Sigma-Studie: Versicherer sind innovativer als ihr Ruf

Swiss Re hat ihre jüngste sigma-Studie mit dem Titel "Produktinnovation in der Nichtlebensversicherung: Von kleinen und grossen Innovationen" veröffentlicht. Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen dieser lautet: Produktinnovationen im Nichtleben-Sektor kommen viel häufiger vor als allgemein angenommen.

Diese Innovationen erfolgten in der Regel aber schrittweise und im Rahmen einzelner Geschäftabschlüsse. Mit anderen Worten: Innovation eher "im Kleinen" als "im Grossen".

Eine Innovation muss einen Wert generieren
Weitere Resultate der Studie: Dem Begriff "Innovation" begegne man überall, doch nicht alle Menschen verstünden dasselbe darunter. Darren Pain, Ökonom bei Swiss Re und Autor der sigma-Studie, sagt: "Innovation bezieht sich auf die Einführung von etwas Neuem, das eine Verbesserung gegenüber dem Status quo darstellt." Dabei muss nicht unbedingt etwas gänzlich Neues entstehen. Innovation kann nämlich nicht nur in der Ausarbeitung einer Idee zu einem marktfähigen Produkt (Produktinnovation) bestehen, sondern auch in der Veränderung von Prozessen (Prozessinnovation). Wesentlich sei dabei, dass eine Innovation Wert generiert.

Wahre Innovationskraft der Versicherer oft verkannt
In der Umfrage hätten viele Versicherer angegeben, dass sie neue oder verbesserte Produkte eingeführt hätten – wobei die Innovationen meist nur für das Unternehmen, nicht aber für den Markt gelten würden. Die Versicherer hätten das schlechte Image, nicht innovativ zu sein. Doch vielfach werde nicht erkannt, welche Bandbreite an Risiken von den Versicherern im normalen Geschäftsverlauf abgedeckt würden. Neue Risikodeckungen wie Cyber- oder Lieferketten-Versicherungen, aber auch die alternativen Risikotransferinstrumente stellten alle wichtige Innovationen dar.

Innovationen kommen schrittweise und sind evolutionär
Dennoch, die meisten Produktinnovationen im traditionellen Versicherungsgeschäft erfolgten schrittweise oder evolutionär und basierten auf bestehender Expertise und Infrastruktur. Die bedeutendsten schrittweisen Innovationen im Versicherungswesen beträfen drei breit gefasste Kategorien: Anpassungen bei den Versicherungsbedingungen, Bündelung oder Entbündelung von Risikodeckungen und Policen auf der Grundlage von parametrischen Triggern.Transaktionsbezogene Innovation werde bisweilen eher als Produktflexibilität, denn als Innovation per se bezeichnet. Doch damit werde ihrer Bedeutung nicht Genüge getan.

Der Swiss-Re-Experte erklärt: "Für die Kunden sind solche Policenanpassungen unter Umständen von grosser Bedeutung, zum Beispiel wenn es darum geht, bestehende Risiken neu zu fassen und so ihre Versicherbarkeit (weiterhin) zu gewährleisten. Innovationen tragen auch zur Ausscheidung nicht benötigter Deckungen bei, indem die Risikoaufnahmekapazität eines (Rück-)Versicherers zur Reduktion der Versicherungskosten genutzt wird."

Große Innovationen entstehen oftmals unter Druck
Inwieweit die Versicherer neue Produkte entwickeln könnten oder sollten, hänge von einer Mischung aus technischen, marktbezogenen und organisatorischen Faktoren ab. So könnten ungewöhnlich hohe Schadenansprüche die Kapitaldecke der Versicherer übergebührend strapazieren. Versicherer müssten deshalb Vorsicht walten lassen, wenn sie neue Deckungen übernähmen oder bestehende Risikodeckungen anpassten. Überdies bestünde auch für hochinnovative Produkte nicht immer genügend Nachfrage seitens der Kunden, sodass "grosse" Innovationen oftmals erst unter Druck von außen erfolgten, zum Beispiel aufgrund einer neuer Gesetzgebung oder Veränderungen im Steuerumfeld.

Quelle: Swiss Re

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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