Mehr Vorsorge: Hürden wachsen deutlich

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Die zusätzliche Risiko- oder Altersvorsorge dürfte es nun sehr schwer haben. Die Menschen in Deutschland sind zunehmend pessimistisch. Grund sind der Krieg in der Ukraine und die Inflation.

So fühlt sich die Mehrheit der Bevölkerung durch die Inflation belastet. Elf Prozent geben an, dass sie "sehr stark" belastet sind, 37 Prozent stellen noch eine „starke" Belastung fest und ebenfalls 37 Prozent fühlen sich bisher "weniger stark" belastet. Das geht aus einer Umfrage von Allensbach für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.

Starker Stimmungseinbruch zu verzeichnen

Für die repräsentative Untersuchung „Generation Mitte 2022“ haben die Demoskopen zwischen Ende September und Anfang Oktober insgesamt 1.050 Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 59 Jahren befragt. Nach Einschätzung von Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, gibt es einen regelrechten „Stimmungseinbruch“. Der Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine, die Inflation und die Energieknappheit führen dazu, dass erstmals die Pessimisten bei der jährlich durchgeführten Meinungsumfrage in der Mehrheit sind. Hier ziehen 38 Prozent die Bilanz, dass es ihnen heute schlechter geht als vor fünf Jahren; lediglich 33 Prozent sind der Ansicht, es geht ihnen besser (siehe Grafik unten).

Langzeitvergleich: Erstmals dominieren Pessimisten

Pessimisten dominieren

„Die Generation Mitte ist durch die aktuellen Krisen und deren wirtschaftliche Folgen stärker verunsichert als durch die Corona-Pandemie“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen (siehe: Langzeitvergleich). Für Versicherungsvermittler dürfte es daher im Jahresendgeschäft 2022 besonders schwer werden, die Bürger von der Notwendigkeit einer ausreichenden Risiko- und Altersvorsorge zu überzeugen. Vor allem der hohe Aufwand etwa für die Arbeitskraftsicherung und für eine zusätzliche private Rente dürften viele derzeit scheuen, wenn sie den „Gürtel allgemein enger schnallen“ müssen.

Die Bürger fordern mehr Staat

Eine deutliche Mehrheit der Bürger ist nicht mit den staatlichen Entlastungsprogrammen zu Inflationsbekämpfung zufrieden. 78 Prozent befürworten eine Ausweitung der staatlichen Maßnahmen. Insgesamt hätten die 30- bis 59-Jährigen heute vielmehr als noch vor einem Jahr den Eindruck, dass ihre Interessen von der Bundesregierung nicht ausreichend berücksichtigt werden. Während das Stimmungsbild vor einem Jahr geteilt war, haben heute nur noch 14 Prozent den Eindruck, dass die Regierung die Interessen der mittleren Generation ausreichend berücksichtigt. 61 Prozent erheben dagegen den Vorwurf, dass ihre Interessen nur unzureichend berücksichtigt werden. Der GDV verweist aber darauf, dass die Folgen der Krise für die deutsche Wirtschaft gar nicht so dramatisch sind, wie befürchtet. Asmussen: „Der Oktober war wärmer als erwartet, die Gasspeicher sind gefüllt und die Konjunkturentwicklung war im dritten Quartal überraschend knapp positiv.“

Furcht, dass Ersparnisse entwertet werden

Rund 45 Prozent der Bürger rechnen damit, dass durch die Inflation ihre Ersparnisse entwertet werden. Diese Befürchtung ist nicht unbegründet. Wer in Zeiten von Preissteigerungen seinen Lebensstandard auch im Alter halten will, muss daher mehr vorsorgen oder auch am Kapitalmarkt stärker ins Risiko gehen. Daher könnten Fondspolicen für die Altersvorsorge weiterhin einen Markt haben. Das gilt aber für einen immer kleiner werdenden Kreis von Haushalten. Denn das zusätzliche Sparen muss man sich noch leisten können.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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