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Behandlungsleitlinien

1. Begriff: In Form von Regeln, Hinweisen und Vorschlägen gefasste krankheits- oder symptombezogene Verhaltens- und Entscheidungshilfen für Ärzte (klinische Leitlinien) und Patienten (Patientenleitlinien), die im Einzelfall die beste medizinische Versorgung ermöglichen sollen.

2. Merkmale: Behandlungsleitlinien beschreiben unterschiedliche Formen und Verläufe einer Krankheit sowie angemessene Verfahren der Diagnostik. Sie stellen idealerweise die wissenschaftlich am besten abgesicherten (evidenzbasierten) Therapiemöglichkeiten dar.

3. Abgrenzung: Patientenleitlinien setzen die medizinischen Informationen klinischer Leitlinien laienverständlich um. Sie sollen dem Patienten helfen, Krankheitsverläufe, Untersuchungs- und Behandlungsmethoden besser zu verstehen. Letztlich sollen die Patienten annähernd gleiche Informationen im Entscheidungsprozess über diagnostische und therapeutische Möglichkeiten besitzen.

4. Ziele: Behandlungsleitlinien geben Orientierungshilfen im Sinne von „Handlungs- und Entscheidungs-Korridoren“, von denen in begründeten Fällen abgewichen werden kann.

5. Methodik: Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) hat für die Entwicklung von Behandlungsleitlinien einen dreistufigen Prozess (informeller Konsens in Expertengruppen, formaler Konsensprozess, Konsensbildung aufgrund systematischer wissenschaftlicher Bewertung) erarbeitet.

6. Aktuelle Entwicklungen und Ausblick: In der gesundheitspolitischen Diskussion wird die Forderung nach Beachtung evidenzbasierter Leitlinien in der täglichen Praxis immer nachdrücklicher erhoben. Ziel ist es, die Qualität der medizinischen Versorgung und die Transparenz über das Leistungsgeschehen zu verbessern. So sieht der Gesetzgeber bei der Entwicklung von Disease-Management-Programmen die Berücksichtigung evidenzbasierter Leitlinien vor (§ 137f SGB V).

Autor(en): Prof. Dr. Stefan Greß

 

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