Verdrängungswettbewerb bei Kassen

Die Meinung der Versicherten über die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist nach einer Umfrage unter gut 2.000 Versicherten durch das Marktforschungsinstitut Heute und Morgen GmbH in Kooperation mit den Gesundheitsforen Leipzig eher schlecht. Mehr zwei Drittel sind der Meinung, dass die Leistungen der GKV immer mehr gekürzt werden. Und gut die Hälfte glaubt, dass die Kassen sich ohnehin kaum voneinander unterscheiden.

Misstrauen gegen Preishoheit
Zu dem naheliegenden Schluss, dass die GKV wieder mehr Souveränität braucht und die Beiträge selbst festlegen sollte, um mehr Leistungen und mehr Unterschiede im Wettbewerb zu bieten, kommt dagegen nur eine Minderheit der Befragten. 24 Prozent lehnen dieses mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz abgeschaffte Element des Wettbewerbs komplett ab, weitere 33 Prozent sind sich ihrer Meinung nicht sicher

Wie in vielen anderen Bereichen auch - beispielsweise bei der privaten Versicherung -, fallen Fernbild und Nahbild deutlich auseinander. Denn dieselben Befragten schätzen zu mindestens drei Vierteln die Leistungen ihrer eigenen Krankenkasse als gut ein - kompetente Beratung, guter Service, freundliche Mitarbeiter und gute Erreichbarkeit werden in aufsteigender Reihenfolge von zwischen 75 und 83 Prozent der Versicherten bestätigt.

Rund die Hälfte ist wechselerfahren
Das heißt allerdings nicht, dass es nicht auch eine ausgeprägte Wechselbereitschaft gibt. 49 Prozent der Befragten gaben an, schon mindestens einmal (27 Prozent) oder sogar mehrmals (22 Prozent) die Kasse gewechselt zu haben. Aktuell zeigen sich 14 Prozent oder hochgerechnet zehn Millionen Versicherte bereit, sich eine neue Kasse zu suchen.

Motive für einen Wechsel sind vor allem ein größerer Leistungsumfang (72 Prozent) und finanzielle Anreize wie zum Beispiel Bonuszahlungen (55 Prozent). Besonders hervortun können sich danach Kassen, die individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) oder auch die Kosten von Zahnreinigungen übernehmen. Auch typische Leistungen privater Zusatzversicherungen wie die Behandlung in Privatkliniken, alternative Behandlungsmethoden oder Zahnersatz stehen bei vielen Versicherten auf dem Wunschzettel. Einen besonderen finanziellen Reiz übt die Idee einer spürbaren Rückzahlung von Beiträgen als Belohnung für regelmäßige Vorsorge aus.

Bedarf an unabhängiger Beratung
Allerdings gibt es auch Hindernisse, die Versicherte vom Krankenkassenwechsel abhalten. Für mehr als die Hälfte ist das Gesamtangebot zu unübersichtlich. Sie würden explizit gerne unabhängige Beratung erhalten, welche Kasse für sie geeignet ist. Auch ist die Sorge vor dem sprichwörtlichen Kleingedruckten groß, das bei einem Wechsel übersehen werden könnte. Offensichtlich besteht auch im Markt der GKV ein Bedarf an unabhängiger Beratung und Vermittlung gegen Honorar.

Den Kassen selber empfiehlt Tanja Höllger, Geschäftsführerin von Heute und Morgen, "eine intensive Auseinandersetzung mit den Beweggründen, Bereitschaften und Anreizkriterien für einen Kassenwechsel", damit sie im Wettbewerb bestehen. Dazu gehört auch eine gute Information der "Bestandskunden" über das Leistungsangebot, ergänzt Beatrice Blankschein, Referentin bei den Gesundheitsforen Leipzig.

Zur Studie „Trends in der GKV-Mitgliedergewinnung“ gibt es auf den Internetseiten von Heute und Morgen nähere Informationen (www.heuteundmorgen.de/frontend/media/files/studienflyer-trends-in-der-gkv.pdf).

Bildquelle: © Chris Beck/

Autor(en): Matthias Beenken

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