-Rating von Morgen & Morgen (M&M), Hofheim. Da die Versicherer neben den Kapitalanlagen noch über weitere Ertragsquellen, wie Risiko- und Kostenüberschüsse, sowie über finanzielle Puffer verfügen, sank die Ablaufrendite 2008 nur leicht – auf 4,14 Prozent (2007: 4,24 Prozent).

"Das ist ein gutes Ergebnis im Jahr der Krise", meint Geschäftsführer Joachim Geiberger. Das neue Rating offenbart: Unter 77 Gesellschaften bekommen nur acht die Höchstnote von fünf Sternen und damit ein ausgezeichnetes Resultat: Allianz, Asstel, Cosmos, Debeka, Europa, R + V, R + V a.G. sowie Volkswohl Bund. Ebenfalls acht Gesellschaften wurden als nur stark unterdurchschnittlich bewertet und bekamen lediglich einen Stern - gleichbedeutend mit einem "sehr schwachen" Urteil: Arag, Delta Lloyd, Familienfürsorge, Inter, Münchener Verein, Universa, Victoria und VPV.

Interne Daten bleiben außen vor
Das M&M-LV-Unternehmens-Rating basiert einzig auf dem Vergleich externer Daten aus den Geschäftsberichten der letzten fünf Jahre. Interne Daten aus den Unternehmen fließen dabei nicht ein. Es wird bewertet, wie gut die Bilanzkennzahlen der Unternehmen relativ zu denen der übrigen Unternehmen sind. Dabei werden nur Gesellschaften berücksichtigt, die auch kapitalbildende Tarife in nennenswerter Zahl anbieten. Reine Risiko-Versicherer wie Dialog oder reine Fondspolicen-Anbieter wie Skandia werden nicht berücksichtigt. Grund: Beim Rating geht es prinzipiell um die Aussagekraft, ob ein Versicherer eine hohe Überschussbeteiligung erzielen kann.

Im Langjährigkeits-Rating des Marktbeobachtungsdienstes map-report (Artlenburg) wurden 51 Gesellschaften, die mindestens 30 Jahre am Markt operieren, bewertet (map-report 717 – 718). Davon bekamen acht Anbieter eine hervorragende Note, die mit M&M weitgehend übereinstimmen: Allianz, Asstel, Cosmos, Debeka, Europa, R + V sowie HUK-Coburg und DEVK a.G. Der Volkswohl Bund schnitt bei map-report etwas schlechter als bei Morgen & Morgen ab -mit der Note "sehr gut"; die R + V a.G. wurde nicht gesondert bewertet. Das niedrigste Testat ("befriedigend") schafften elf Anbieter, darunter auch die von Morgen & Morgen als sehr schwach benoteten Victoria und Inter, darüber hinaus auch HDI-Gerling, Aachen-Münchener, Concordia, Iduna, BBV, Gothaer und Ideal. Die Ergebnisse basieren beim map-report auf der Datensammlung der vergangenen 12 Jahre. Einige Gesellschaften haben allerdings wiederum die Daten verweigert und sind somit womöglich einer schlechten Bewertung entgangen - etwa AXA, Nürnberger, Deutscher Ring, ARAG oder Delta Lloyd.

Wie das Rating von Morgen & Morgen erscheint auch das Wirtschaftswoche-Finsinger-Rating, das ebenfalls die Finanzstärke der Anbieter aus Kundensicht beurteilt, traditionell Ende Oktober. In diesem Jahr dürfte es jedoch noch bis Mitte November dauern, wie zu hören ist. Dabei kommt es vor allem auf eine Kennzahl an, die der Wiener Wirtschaftsprofessor Jörg Finsinger erarbeitet hat. Sie misst, wie viel Rendite ein Lebensversicherer in Zukunft für seine Kunden erwirtschaften kann. Mathematischer Ansatz ist das so genannte RORAC-Modell (return on risk adjusted capital).

Mehr zum Thema gibt es in der November-Ausgabe des Versicherungsmagazins sowie in der Dezember-Ausgabe.

Autor(en): Detlef Pohl, Versicherungsmagazin.de

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