Auf seiner Jahreshauptversammlung in Münster forderte der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), alle Überlegungen und Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene zu einem Provisionsverbot zu verwerfen.
Erkennbar not amused zeigte sich der BVK-Präsident Michael H. Heinz auf der Versammlung über das Verhalten der EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness beim Thema Provisionsverbot. Der wortgewaltige Verbandpräsident betonte auf der heutigen Pressekonferenz, dass er und sein Verband natürlich nicht wisse, was die Kommissarin bei ihrem einstigen Vorhaben, ein Provisionsverbot anzustreben, geritten hätte. Jedenfalls sei Ihr diesbezüglicher Ansatz „fern ab jeglicher Realität“. Zudem mutmaßte der Verbandschef, dass McGuinness wahrscheinlich das deutsche Versicherungssystem nicht kenne, so dass es ihrerseits zu dieser Überreaktion gekommen sei. Heinz wörtlich: „Da kann man einfach nur noch mit dem Kopf schütteln. Kein Wunder, dass die Politikverdrossenheit zunimmt.“
Michael H. Heinz hat seine Wette gewonnen
Dass die EU-Finanzkommissarin nun am Ende doch eine Kehrtwende vollzogen hat, freut den Verband und seinen obersten Lenker, er sieht darin „einen Etappensieg" für den BVK und die deutsche Vermittlerschaft. Und die Kommissarin habe wohl auch gemerkt, dass sie auf das falsche Pferd gesetzt hätte. Schmunzelnd fügt er hinzu, dass er somit auch eine Wette gewonnen habe. Denn er hätte gewettet, dass das Provisionsverbot nicht umgesetzt würde. Eine ähnliche Wette wäre er bereits beim drohenden Provisionsdeckel eingegangen, auch hier hätte er mit seiner Vorhersage, dass dieser nicht umgesetzt würde, Recht behalten.
Auch wenn der BVK am Ende die Äußerungen der EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness, auf das Provisionsverbot zu verzichten, begrüßt, lehnt er anderweitige Forderungen, die auf eine Abkehr vom bewährten Vergütungssystem auf Provisionsbasis abzielen, ab. Denn diese würden sich nicht nur gegen das Verbraucherinteresse nach qualifizierter Beratung richten, sondern auch die Existenzgrundlage der deutschen Vermittlerinnen und Vermittler gefährden.
BVK ist für ein Nebeneinander von Provision und Honorar
Außerdem ist der Verband überzeugt, dass in der jüngsten Vergangenheit diverse Regulierungen in Kraft getreten sind, die die kritisierten Fehlanreize weitgehend eliminiert haben. Der BVK spricht sich daher für ein Nebeneinander von Provision und Honorar aus, so dass die Menschen weiterhin die freie Wahl zwischen diesen beiden Vergütungssystemen haben. Die Verbraucherinnen und Verbraucher seien einfach auch nicht bereit, plötzlich Geld für eine Beratung zu zahlen, an deren Ende nicht einmal ein Vertragsabschluss stünde.
Im Kontext der europäischen Finanzregulierung hält der BVK die vorhandenen, rechtlichen Rahmenbedingungen für ausreichend. Eine weitere Regulierung würden die Vermittlerinnen und Vermittler daher ablehnen. Denn jede neue Regelung zögen zusätzliche Verpflichtungen für Versicherungsvermittler nach sich. Dies verursache unnötige Kosten und führe zu weiteren bürokratischen Belastungen.
Kleine Rempeleien zwischen AfW, BVK und Votum
Ebenfalls leicht verschnupft zeigte sich Heinz über den Umstand, dass andere Interessenverbände, wie AfW und Votum – die er namentlich bewusst nicht nannte - den nun erzielten Erfolg in Brüssel für sich verbuchen würden. Dies sei für ihn besonders erstaunlich, da er deren Vertreter nie in Brüssel sehe. Im Gegensatz seien er und sein Verband immer wieder in Brüssel präsent und würden direkt dort vor Ort für die Interessen seiner Mitglieder stark machen.
Und dass der BVK dort und anderswo sich engagiert gegen das Provisionsverbot stemmen werde, bekräftigte er mit der Aussage: „Wir wuppen das Ding schon!“
Autor(en): Meris Neininger