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Effizientes Kapitalanlageportfolio

1. Begriff: Ein Kapitalanlageportfolio wird als effizient bezeichnet, wenn kein anderes Portfolio existiert, das bei gleicher Renditeerwartung ein geringeres Risiko bzw. bei gleichem Risiko eine höhere Rendite (Rentabilität) aufweist (Risikoaversion des Investors). Die Voraussetzung für die Existenz eines effizienten Kapitalanlageportfolios sind nicht vollständig positiv korrelierte Anlagepositionen. Dem Konstrukt eines effizienten Kapitalanlageportfolios liegt die moderne Portfoliotheorie zugrunde.

2. Portfoliotheorie: Die moderne Portfoliotheorie wurde durch die Arbeit „Portfolio Selection“ von Harry M. Markowitz aus dem Jahr 1952 begründet (Markowitz-Modell). Für seine zum Erscheinungszeitpunkt revolutionäre Arbeit wurde er 1990 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Andere Portfolio-Modelle, wie das Single-Index-Modell, das Capital Asset Pricing Model (CAPM) oder die Arbitrage Pricing Theory basieren auf Markowitz' Arbeit. Die mathematische Ermittlung des effizienten Kapitalanlageportfolios basiert auf der Annahme, dass sich jede Anlageposition durch die Parameter Erwartungswert der Rendite (μ, Rendite) und Standardabweichung der Rendite (δ, Risiko) eindeutig charakterisieren lässt. Außerdem werden aufgrund von Korrelationen entstehende Diversifikationseffekte (Diversifikation) einbezogen. Die aufgrund der angenommenen Parameter (Zinserwartung, Risikoneigung), nach denen in der Kapitalanlage optimiert wird, und deren Ausprägungen zulässigen Portfolios können grafisch in einem Rendite‑Risiko-Diagramm dargestellt werden. Dabei liegen die effizienten Kapitalanlageportfolios am Rand der Verteilung der zulässigen Portfolios. Die von den optimalen Rendite-Risiko-Kombinationen gebildete geometrische Linie wird als Effizienzlinie bezeichnet.

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Abb.: Effiziente und ineffiziente Portfolios.

Quelle: In Anlehung an Schopf, M (2009): Aktives und passives Portfoliomanagement für Asset Manager, o.O., S. 29.

Die Theorie des effizienten Kapitalanlageportfolios gilt sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis als gesichert und anerkannt. Trotzdem werden insbesondere die getroffenen Annahmen kritisch bewertet. So sind bspw. die Renditen in der Realität nicht normalverteilt und an den Kapitalmärkten gibt es Informationsasymmetrien.

3. Annahmen: Die Portfoliotheorie trifft u.a. Annahmen zu den Präferenzen des jeweiligen Anlegers hinsichtlich Risiko, Rendite und Liquidität. Der im vollkommenen Kapitalmarkt agierende Investor orientiert sich ausschließlich an den Zahlungsströmen der relevanten Anlagepositionen und den aktuellen Marktgegebenheiten. Es wird ein vollständig rationales Handeln unterstellt, das ausschließlich auf Nutzenmaximierung ausgerichtet ist.

Autor(en): Jürgen Meisch

 

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