Verbundene Wohngebäudeversicherung: Sorgenkind der Branche

Der kontinuierlich steigende Schadenaufwand in der Elementarschadenversicherung macht den Schaden- und Unfallversicherern zu schaffen. Seit längerem würden jährlich durchschnittlich 400 Millionen Euro mehr an Prämie benötigt, um zu einem ausgeglichenen Ergebnis zu kommen. Da dies nicht zu schaffen ist, summierte sich der versicherungstechnischer Verlust in der verbundenen Wohngebäudeversicherung (zu der die Elementarversicherung gehört) in den vergangenen zehn Jahren auf inzwischen vier Milliarden Euro.

"Die verbundene Wohngebäudeversicherung ist unser Sorgenkind", sagte Dr. Robert Pohlhausen, Vorsitzender des Hauptausschusses Schaden- und Unfallversicherung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), im Gespräch mit Journalisten in Berlin. Er verwies darauf, dass die verbundene Wohngebäudeversicherung 2008 mit einem Verlust von 300 Millionen Euro abgeschlossen habe. In den vergangenen zehn Jahren habe es nur einmal einen versicherungs-technischen Gewinn gegeben. Insgesamt seien zugleich Verluste von über vier Milliarden Euro verzeichnet worden. "Angesichts des in dieser Sparte herrschenden drastischen Wettbewerbs kann von einer wertorientierten Steuerung nicht die Rede sein", sagte Pohlhausen, der im Geschäftsalltag Vorstandsvorsitzender der VGH in Hannover ist.


Wetter wird immer unberechenbarer
Ursächlich für den schlechten Verlauf der Sparte seien neben dem harten Wettbewerb die kontinuierlich steigenden Schadenaufwendungen - vor allem in der Elementarschadenversicherung. Das unberechenbare Wetter mit immer häufigerem Starkregen, Hagelschlag und orkanartigen Stürmen hinterließen deutliche Spuren.In diesem Zusammenhang erinnerte Pohlhausen an die heftigen Schneefälle im Süden Bayerns, die auch die Eissporthalle in Bad Reichenhall zum Einsturz gebracht hatten. Sie verursachten im Winter 2006 einen Schadenaufwand von 70 bis 100 Millionen.

Im Juni 2006 mussten die Versicherer nach einem einzigen Hagelunwetter im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen 225 Millionen Euro für Sachschäden aufbringen. Im Januar 2007 fegte "Kyrill", der kräftigste Wintersturm seit 30 Jahren, über Deutschland hinweg und verursachte Versicherungsschäden von insgesamt 2,23 Milliarden Euro. "Die verbundene Wohngebäudeversicherung war mit einem Schadenaufwand von 1,45 Milliarden Euro betroffen", sagte Pohlhausen.

Doch damit nicht genug. Im Sommer 2007 verursachte Starkregen in Bayern und Thüringen Schäden von rund 86 Millionen Euro. Und im März des vergangenen Jahres schließlich brachte der Sturm "Emma" Schäden von einer halben Milliarde Euro mit sich.Wetter-Experten hätten längst festgestellt, dass sich Deutschland in zwei Sturmzonen teile. "Die unterschiedliche Exponierung in den beiden Sturmzonen drückt sich natürlich auch in einem unterschiedlichen Prämienniveau für die dort liegenden Gebäude aus", betonte Pohlhausen.


Broschüre soll mehr Eigenvorsorge animieren
Der GDV hat nun eine Broschüre mit dem Titel "Land unter" herausgegeben, um zu mehr Eigenvorsorge anzuregen und auch den richtigen Versicherungsschutz aufzuzeigen. Wenn Starkregen die Kanalisation überlastet oder sich Wasser auf einer Geländeoberfläche ansammelt, könnte beispielsweise der Einbau einer Rückstausicherung Schlimmeres verhindern.Schließlich sollten Hausbesitzer über die Wohngebäudeversicherung hinaus mit einer Zusatzpolice Elementarschäden absichern. Generell könnten auch über eine zusätzliche Ergänzung der Hausratsversicherung die Folgen von Überschwemmungen und Rückstau versichert werden.

"Bevor die Hausratversicherung Schadenersatz leistet, müssen Sie eine Übersicht des vom Wasser beschädigten oder zerstörten Eigentums vorlegen", heißt es in der GDV-Broschüre. Es empfehle sich eine ausführliche Dokumentation des Schadens. Vor allem aber sollten beschädigte oder zerstörte Gegenstände erst nach Rücksprache mit dem Versicherer entsorgt werden.

Autor(en): Ellen Bocquel

Alle Branche News