Versicherungsbetrüger mit KI entlarven

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Versicherer wehren sich immer öfter mit Künstlicher Intelligenz (KI) gegen Betrüger. Die Täter nutzen die KI ebenfalls. Verbraucherschützer befürchten, dass die automatischen Systeme auch fälschlicherweise Kundinnen und Kunden unter Verdacht stellen könnten.

Auf über sechs Milliarden Euro schätzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) den jährlichen Schaden durch Versicherungsbetrug. Die Summe nimmt zu, weil die Schadenkosten steigen. "Mit den insgesamt steigenden Leistungen in der Schaden- und Unfallversicherung gehen auch die Kosten für Betrugsfälle nach oben", sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Bislang taxierten die Versicherer den Schaden noch auf rund vier bis fünf Milliarden Euro jährlich. Der Anteil der Verdachtsfälle an allen Schadenmeldungen sei aber mit geschätzten zehn Prozent unverändert.

50 Prozent der dubiosen Schäden entfällt auf die Autoversicherung

Die Hälfte der dubiosen Schäden entfällt laut GDV auf die Kraftfahrtversicherung, der Rest auf die übrigen Sparten der Schaden- und Unfallversicherung.

Als dubios werden Schadenmeldungen bezeichnet, die nicht stimmig sind: Häufig passt die Schadenschilderung nicht zum Schadenbild, die Betroffenen machen widersprüchliche Angaben oder reichen manipulierte Kaufbelege ein.

Immer mehr KI-Systeme im Einsatz

Die Methoden der Täter hätten sich durch Internet und Digitalisierung geändert. So könne man sich zum Beispiel mit wenigen Klicks in Internetforen darüber informieren, wie eine Schadenmeldung so glaubhaft formuliert werden könne, dass der vermeintliche Schaden von einer Versicherung bezahlt werde. Gleichzeitig sei es möglich, Dokumente und Bilder zu fälschen. So gibt es beispielweise fiktive Schäden, die als "Papierschaden" nur vorgetäuscht sind. Sie hat es in Wirklichkeit nie gegeben. So behaupteten die Betrüger beispielsweise, ihnen sei ihr Fahrrad gestohlen worden. Tatsächlich hätten sie nie ein Fahrrad besessen, die eingereichten Rechnungen sind Fälschungen.

Wie Sebastian Stadie vom Beratungshaus Deloitte Insurance Group auf der Wissenschaftstagung des Bundes der Versicherten (BdV) erläuterte, ist die Betrugserkennung ein typisches Anwendungsgebiet der KI in Versicherungsunternehmen. "Durch maschinelles Lernen können ungewöhnliche Muster in Datenmengen erkannt werden und mögliche Betrugsabsichten frühzeitig abgewendet werden", so Stadie. Laut einer Umfrage der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa, dürften in drei Jahren 80 Prozent der Assekuranzunternehmen mit KI arbeiten.

Gefahr falscher Beschuldigungen

Durch KI-Systeme könnten damit Versicherte auch fälschlicherweise des Betruges beschuldigt werden. Die Versicherer müssen aber aufdecken, ob bei der Betrugsabwehr KI-Systeme zum Einsatz kommen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten sich gegen falsche Beschuldigungen unbedingt zu Wehr setzen. Andernfalls erhalten sie keinen Schadenersatz, der Versicherungsvertrag kann gekündigt werden und es droht eine Strafanzeige. Im Betrugsfall hat der Versicherer zudem die Möglichkeit, die ihm entstandenen Kosten, etwa durch Sachverständige, vom Kunden einzufordern.

"Eine Fülle von positiven Gerichtsentscheidungen hat in der jüngeren Vergangenheit gezeigt, dass bereits in Fällen, in denen der Betrug durch Indizien belegbar war, das Gericht Täter mit den Ermittlungskosten belastet hat", erläutert der GDV.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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