Die Lebensversicherung braucht neue Produkte

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Warum die Entwicklung neuer Lebensversicherungsprodukte unvermeidlich ist, erläuterte Professor Dr. Heinrich R. Schradin (Bild) in seiner Rede bei der Preisverleihung des diesjährigen Innovationspreises der Assekuranz an der Universität zu Köln.

Keine gute Nachrichten hatte Professor Dr. Heinrich R. Schradin, geschäftsführender Direktor des Instituts für Versicherungswissenschaft an der Universität zu Köln und Jurymitglied des Innovationspreises der Assekuranz, für die deutschen Lebensversicherer parat. Diese verfügten über zu wenig Eigenkapital, um die Risiken des etablierten Geschäftsmodells tragen zu können, denn
dauerhaft niedrige Zinsen gefährdeten die Garantiezusagen der Lebensversicherer und
die ökonomische Bewertung langfristiger Verträge werde dem traditionellen Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherer nicht mehr gerecht.

Risiken werden nicht angemessen vergütet

"Eigentlich muss man Eigenkapital zum Verdienen bringen", erkärt Schradin. Das traditionelle Geschäftsmodell der Lebensversicherung sei jedoch aus Unternehmenssicht nicht profitabel, denn die mit den Garantiezusagen verbundenen Risiken (Kapitalbedarfe) würden nicht angemessen vergütet. Konsequentes Bestandsmanagement sei zwar notwendig, aber nicht hinreichend. Fazit: Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten sei die Entwicklung neuer Lebensversicherungsprodukte oder gar neuer Geschäftsmodelle unvermeidlich.

Lebensversicherung ist nicht profitabel
Der Hochschullehrer bemängelte die mangelnde Profitabilität der Lebensversicherung bei den derzeitigen Marktverhältnissen. Hier gebe es drei Gründe:
- Das Kapitalanlageergebnis habe an Bedeutung verloren und sinke weiter.
- Wesentliche Überschussquelle sei das biometrische Ergebnis, die Versicherten seien nun mit mindestens 90 Prozent daran zu beteiligen.
- Die Absenkung des Höchstzillmersatzes von 40 auf 25 Promille führe zu negativen Kostenergebnissen.

Neue Produktkonzepte notwendig
Nur ein Neugeschäft mit geringeren und flexiblen Finanzgarantien ermögliche langfristig die Stabilisierung der Eigenmittel und reduziert langfristig die Risikokapitalanforderungen. Schradin stellte dabei neue Produktkonzepte bei geringerem Garantieumfang vor, die zugleich im Interesse von Kunden und Eigentümern seien:
- rollierende (ein- oder mehrperiodige) Zinsgarantien,
- aufgeschobene biometrische Garantien wie bei der Allianz,
- Garantiekonzepte in Kooperation mit Rückversicherungspartnern wie bei Ergo,
- fonds- und indexgebundene Produkte mit Garantien aus den Finanzmärkten (Höchststandsgarantie, dynamische Hybridprodukte, Variable Annuities),
- fondsgebundene Produkte ohne Garantie,
- Volatilitätsglättung im Vordergrund und Garantieverzicht wie bei der Alten Leipziger) oder
- Flexibilisierung in der Auszahlungsphase wie bei Axa.

Bild: © Dirk Uebele

Autor(en): Bernhard Rudolf

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