Aufgeben gilt nicht!

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Demografischer Wandel, unbesetzte Ausbildungsplätze oder unzureichende berufliche Qualifikation – der Fachkräftemangel in Deutschland hat viele Ursachen. Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wird es immer schwieriger, im Wettbewerb um Personal zu bestehen. Aufgegeben haben sie ihr Engagement aber noch nicht. Das zeigt eine aktuelle Studie der Gothaer.

53 Prozent der befragten kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland geben in der KMU-Studie der Gothaer an, Schwierigkeiten zu haben, Arbeitskräfte zu finden und an ihr Unternehmen zu binden. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als im Vorjahr und 13 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2021.

Auffällig dabei sind die Unterschiede zwischen kleinen und größeren Unternehmen: Während 29 Prozent der Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitenden vor dieser Herausforderung stehen (plus ein Prozentpunkt im Vergleich zu 2022), sind es bei den Unternehmen mit einer Größe von elf bis 20 Mitarbeitenden schon mehr als die Hälfte (51 Prozent; plus sieben Prozentpunkte). Bei mittleren und größeren Unternehmen mit einer Belegschaft von 21 bis 200 bzw. 201 bis 500 Personen ist das Problem der Mitarbeitergewinnung und -bindung noch ausgeprägter. Im Vergleich zu 2022 sind bei ihnen die Werte um sieben beziehungsweise 17 Prozentpunkte auf 65 beziehungsweise 71 Prozent gestiegen.

Angesichts des drastischen Arbeitskräftemangels ist eines sicher: Unternehmen können sich Tatenlosigkeit beim Thema Arbeitgeberattraktivität nicht mehr leisten. Das bestätigen auch die Studienergebnisse. Nur noch sechs Prozent der befragten Unternehmen ergreifen keine Maßnahmen. Im Vorjahr waren es noch 18 Prozent.

Personalsituation KMU Gothaer

Immer mehr Menschen erwarten von ihren Arbeitgebern mehr Flexibilität

Die meistgenutzte Möglichkeit, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden sind flexible Arbeitszeiten. 47 Prozent der befragten Unternehmen, und damit drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr, setzen auf Vereinbarungen, die von einer festgelegten Kernarbeitszeit abweichen. Denn immer mehr Menschen erwarten auch von ihren Arbeitgebern mehr Flexibilität, um unterschiedlichen Lebensmodellen gerecht zu werden. Dazu gehört auch das Homeoffice. Mit 41 Prozent, ebenfalls ein Plus von drei Prozentpunkten gegenüber 2022, ist die Möglichkeit von zu Hause aus zu arbeiten, die zweitbeliebteste Maßnahme, um Personal zu binden und zu finden.

Versicherer sehen sich in der Pflicht, stärker aufzuklären

30 Prozent der KMU bieten ihren Mitarbeitenden inzwischen eine betriebliche Altersversorgung (bAV) an, ebenso viele wie im Vorjahr. Sie ist damit die beliebteste Versicherung zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität und ein etabliertes Mittel zur Personalgewinnung und -bindung. Auffällig sind jedoch die Unterschiede zwischen den Unternehmensgrößen. Während 43 Prozent (plus drei Prozentpunkte) der Großunternehmen eine bAV im Programm haben, sind es bei den Kleinstunternehmen nur zwölf Prozent (2022: 13 Prozent). „Viele kleine Unternehmen wissen wahrscheinlich nicht, dass sie das Angebot einer bAV auch mit einer verhältnismäßig kleinen Mitarbeitendenanzahl wahrnehmen können. Hier sehen wir uns als Versicherer in der Pflicht, stärker in die Aufklärung zu gehen“, sagt Oliver Brüß, Vertriebsvorstand der Gothaer.

Auch Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten (27 Prozent; minus ein Prozentpunkt) werden gerne geboten, gratis Obst und Getränke (24 Prozent; plus zwei Prozentpunkte) sowie Zeitwertkonten (18 Prozent; erstmals abgefragt).

 Auch die betriebliche Krankenversicherung ist weiterhin angesagt

Deutlich gestiegen ist der Anteil der Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden eine betriebliche Gesundheitsförderung anbieten. Waren es im vergangenen Jahr noch 13 Prozent der Unternehmen, so sind es in diesem Jahr bereits 18 Prozent. Auch die betriebliche Krankenversicherung (bKV) legt weiterhin zu. Mittlerweile setzen 14 Prozent der Arbeitgeber, ein Plus von einem Prozentpunkt, diese als Maßnahme zur Gewinnung und -bindung der potenziellen Mitarbeitenden ein.

13 Prozent (plus zwei Prozentpunkte) der Unternehmen setzen auf eine betriebliche Unfallversicherung für ihre Belegschaft, die über die gesetzliche Absicherung hinausgeht. Sie liegt damit gleichauf mit dem Jobticket.

Hintergrundinformationen

2023 befragte die Gothaer Versicherung wieder deutsche KMUs in einer Online-Befragung nach aktuellen Trends und Meinungen. Im Zeitraum vom 19. Januar bis 1. Februar 2023 haben 1.023 Personen teilgenommen, die in ihren Unternehmen für das Thema Versicherungen (mit-) verantwortlich sind. Verantwortliches Institut war "Heute und Morgen" aus Köln.

Quelle: Gothaer

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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