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Kapitalallokation

Capital Allocation.

1. Begriff:
Zuordnung von Kapital, zumeist Eigenkapital, auf einzelne Unternehmensbereiche.

2. Merkmale: Die Kapitalallokation kann physisch oder virtuell erfolgen. Bei einer physischen Kapitalallokation wird einzelnen Unternehmensbereichen Kapital für Investitionen zugeteilt. Bei der in Finanzdienstleistungsunternehmen zumeist anzufindenden virtuellen Kapitalallokation wird einzelnen Unternehmensbereichen rechnerisch Eigenkapital zugeordnet. I.d.R. wird dazu zunächst eine Eigenkapitalgröße zu Marktwerten auf Gesamtunternehmensebene ermittelt, die die gewünschte Risikosituation (z.B. im Sinne einer akzeptierten Insolvenzwahrscheinlichkeit) gewährleistet. Diese Eigenkapitalgröße wird im Rahmen der Kapitalallokation auf einzelne Unternehmensbereiche verteilt. Hierzu wird in der Literatur eine Vielzahl von Verfahren vorgeschlagen, die häufig dem Risiko des betrachteten Unternehmensbereichs Rechnung tragen und bestimmten mathematisch-statistischen Anforderungen genügen sollen. Siehe dazu bspw. die kovarianzbasierte Kapitalallokation und die inkrementelle Kapitalallokation.

3. Ziele und Zwecke: Mit der Kapitalallokation sollen unterschiedliche Zielsetzungen erreicht werden: a) eine Risikolimitierung in dem Sinne, dass ein Bereichsmanagement nur Risiken in einer Höhe eingehen darf, bei der das allozierte Kapital mögliche Verluste in definiertem Umfang auffangen kann (Beispiel: Risikolimits auf Basis des Value at Risk im Kapitalanlagebereich).
b) Unterstützung der Produktkalkulation, indem Gemeinkosten, bei denen das allozierte Kapital als Gemeinkostentreiber verwendet wird, auf die Unternehmensbereiche und deren Produkte umgelegt werden.
c) Performance-Messung einzelner Unternehmensbereiche und deren Management, indem die Kapitalallokation als Grundlage von Performance-Maßen wie EVA® (Economic Value Added) oder RAROC dient. Bezüglich b) und c) ist kritisch anzumerken, dass das aus der Kapitalallokation folgende Ergebnis für die Produktpreise bzw. die Performance-Messung von der gewählten, nicht willkürfreien Allokationsmethode abhängt.

Autor(en): Prof. Dr. Helmut Gründl

 

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